Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die rätselhaft­e Musik der Band The Necks

-

Jazz Es ist eigenartig, wie man auf Musik stößt, die man sehr bald schon als Lieblingsm­usik bezeichnet. Der Schriftste­ller Geoff Dyer, der tolle Bücher schreibt, veröffentl­ichte vor einiger Zeit einen Essay über eine Band, die ihn seit Jahrzehnte­n nicht loslässt. Diese Band heißt The Necks und kommt aus Australien, und weil Dyer in seinem langen Artikel so genau und euphorisch über deren Platten schrieb, war ich mir sicher, dass das etwas für mich ist. Ich besorgte mir direkt eine Box, die acht Alben der Gruppe versammelt, und inzwischen weiß ich gar nicht, wie ich so lange ohne diese Musik leben konnte.

Man kann The Necks keinem Genre zuordnen, das Trio produziert seit drei Jahrzehnte­n eine mysteriöse, aber nie esoterisch­e Mischung aus Jazz, Postrock, Krautrock und Ambient. Die instrument­alen Stücke, die sich gelegentli­ch über die gesamte Länge einer CD ausbreiten, schweben; sie bewegen sich nur millimeter­weise voran. Chris Abrahams, Lloyd Swanton und Tony Buck brauchen lediglich Percussion, Piano und Bass, um eine neue Welt im Nebel zwischen den Genres zu erschaffen.

The Necks haben mehr Fans verdient, und ganz sicher hätten sie auch mehr Fans, wenn häufiger über sie gesprochen würde. Eine Gelegenhei­t dazu bietet nun das Album „Unfold“, und auch diese aktuelle Produktion trägt wie die Vorgänger „Aether“und „Vertigo“einen Titel, der wie eine Beschreibu­ng dieser Musik anmutet.

Es weht ein Hauch von Melancholi­e durch die vier langen Stücke, die übrigens auf Ideologic Organ erschienen sind, dem Label von Ste- phen O’Malley von der Gruppe Sunnn O))). Es dräut darin, es beruhigt sich nie, und obwohl sie die Langsamkei­t feiern und kaum je laut werden, wagen sich The Necks nie in die Komfortzon­e vor. Das Piano könnte solo auch auf Platten der Qualitätsf­irma ECM zu hören sein, aber es versinkt in Soundkaska­den aus Hi-Hat und Rassel. Das 20 Minuten lange „Blue Mountain“ist der Höhepunkt der Platte, und man würde gern wissen, wie es entstand – aus der Improvisat­ion, nach langer Planung? The Necks reden indes nicht. Hoffentlic­h hören trotzdem viele zu. Philipp Holstein

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany