Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kunstturnerin erhebt Missbrauchsvorwürfe
Die amerikanische Olympiasiegerin Simone Biles beschuldigt Ex-Teamarzt Larry Nassar schwer.
WASHINGTON (dpa) Auch Simone Biles, die vierfache US-amerikanische Turn-Olympiasiegerin von Rio 2016, hat ihrem ehemaligen Teamarzt Larry Nassar sexuellen Missbrauch vorgeworfen. „Ich habe keine Angst mehr, meine Geschichte zu erzählen“, teilte die 20-Jährige via Instagram mit. „Ich bin auch eine der vielen Überlebenden, die von Larry Nassar sexuell missbraucht wurden.“
Nasser, der frühere Teamarzt von USA Gymnastics (USAG), steht derzeit in den Vereinigten Staaten vor Gericht. In dem für diese Woche erwarteten Urteil droht dem 54-Jährigen eine Rekordstrafe. Mehr als 140 Turnerinnen hatten Klagen erhoben. Im November hatte Nassar zugegeben, sieben Mädchen sexuell belästigt zu haben. Dafür droht ihm eine Strafe von bis zu 125 Jahren Haft. Im Dezember war er in einem anderen Prozess wegen Besitzes von Kinderpornografie schon zu 60 Jahren Haft verurteilt worden.
Vor Biles hatten auch andere prominente Turnerinnen ausgesagt. Auch der Verband ist unter Druck geraten. Biles veröffentlichte zudem ein Statement bei Twitter, unter dem Hashtag #MeToo. Darin heißt es unter anderem: „Die meisten von euch kennen mich als glückliches, albernes und energiegeladenes Mädchen.“Zuletzt habe sie sich aber „ein bisschen gebrochen“gefühlt. „Und je mehr ich versucht habe, die Stimmen in meinem Kopf auszublenden, desto lauter haben sie geschrien.“
Zu lange habe sie sich gefragt, ob sie zu naiv gewesen sei oder ob es gar ihre Schuld gewesen sei, schreibt Biles. „Ich weiß jetzt, wie die Antwort darauf lautet. Nein. Nein, es war nicht meine Schuld.“Sie wolle und werde nicht mehr „die Schuld tragen, die Larry Nassar, USAG und anderen gehört.“
Sie wisse nun zudem, dass diese „schreckliche Erfahrung“sie nicht als Mensch definiere. „Ich bin so viel mehr als das. Ich bin einzigartig, schlau, talentiert, motiviert und leidenschaftlich.“Die Turnerin, die bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro vier Gold- und eine Bronzemedaille gewonnen hatte, forderte nun, dass solche Vorfälle nie wieder passieren dürften. An ein Karriereende denkt sie derweil aber nicht: „Ich liebe diesen Sport zu sehr und war noch nie jemand, der aufgibt.“