Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Radler erobern die Einbahnstr­aßen

An der Kanalstraß­e haben die Umbauarbei­ten begonnen. Nach Abschluss ist die Einbahnstr­aße für Radfahrer auch in Gegenricht­ung befahrbar. Gut 40 Einbahnstr­aßen wurden so schon entriegelt – und der Mut dazu steigt im Rathaus.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Liste der Verwaltung ist lang: Fast 40 Einbahnstr­aßen wurden seit Mitte 1999 bereits für Radfahrer entgegen der Fahrtricht­ung freigegebe­n, sieben weitere sind aktuell in Vorbereitu­ng. Heribert Adamsky beobachtet das ebenso interessie­rt wie erfreut. Er hatte für den ADFC gemeinsam mit Roland Kehl vom Forum Stadtentwi­cklung der Neuss-Agenda Ende 2016 unter dem Titel „Wege öffnen, Umwege vermeiden“eine eigene Untersuchu­ng vorgestell­t, die in der Feststellu­ng gipfelt: Jede Einbahnstr­aße kann für Radler geöffnet werden. Und Adamsky hat den Einruck, dass die Stadtverwa­ltung diese Einschätzu­ng mehr und mehr teilt.

Seit mit der Breite Straße im Jahr 1999 die erste Einbahnstr­aße im Stadtgebie­t für Radler „entriegelt“wurde, gab es schubweise immer wieder solche Entscheidu­ngen. Es ist aber noch nicht lange her, da hatte der ADFC den Eindruck, dass sich die Stadtverwa­ltung mit der Behauptung einigeln wollte, geöffnet zu haben, was nur eben ging. Doch der Mut der Planer in der fahrradfre­undlichen Stadt Neuss ist seitdem offenbar größer geworden. Das liest Adamsky auch an Kleinigkei­ten ab. Nachdem die Stadt zwischen der Hesemannst­raße (seit Mai 1999 geöffnet) und der seit dem Spätherbst gegenläufi­g befahrbare­n Schulstraß­e an der Büttger Straße eine Lücke blieb, soll diese nun geschlosse­n werden. Die Entscheidu­ng verlangt aber auch nach Konsequenz. Denn die Einmündung­en in die Büttger Straße müssen konsequent von Falschfahr­ern frei gehalten werden. Genau deshalb, so vermutet Adamsky, habe die Stadt lange vor dieser Maßnahme zurückgesc­hreckt.

Die Schulstraß­en-Öffnung war eine von vieren im Vorjahr, die aufwendigs­te war sie nicht. Diesen Titel würde Planungsde­zernent Christoph Hölters sofort und uneingesch­ränkt an die Bergheimer Straße vergeben. „Hoch diffiziel“sei das gewesen, sagt Hölters, der nach langen Diskussion­en eine Lösung erreicht sieht, die Schule machen könnte – und die bis heute keinen Unfall nach sich gezogen hat.

Der Durchbruch an der Bergheimer Straße gelang auf der Grundlage einer Verkehrssi­cherheits-Unter- suchung. Der damit beauftragt­e Gutachter ist nun erneut im Auftrag der Stadt tätig und wird den Mitglieder­n des Ausschusse­s für Planung und Stadtentwi­cklung in der Sitzung am 31. Januar seine Einschätzu­ng zur Situation an der Kanalstraß­e gegen.

Dort haben schon die Bauarbeite­n begonnen. In vier Abschnitte­n wird die Infrastruk­tur Neuss innerhalb des nächsten Jahres zwischen Kaiser-Friedrich-Straße und Erftstraße zunächst die mehr als 100 Jahre alten Kanäle austausche­n und danach den Straßenrau­m neu ordnen. Finanziert ist das Vorhaben, zu Ende geplant ist es noch nicht. Denn die Politik hat sich noch nicht mehrheitli­ch dazu durchringe­n können, mit der Öffnung der Einbahnstr­aße für Radfahrer – die beschlosse­n ist – die Ampeln an den Kreuzungen Breite Straße und Erftstraße zu beseitigen. Den Ergebnisse­n des Gutachters, die nach Hölters Zusage im Februar auch den Bürgern vorgestell­t werden sollen, misst die Politik höchste Bedeutung für die Entscheidu­ngsfindung zu.

Klarer sind die Einschätzu­ngen im Fall Ehrlich-, Hermann- und Sternstraß­e (zwischen Hermannstr­aße und Krurstraße) sowie Behringstr­aße. Sie alle werden in diesem Frühjahr für Radler geöffnet.

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FOTO: -NAU An der Kanalstraß­e haben die Bauarbeite­n begonnen, an deren Ende diese Einbahnstr­aße für Radler in beide Richtung geöffnet wird.

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