Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr als ein Wächter am Beckenrand

Schwimmmei­ster sind Lehrer, Animateure und Sicherheit­sbeauftrag­te. Thomas Dreuw arbeitet seit 17 Jahren im Hallenbad in Büttgen.

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BÜTTGEN (vest) „Nicht vom Beckenrand springen!“– diesen Satz dürfte Thomas Dreuw in seinem Arbeitsleb­en wohl schon häufig gesagt haben. Er arbeitet seit 26 Jahren als Schwimmmei­ster, absolviert­e seine Ausbildung bei der Stadt Neuss. Eigentlich wollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten und Polizeibea­mter werden.

„Man kann sich gar nicht vorstellen, was damals bei dem Eignungste­st erwartet wurde. Ich habe ihn nicht bestanden.“Heute empfindet er diesen kleinen Rückschlag beinahe als Segen, denn er könnte sich kaum einen schöneren Beruf vorstellen. 2000 wechselte er von den Bäderbetri­eben der Stadt Neuss nach Kaarst, betreut seitdem das Hallenbad in Büttgen – ein kleines, aber feines und vor allem sehr gut besuchtes Bad. Hinter seiner Tätigkeit, die er in drei Schichten absolviert, steckt weit mehr als ab und an Kinder davor zu warnen, ja nicht vom Beckenrand zu springen.

Sein Arbeitsall­tag besteht vor allem aus Kontrollen, nicht nur am Beckenrand, sondern vor allem im Keller, wo die komplizier­te Technik zu finden ist. „Hier unten verbringe ich gut ein Drittel meiner Arbeits- zeit“, sagt er, während er sämtliche Türen öffnet. Jedes noch so komplizier­t aussehende Gerät und seine Funktion kennt er in- und auswendig. Und das ist wichtig, denn: Sämtliche Hygiene- und Sicherheit­sparameter müssen in Ordnung sein, bevor das Bad für die Gäste freigegebe­n wird. Und das wird akribisch überprüft – jeden Tag. Heute arbeitet Thomas Dreuw in der Frühschich­t. An einem Dienstag beginnt sein Arbeitstag sogar schon um 5.30 Uhr, denn der Montagaben­d im Schwimmbad gehört den Vereinen. „Dienstagsm­orgens machen wir wieder alles sauber, bevor die regulären Kontrollen gemacht werden“, erklärt er. In der schwül-warmen Luft spült er die Filter der beiden Schwimmbec­ken, dokumentie­rt die Zählerstän­de von Gas, Wasser und Strom. „Außerdem überprüfe ich jeden Morgen den Zustand des Wassers, messe Temperatur, pH-Wert und Chlorgehal­t. Weichen diese Daten von der DIN-Norm ab, muss ich nachjustie­ren, bevor die ersten Badegäste ins Wasser steigen. Hygiene und Sicherheit haben bei uns immer Vorrang.“Bei seinem Rundgang im Keller begutachte­t er Pumpen und Motoren, überprüft die Lüftungsan­lage.

Auch für Reparatura­rbeiten sowie Büro- und Verwaltung­saufgaben ist der Schwimmmei­ster zuständig. Diese werden meist von dem Betriebsle­iter Rainer Königshofe­n erledigt, sein Stellvertr­eter Thomas Dreuw übernimmt, wenn er abwesend ist.

Reparature­n, etwa von Pumpen, oder andere Sicherheit­s- und Überprüfun­gsarbeiten erledigt Thomas Dreuw nur dann, wenn seine Kollegen den Badebetrie­b überwachen, denn die wichtigste Aufgabe ist der Aufsichtsd­ienst am Becken. „Der Job ist wirklich mein Traumberuf“, sagt er. Auch der Schwimmunt­erricht für die jüngsten Wassermäus­e sowie die Wassergymn­astik für Jung und Alt machen ihm großen Spaß, ebenso wie die Betreuung des Auszubilde­nden. „Wir haben ein sehr gutes Arbeitskli­ma, die Kollegen verstehen sich untereinan­der und ergänzen sich perfekt. Deshalb gehe ich auch gerne in meiner Freizeit hier schwimmen, mit meinem Sohn und meiner Frau.“Außerdem ist der sportliche 42-Jährige passionier­ter Fußballer, leitet das Torwarttra­ining des SV Glehn und spielt aktiv für die erste Mannschaft. Abschalten kann er beim Angeln am Reuschenbe­rger See oder Broichsee, zusätzlich ist er Fischereia­ufseher für die Neusser Sportfisch­er. „Ein anderes Steckenpfe­rd ist das Schützenwe­sen, ich bin seit 18 Jahren Oberleutna­nt des Schützenzu­ges ,In Treue fest 1925’, der schon auf sein 100-jähriges Jubiläum zusteuert.“

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NGZ-FOTO: WOI Eigentlich wollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten und Polizeibea­mter werden. Doch im Laufe der Jahre änderte er seine Pläne.

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