Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Aufstieg und Fall von Diebels
Aus einer kleinen Brauerei wurde der Marktführer für Altbier, der als Trikotsponsor und mit großen Werbekampagnen von sich reden machte. Doch gegen die Branchenkrise fanden die Issumer kein Rezept. Nun werden sie erneut verkauft.
Gründerzeit In den 20er Jahren wurde das Altbier aus Issum noch in Holzfässern auf die Lastkraftwagen verladen. Diebels als Trikotsponsor Auch Stefan Effenberg trug als Borussia-Spieler das Trikot mit dem Diebels-Schriftzug. Hier bedankt er sich nach seinem Abschiedsspiel bei den Fans. Rückkehr zum Pils Nach gut 30 Jahren ohne Pils belebt der Marktführer im Altbierbereich eine alte Tradition wieder: Ab 2005 braut Diebels wieder Pils, um sich in der Branchenkrise wieder breiter aufzustellen. Für die Fotografen probierte Kellnerin Steffi das neue Getränk. das Geschäft verderben lassen. Und auch die Issumer Bevölkerung ist skeptisch. Die Chancen, dass sich Diebels dauerhaft behaupten kann, gelten als gering. Doch Diebels lässt sich nicht beirren. Am 6. Oktober 1878 geht die „Dampfbrauerei Josef Diebels Issum“in Betrieb. Als Markenzeichen wählt das Unternehmen den „springenden Hirsch“, entnommen aus dem Issumer Wappenzeichen. Josef Diebels bringt sein Unternehmen schnell voran: Auch dank seiner Technikbegeisterung übersteigt die Produktion schon bald die der Konkurrenz: Be- reits 1898 stößt die Issumer Brauerei 10.000 Hektoliter jährlich aus. Kriegsjahre Nach Jahren der Expansion folgt mit dem Ersten Weltkrieg eine tiefe Zäsur. Wie Millionen Männer wurden auch viele Mitarbeiter von Diebels zum Militärdienst eingezogen – auch die mittlerweile in der Geschäftsführung tätigen Söhne Paul und Josef. Durch den Mangel an Rohstoffen kommt die Produktion fast zum Erliegen. Lediglich das qualitativ minderwertige Dünnbier kann noch hergestellt werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg hat das Issumer Unternehmen weiter mit Problemen zu kämpfen. Mit der Übernahme der „Niederrheinischen Aktienbrauerei“in Xanten 1920 werden dann wieder bessere Zeiten eingeläutet. Schon ein Jahr später darf in Deutschland wieder Starkbier gebraut werden, was dem Geschäft von Diebels gut tut. Nach dem Tod von Gründer Josef Diebels im Februar 1922 übernehmen seine Söhne das Unternehmen. 1928 produziert Diebels 24.500 Hektoliter. Paul und Josef Diebels gehen also den erfolgreichen Weg des Vaters weiter – bis zur nächsten Zäsur durch den Zweiten Weltkrieg. Entwicklung zur Großbrauerei Nach dem Wiederaufbau des Unternehmens beginnt ab den 50er Jahren unter der Führung von Hanns Otto Hasebrink-Diebels und Karl Heinz Bösken-Diebels, den Schwiegersöhnen von Josef und Paul Diebels, der Aufstieg zu einer der größten Privatbrauereien in Deutschland. 1967 braut Diebels 175.000 Hektoliter Bier. Zu Beginn der 70er Jahre nimmt das Führungsduo einen Strategiewechsel vor: Zuvor waren alle in Deutschland gängigen Biersorten produziert worden, ab jetzt konzentriert sich Diebels auf Altbier. Die goldenen 90er Die Konzentration auf Alt zahlt sich aus: 1981 durchbricht Diebels die Millionen-Hektoliter-Grenze. In den 90er Jahren bringt sich die Brauerei durch Werbe- und Marketingmaßnahmen bundesweit ins Gespräch. So gelingt es, im Fernsehen einen Werbesport zu platzieren, der rasch bekannt wird: „Welch ein Tag“von Mario Jordan ist ein Ohrwurm, der es sogar in die deutschen Single-Charts schafft. Parallel setzt Diebels auf den Profisport als Werbeträger: Mehrere Jahre ist der Altbier-Spezialist beispielsweise Trikotsponsor von Fortuna Düsseldorf und Borus- Heimatverbunden Die Brauerei war eine feste Größe auf den Volksfesten im Rheinland wie hier 2008 auf der Düsseldorfer Kirmes. Traditionsstandort Die Diebels-Produktionsstätte steht bis heute in Issum. sia Mönchengladbach. Den letzten Titelgewinn, den Pokalsieg von 1995, erringt die Fohlenelf mit dem Diebels-Schriftzug auf der Brust. Auch bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft sind die Issumer mit den beiden Fahrern Kurt Thiim und Jörg van Ommen präsent. Seinen Zenit erreichte die Diebels Brauerei im Jahr 2001: Der Bierausstoß erreicht bis zu 1,6 Millionen Hektoliter. Verkauf der Brauerei 2001 endet die Geschichte als Familienunternehmen: Die Diebels-Familie verkauft ihre Anteile für 100 Millionen Euro an die belgische Interbrew-Gruppe. Nach kurzer Zugehörigkeit zur Bremer Brauerei Beck & Co. („Beck’s“) werden die Vertriebsaktivitäten aller Brauereien der InBev-Gruppe in Deutschland 2003 in der Interbrew Deutschland Vertriebs GmbH zusammengeführt. Der Verkauf ist ein Wendepunkt: Seither sinkt der Absatz kontinuierlich, 2017 lag er nur noch bei 300.000 Hektolitern. Anfang 2018 wird Diebels schließlich zusammen mit Hasseröder an den hessischen Finanzinvestor CK Corporate Finance verkauft. Der neue Eigentümer kündigt an, der Marke Diebels wieder zu neuem Glanz verhelfen zu wollen.