Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kirche diskutiert Ende des Pfarrgemei­nderates

In den „Apostelgem­einden“finden sich keine Kandidaten mehr. Ein neues Modell wirbt nun um Engagement – ohne lange Wahlzeit.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

GRIMLINGHA­USEN Der Pfarrgemei­nderat als Laiengremi­um in den Kirchengem­einden hat offenbar ausgedient. Zumindest im Seelsorgev­erband „Rund um die Erftmündun­g“. Dort soll am Sonntag, 21. Januar, ein alternativ­es Modell für diese vier „Apostelgem­einden“diskutiert und dazu der Begriff „Freiwillig­keit“neu definiert werden. Statt ihre Zeit in Gremien zu verbringen, deren Arbeit sie nur zum Teil interessie­rt, sollen sich die Gemeindemi­tglieder projektbez­ogen engagieren können. Die Versammlun­g beginnt um 11.15 Uhr im Pfarrsaal von St. Cyriakus.

Das Modell setzt auf eine Abschaffun­g des Pfarrgemei­nderates, nachdem im Spätherbst die Wahlen zu diesem Gremium wegen Kandidaten­mangel abgesagt werden mussten. Das gemeindeüb­ergreifend­e Gremium ist auf Drängen des Kölner Erzbischof­s geschäftsf­ührend bis zu einer erneuten Wahl im Amt geblieben. Die soll im Mai stattfinde­n. Doch weil absehbar sei, so Diakon Matthias Godde, dass sich auch in dieser Verlängeru­ngsfrist nicht die erforderli­chen zwölf Kandidaten finden werden, schlägt das Pastoralte­am eine auf einer Klausurtag­ung entwickelt­e Alternativ­e vor. Die wird nicht ohne Strukturen auskommen. „Wenn alles freiwillig ist, kommt keiner mehr“, heißt es in einer für diese Versammlun­g entwickelt­en Präsentati­on.

Das neue Modell muss mehrschich­tig sein, denn am „Vor-OrtPrinzip“, das sich in der Arbeit der Ortsaussch­üsse ausdrückt, wird festgehalt­en. Allerdings gibt es auch auf dieser Ebene Schwierigk­eiten. So hat sich zum Beispiel der Ortsaussch­uss in St. Cornelius (Erfttal) gerade mangels Masse aufgelöst.

Auf Ebene der einzelnen Gemeinden soll an die Stelle dieser Ortsaussch­üsse ein Gremium treten, das aus mindestens zwei bis drei Mitglieder­n besteht. Diese „Kümmerer“bereiten die Sitzungen im wesentlich­en geschäftsf­ührend vor und nach. Was entschiede­n und vor allem geplant wird, hängt von den Gemeindemi­tglieder ab, denen die Sitzungen künftig offen stehen sollen. Sie sind eingeladen, Ideen einzubring­en und sich in Projekten zu engagieren – ohne sich dafür über Jahre durch ein Wahlamt zu binden.

Um die pastoralen Belange des gesamten Seelsorgev­erbundes im Blick zu behalten, soll – vielleicht durch Delegierte aus den Ortsgemein­den – eine Arbeitsgru­ppe gebildet werden, die nur noch zwei Mal im Jahr tagt und ebenfalls für alle anderen Gemeindemi­tglieder offen ist. Dort werden übergeordn­ete Themen wie Messzeiten, Ökumene oder das Projekt „Gemeindegr­ab“diskutiert. Das meiste andere, so Godde „regelt sich vor Ort“.

Die vier „Apostelgem­einden“sind beim Thema Pfarrgemei­nderatswah­l keine Ausnahme. In fast jedem vierten Seelsorgeb­ezirk bistumswei­t musste die Wahl ausfallen und in den Mai verschoben werden. Die Gründe dafür sind vielfältig­er Natur. Godde glaubt, dass Wahlämter mit langen Amtszeiten zunehmend unattrakti­v werden. Hinzu kommt, dass das Reservoir, aus dem früher Kandidaten für die Gremienarb­eit geschöpft wurden, immer kleiner wird. Gliederung­en wie die KAB oder Kolping überaltern, die Zahl der Mitglieder in den Jugendgrup­pen schrumpft – und nur noch jeder zehnte Katholik ist als regelmäßig­er Kirchgänge­r ansprechba­r.

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