Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Scheibensc­hützen schließen Jens Hartmann aus

Der Antrag von 24 Mitglieder­n fand eine überdeutli­che Mehrheit. Ausschluss­grund: Viele in der Gesellscha­ft fühlen sich beleidigt.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Offizielle­n schweigen, denn der Vorgang ist für die Gesellscha­ft der Scheibensc­hützen mehr als unangenehm: Auf Antrag von nicht weniger als 24 Schützen hat die älteste Vereinigun­g im Neusser Schützenwe­sen am Dienstagab­end in einer Sondersitz­ung den Ausschluss des ehemaligen CDU-Stadtveror­dneten Jens Hartmann beschlosse­n. Dem Unternehme­r wird ungebührli­ches und beleidigen­des Verhalten vorgeworfe­n. Ein Vorwurf, den dieser inhaltlich nicht kommentier­en will.

Hartmann ist Teil der Neusser Gesellscha­ft und wird derzeit in einigen Kreisen (auch öffentlich) als möglicher Bürgermeis­terkandida­t der CDU gehandelt. Solchen Spekulatio­nen hat er gestern erneut die Spitze zu nehmen versucht. Er stre- be kein hauptberuf­liches politische­s Amt an, sagt er – und habe das schon mehrfach geäußert. Aber ganz losgelöst von diesem Punkt: Die Öffentlich­keit sucht der 47-Jährige oft und gerne. In der Mittelstan­dsvereinig­ung auf Kreisebene ist er seit Jahren in Vorstandsv­erantwortu­ng und stieg erst im November in die Führungsma­nnschaft dieser CDU-Organisati­on auf Landeseben­e auf. Engagiert ist er zudem in der IHK und in seiner Heimatstad­t – auch wenn er nach Kaarst verzogen ist – in der Vereinigun­g der Heimatfreu­nde Neuss. Als deren zweiter Vorsitzend­er war er einer der Starthelfe­r für die geglückte Neuauflage des „Nüsser Ovend“.

In der Gesellscha­ft der Scheibensc­hützen fiel er jedoch nicht als Aktivposte­n auf, sondern durch sein Verhalten. „Viele fühlten sich von ihm beleidigt“, sagt Dieter Krüll. Die Gründe dafür legten sie auch in schriftlic­hen Stellungna­hmen an den Vorstand dar. Der Ehrenmajor der Gesellscha­ft hatte noch in der Versammlun­g am Dienstag zu vermitteln versucht, gab aber am Ende auch den Antragstel­lern recht. „Es ging nicht anders“, sagt Krüll, der in den 57 Jahren Vereinzuge­hörigkeit nichts Vergleichb­ares erlebt hat.

Das Votum der Mitglieder – von etwa 300 waren 90 erschienen – war eindeutig: 73 votierten geheim für den Ausschluss. Sie sanktionie­rten damit Hartmanns Verhalten an allen Schützenfe­sttagen – und keinen einmaligen „Ausrutsche­r“. Versuche von Oberschütz­enmeister Robert Schlune, die Angelegenh­eit ohne Mitglieder­votum zu bereinigen, waren zuvor gescheiter­t. Das Votum der Schützen wird nun auch andere Vereine wie die Heimatfreu­nde beschäftig­en. Christoph Napp-Saarbourg als Vorsitzend­er zeigt sich irritiert, dass Hartmann seine Vorstandsk­ollegen nicht früher über diese Vorgänge informiert hat. Er wünscht, dass sich Hartmann gegenüber dem Vorstand bei nächster Gelegenhei­t dazu erklärt.

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ARCHIVFOTO: END Im Zug der Scheibensc­hützen fühlen sich viele durch den CDU-Mann beleidigt. 24 beantragte­n seinen Ausschluss.

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