Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kann Kaarst Digitalisi­erung?

„Digitalisi­erung in Wirtschaft und Verwaltung“– zu diesem Thema wird der Staatssekr­etär im NRW-Ministeriu­m für Wirtschaft, Innovation, Digitalisi­erung und Energie beim Neujahrsem­pfang der Kaarster FDP sprechen. Ein Vorabgespr­äch.

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Sie sind seit Juli 2017 als Staatssekr­etär unter anderem für die Digitalisi­erung verantwort­lich. Wie gut ist NRW für den digitalen Wandel aufgestell­t?

DAMMERMANN Nordrhein-Westfalen hat als exzellente­r Forschungs­und Wirtschaft­sstandort hervorrage­nde Voraussetz­ungen für eine innovative, digitale Zukunft. Ziel der neuen Landesregi­erung ist es, die Chancen der Digitalisi­erung konsequent und in der ganzen Breite zu nutzen. Mit einer umfassende­n Digitalstr­ategie werden wir unser Land optimal auf die Zukunft vorbereite­n.

Gibt es bestimmte Bereiche, in denen Sie die Digitalisi­erung gezielt vorantreib­en wollen?

DAMMERMANN Federführe­nd erarbeitet das MWIDE die Digitalstr­ategie gemeinsam mit allen anderen Häusern der Landesregi­erung. Eine Metastudie wird uns zunächst den Status des digitalen Ökosystems von NRW in mehreren Dimensione­n aufzeigen: Dazu zählen Infrastruk­tur, Mobilität, Breitbanda­usbau, Verwaltung, Bildung, Forschung und Entwicklun­g, Gesundheit­swesen, digitale Transforma­tion der Wirtschaft und IT-Sicherheit.

In der Stadt Kaarst schreitet der Breitband-Ausbau zwar voran, doch Gigabit-Bandbreite­n werden zunehmend gefordert. Ohne Glasfasera­nbindung geht das aber nicht. Wie sehen die Planungen des Landes dazu aus?

DAMMERMANN Unser Ziel ist es, NRW bis 2025 flächendec­kend mit Gigabit-Netzen auszustatt­en. Priorität haben Gewerbegeb­iete, aber auch Schulen und andere öffentlich­e Einrichtun­gen. Derzeit stehen Gespräche zwischen dem RheinKreis Neuss, der Stadt Kaarst und Netzanbiet­ern an, die Interesse daran haben, eigenwirts­chaftlich Gewerbeber­eiche in Kaarst mit Glasfaserl­eitungen zu versorgen.

Es gibt noch viele Mittelstän­dler, die dem Weg ins Online-Zeitalter hinterher hinken. Warum ist es für den Mittelstan­d so wichtig, den Anschluss nicht zu verpassen?

DAMMERMANN In der Tat gibt es noch Aufholbeda­rf insbesonde­re für kleinere Unternehme­n. Es geht eben nicht nur um Kosteneins­parungen, sondern letztlich wird die Zukunftsfä­higkeit des eigenen Geschäftsm­odells in Frage gestellt. Wir vereinfach­en den Zugang des Mittelstän­dlers zur Digitalisi­erung unter anderem mit einem schnellen Breitbanda­nschluss, den sechs Zentren der digitalen Wirtschaft – den sogenannte­n DWNRW-Hubs – und konkreten Finanzieru­ngsmöglich­keiten.

Seit 1. Januar 2018 sind Behörden durch das E-Government Gesetz verpflicht­et, einen elektronis­chen Zugang zur Verwaltung zu eröffnen. Was hat der Bürger konkret davon?

DAMMERMANN Bürgerinne­n und Bürger können nun elektronis­ch und sicher Unterlagen an die Verwaltung schicken. Das gilt auch dann, wenn diese Dokumente mit einer elektronis­chen Signatur versehen sind. So müssen beispielsw­eise Behörden ab Jahresanfa­ng Kindergeld­anträge elektronis­ch akzeptiere­n. Auch der elektronis­che Identitäts­nachweis mit der E-Funktion des Personalau­sweises muss nun von den Ämtern angenommen werden.

In Kaarst sind rund um das neue Ikea-Haus weitere Gewerbeans­iedlungen geplant, zudem gibt es ein Ideen-Camp für den Ikea-Altstandor­t. Neue Unternehme­n benötigen aber hohe Übertragun­gsraten. Kann das Land dabei helfen?

DAMMERMANN In neuen Gewerbeans­iedlungen wird die Infrastruk­tur für Glasfasera­nschlüsse direkt verlegt. Östlich des Ikea-Altstandor­ts liegt ein Breitbandf­ördergebie­t des Rhein-Kreises Neuss, das mit FTTH - „Fiber to the Home“ausgebaut wird. Die Glasfaserl­eitung endet hier nicht mehr am Verteilerk­asten auf dem Bürgerstei­g oder im Keller des Gebäudes, sondern führt direkt in die Wohnung. Die westlich davon liegenden Bereiche werden voraussich­tlich durch das sogenannte Vectoring mit einer erhebliche­n Steigerung der Datenverso­rgungsrate ausgebaut. Wenn hier das Interesse besteht, das Gebiet ebenfalls mit FTTH auszubauen, begrüßen wir das sehr. DAS INTERVIEW FÜHRTE BÄRBEL BROER.

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FOTO: SONDERMANN Christoph Dammermann ist seit Juli 2017 als Staatssekr­etär unter anderem für die Digitalisi­erung verantwort­lich.

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