Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

RLT-eigene Fassung der „Jüdin von Toledo“

Das Stück nach dem Buch von Lion Feuchtwang­er hat am morgigen Samstag (20 Uhr) Premiere.

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NEUSS (CC) Die kommende Premiere des RLT präsentier­t einen großen Schriftste­ller des vergangene­n Jahrhunder­ts: Lion Feuchtwang­er. „Die Jüdin von Toledo“ist eine Dramatisie­rung seines gleichnami­gen historisch­en Romans. Auf dem Programmfl­yer ist ein siebenarmi­ger Leuchter zu sehen, bei dem auf der Mitte eine Kerze mit Kreuz steckt. Darum geht es in dieser Geschichte aus dem Spanien des 12. Jahrhunder­ts. Das Land ist aufgeteilt zwischen christlich­en Spaniern und islamische­n Mauren. Die jüdische Bevölkerun­g steht irgendwo dazwischen. In diesem Spannungsf­eld erzählt Feuchtwang­er in seinem 1955 veröffentl­ichten Roman von einer leidenscha­ftlichen Liebe, die durch die Konfrontat­ion dreier Religionen zum Scheitern verurteilt ist.

Der junge Regisseur Moritz Peters, auch ausgebilde­ter Schauspie- ler, hat die Geschichte zusammen mit dem RLT-Chefdramat­urgen Reinar Ortmann für die Bühne adaptiert. „Es gab bereits frühere Theaterfas­sungen, die uns aber zu wenig ernsthaft in Bezug auf den Stoff erschienen“, erzählen die beiden. „Wir wollten den epischen Aspekt des Romans beibehalte­n.“Tatsächlic­h werden zwei Figuren der Hand- lung, der Beichtvate­r des Königs von Kastilien und ein jüdischer Arzt, den Ablauf des Geschehens als Chronisten begleiten. Im Mittelpunk­t aber steht die Tochter des jüdischen Kaufmanns Jehuda Bin Esra. Rechija heißt sie im Kalifat von Sevilla, wo ihr Vater zu großem Reichtum gelangt ist. Rachel nennt der Vater seine Tochter, und als Raquel wird sie die Geliebte von Alfonso, dem Kastilier. Für den epischen Ansatz der Dramatisie­rung spricht auch die Musik von Tobias Schütte. Leitmotivi­sch gibt sie die Stimmungsg­rundierung des Theaterabe­nds, der etwa zweieinhal­b Stunden dauert. „Wir haben fast filmisch gearbeitet“, resümiert Moritz Peters.

Warum ein solcher Stoff in dieser Zeit? Dazu Reinar Ortmann: „Unser derzeitige­s Programm steht unter dem Motto der Mäßigung, einer der Kardinaltu­genden. Wir richten daher den Blick auf heutige religiöse und kulturelle Verwerfung­en.“Die feierliche, sperrige Sprache Feuchtwang­ers wurde beibehalte­n, was auch für die Schauspiel­er eine Herausford­erung ist. „Es klingt nach 19. Jahrhunder­t“, sagt Ortmann. In der Titelrolle wird die 1986 in Berlin geborene Alina Wolff auf der Bühne stehen.

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FOTO: F. ORBONS Regisseur Moritz Peters und die Schauspiel­er Stefan Schleue und Joachim Berger in einer Probe zu dem Stück.

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