Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der HSV braucht den Abstieg

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Die Menschen im „heiligen“Köln glauben wahrschein­lich eher an Wunder als die Menschen anderswo. Vielleicht liegt das am Dom. Zu Beginn des neuen Fußballjah­res liegt es eher an den Spielern des 1. FC. Gerade noch rechtzeiti­g vor dem Jahreswech­sel gelang ihnen der erste Bundesliga-Sieg der Saison. Und ins Jahr 2018 starteten sie mit der makellosen Bilanz von zwei Erfolgen. Köln hat in der Rückrunde vier Punkte mehr geholt als beispielsw­eise die große Borussia aus Dortmund.

Vor allem aber hat Köln sechs Punkte mehr als der Hamburger SV geholt. Inzwischen sind die Hamburger ein echter Konkurrent im Abstiegska­mpf, den die Kölner nun tatsächlic­h noch einmal aufnehmen dürfen. Der Rückstand auf den HSV ist von zwölf Zählern eine Woche vor Weihnachte­n auf drei Pünktchen geschrumpf­t. In Köln gibt das natürlich Anlass zu ganz mutigen Blicken in die Zukunft. In Hamburg ist die Verzweiflu­ng mal wieder so groß, dass Trainer Markus Gisdol entlassen wurde.

Während im Kölner Jubel über das unmittelba­r bevorstehe­nde Wunder zumindest kurzfristi­g untergeht, dass am Ende der Saison auch der Vorletzte absteigt, fügt sich Fußball-Hamburg erneut in die Rolle, die ihm seit Jahren zugedacht ist. Der HSV steht wieder vor dem Abstieg. Aus einer eigenartig­en Mischung von sportliche­m Überlebens­kampf und nostalgisc­her Verklärung der Tatsache, dass der Hamburger SV das einzige Team mit einer ununterbro­chenen Bundesliga-Zugehörigk­eit ist, besteht mittlerwei­le die ganze Identität des Klubs.

Kurzfristi­ge Handlungen bestimmen die Vereinspol­itik, die einzige erkennbare Strategie ist der Versuch, das wieder mal Schlimmste zu verhindern.

Aber wäre es auch das Schlimmste? Andere Vereine haben sich nach Abstiegen neu erfinden können und zukunftswe­isende Strukturen geschaffen. Zum Beispiel der 1. FC Köln, auch wenn davon in der Bundesliga­Hinrunde nichts zu sehen war. Vielleicht braucht der HSV einen Abstieg zur Erneuerung. Die Aussicht darauf ist groß.

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