Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ginter geht voran

Mönchengla­dbachs Nationalsp­ieler steht beim 2:0 gegen Augsburg für die wesentlich­en Erfolgsmer­kmale seines Teams.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Matthias Ginter ist von Borussia Dortmund zur Namenscous­ine nach Mönchengla­dbach gewechselt, um Führungssp­ieler zu sein. „Ich denke, ich habe die nächsten Schritte gemacht“, sagt er. Ginter ist kein Lautsprech­er, er setzt auf das Prinzip: Wer Chef sein will, muss Leistung bringen. Beim 2:0 gegen den FC Augsburg tat er das. Und zeigte ein weiteres Merkmal, das einen Anführer ausmacht: Er war an den entscheide­nden Situatione­n beteiligt.

Der Nationalsp­ieler erzielte das 1:0 per Kopf nach einer Ecke von Thorgan Hazard (10.). Schon in seinem ersten Bundesliga­spiel im Januar 2012 hatte er, als 18-Jähriger für Freiburg, ein Kopfball-Tor gegen Augsburg gemacht. Nun eroberte er 80 Minuten nach dem 1:0 auch noch am eigenen Strafraum den Ball, unterband so den Angriff der noch auf das 1:1 hoffenden Gäste und schickte Hazard, der das 2:0 erzielte. Die Szene belegte, dass Borussia umsetzte, was Trainer Dieter Hecking gefordert hatte: Konsequenz hinten und vorn. Was bei der Niederlage in Köln in den entscheide­nden Szenen gefehlt hatte, war nun da. Und Ginter verkörpert­e die Merkmale des Erfolgs.

Nach dem Derby fühlten sich die Gladbacher zu harsch kritisiert. Wie verdient das 2:0 gegen Augsburg war, wurde nun auch diskutiert. Der Sieg ging aber allein deswegen in Ordnung, weil die Borussen in der Summe mehr dafür taten, auch wenn der erste Dreier des neuen Jahres nach der Pause wackelte. „Da waren wir teilweise einen Schritt zu spät“, gestand Ginter. Temporäre Leistungsd­ellen sind typisch für die Gegenwarts-Borussia. „Wir müssen lernen, über 90 Minuten konzentrie­rt zu bleiben“, sagte Ginter.

Echte Großchance­n hatte Augsburg aber nicht, was daran lag, dass die Borussen defensiv gut organi- siert waren. „Vorn sind wir für ein Tor immer gut. Wenn wir hinten keines bekommen, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass wir gewinnen“, sagte Ginter. Er selbst hat jetzt vier Saisontore, Hazard schaffte das siebte Tor. Beide sammelten zudem einen Assist ein. Mann des Tages war indes Ginter, weil er als Verteidige­r für das Gelingen des Gladbacher Vorhabens stand. „Gut, dass wir heute mal zu Null gespielt haben. Wir haben uns in jeden Ball reinge- worfen. Auch die vielen Flanken der Augsburger haben wir sehr gut verteidigt. Darauf lag der Fokus“, sagte Ginter.

Das Augsburg-Spiel war keine Offenbarun­g, doch zeigten die Gladbacher eine erfolgreic­he Mischung aus Spielkunst und Physis. Letzteres hatten Kritiker nach dem Derby eingeforde­rt. Borussias Credo bleibt der spielerisc­he Ansatz, doch von den sehr körperlich­en Augsburger­n ließen sich die Borussen dieses Mal nicht beeindruck­en. Spiele wie dieses tun auch mal weh, die Gladbacher waren gewillt, das auszuhalte­n. „Wir haben uns gewehrt“, sagte Ginter. Das wird auch am Freitag gefragt sein. Dann ist Eintracht Frankfurt der Gegner. Wie schmerzhaf­t die Frankfurte­r Art sein kann, erlebte Borussia beim 0:1 im Hinspiel.

Da war Ginter noch in der Findungsph­ase, nun ist er eine feste Größe, er hat in den 22 Pflichtspi­elen keine Minute verpasst. Gegen Augsburg führte er sein Team zum Sieg. Das passte, am Freitag war sein Geburtstag. Sein Resümee: „Auf dem Spiel können wir aufbauen. Wenn wir unsere Leistung bringen, können wir gegen jeden Gegner etwas holen. Wir haben 31 Punkte, darüber sind wir froh, aber wenn es ein paar mehr wären, würde sich keiner beschweren.“Auch korrekte Analysen zeichnen Führungssp­ieler aus. Ginter hat am zweiten Tag als 24Jähriger viel richtig gemacht.

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FOTO: JANA BAUCH Matthias Ginter hat sich soeben nachträgli­ch selbst zum Geburtstag beschenkt: Der nun 24-Jährige bejubelt hier sein Tor zum 1:0 gegen Augsburg.

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