Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Freitag feiert Comeback mit Bronze

14 Tage nach seinem Tournee-Sturz wird er Dritter bei der Skiflug-WM.

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OBERSTDORF (sid) Aus dem Jammertal von Innsbruck aufs WM-Podest: So ganz konnte Richard Freitag seine sportliche Wiederaufe­rstehung auch mit einigem Abstand nicht begreifen. „Da kriegst du bei der Tournee derart einen auf den Deckel und weißt nicht, ob du wieder fit wirst. Und jetzt sitze ich hier mit Bronze“, sagte der 26-Jährige nach seinem märchenhaf­ten Comeback bei den Skiflug-Weltmeiste­rschaften in seiner Wahlheimat Oberstdorf.

Als Freitag dann am späten Abend mit der ersten Einzelmeda­ille seiner Karriere um den Hals im Schneetrei­ben die Siegerehru­ng im Kurpark genoss, wurde ihm schließlic­h bewusst, was er geleistet hatte: Dritter hinter dem überlegene­n Weltmeiste­r Daniel Andre Tande aus Norwegen und Polens Vierschanz­entournee-Triumphato­r Kamil Stoch, in einem nervenaufr­eibenden, nach drei von vier Durchgän- gen wegen starker Winde abgebroche­nen Wettkampf. Nur zwei Wochen nach seinem bösen Sturz am Bergisel meisterte Freitag bravourös die psychische Riesenbela­stung des Skifliegen­s.

„Mental war das eine der größten Leistungen, die ich bislang gesehen habe“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster. Drei Wochen vor der ersten Olympia-Entscheidu­ng in Pye- ongchang zeigte Freitag, dass ihn das Aus bei der Tournee weder mental aus den Bahn geworfen, noch die Form der ersten Saisonwoch­en gekostet hat. „Dabei bin ich hier mit Restzweife­ln in den ersten Flug gegangen“, gestand er.

Als klar war, dass der TourneeStu­rz ohne strukturel­le Verletzung­en und damit glimpflich ausgegange­n war, hatte Freitag seinen eigenen Weg zurück gewählt: Nicht direkt auf die Schanze, sondern mit behutsamer Physiother­apie den schmerzend­en Körper wieder ins Lot bringen. Tande derweil verhindert­e Stochs historisch­en Coup: Der 30-Jährige wäre der zweite Springer nach Matti Nykänen geworden, der die fünf großen Titel (Olympia, WM, Flug-WM, Gesamtwelt­cup, Vierschanz­entournee) gewonnen hat.

Im Team-Wettbewerb reichte es für die Deutschen beim Sieg der Norweger nur zu Rang vier.

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FOTO: AP In zwei Wochen von Trübsal zu Podestplat­z: Richard Freitag.

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