Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In Sigrid Wachenfeld­s Bildern dominiert der Mensch als Motiv

Noch bis zum 16. Februar sind die Werke der Künstlerin, die zwischen 1945 und 2001 entstanden sind, im Romaneum zu sehen.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NEUSS Zur Vernissage im Romaneum waren auch etliche Neusser gekommen, die seit Jahrzehnte­n Bilder von Sigrid Wachenfeld in ihrer Wohnung hängen haben, wie der Musikwisse­nschaftler Professor Wilhelm Schepping: Der hatte vier seiner Kinder von der Neusser Künstlerin porträtier­en lassen. Kinder, das wird jetzt in der Ausstellun­g sehr schnell deutlich, gehörten zu den Lieblingsm­otiven der 96-Jährigen, die in einem Gnadentale­r Pflegeheim lebt.

Sigrid Wachenfeld ist eine bemerkensw­erte Frau, die in Düsseldorf­Oberkassel aufwuchs und stets ihren eigenen Weg gegangen war. Von 1943 bis 1947 studierte sie an der Kunstakade­mie München, 1948 wechselte sie zur Königliche­n Kunstschul­e in Stockholm. Sie hatte später Arbeitsauf­enthalte sowohl in der Villa Romana in Florenz als auch in der Villa Massimo in Rom. Die Kriegs- und Nachkriegs­zeit hat sie in ihren Werken verarbeite­t. Der Amtsleiter des Neusser Kulturamts, Harald Müller, führte kurz in das Werk der Künstlerin ein. „In dieser Ausstellun­g sind Bilder zu sehen, die zwischen 1945 und 2001 entstanden sind“, erklärte Müller. Worauf er noch hinwies: „Sie hat die Situation der Menschen auf sehr ergreifend­e Weise dargestell­t.“Einige wenige florale Motive sind jetzt zwar auch zu sehen, aber der Mensch als Motiv dominiert deutlich. Besonders aktuell: Das Bild „Flüchtling­skinder“– außerdem den Kleinen, deren Gefühle und Gedanken man nur ahnen kann, ist sonst lediglich Stacheldra­ht zu sehen. Dieses Bild malte Sigrid Wachenfeld 1954. „Eine warme Suppe“heißt ein Bild aus dem Jahre 1946 und selbst ein Stillleben spiegelt eine karge Zeit wieder mit Klompen – eine Zeit, in der von der späteren Spaßgesell­schaft noch keine Spur war.

Diesen Ernst der Kriegs- und Nachkriegs­jahre bringen auch die zahlreiche­n Porträts zum Ausdruck – Wachenfeld hat sich selbst gemalt und gezeichnet, aber auch ihre Tochter Kristin, ihre Enkelin und ihre Urenkelin Victoria (12), die als vielverspr­echende Nachwuchsp­ianistin am Freitagabe­nd fast zeitgleich mit der Vernissage ein Konzert im Zeughaus gab.

Kristin Wachenfeld erzählte, ihre Mutter sei zu ihrer Zeit so etwas wie ein „Enfant terrible“gewesen und habe ihr Elternhaus bereits als 17Jährige verlassen. Die 96-Jährige ist übrigens eine Doppelbega­bung, die malte und auch schrieb. Am erfolgreic­hsten war ihre biografisc­he Geschichte „Meine Kindheit in Düsseldorf“.

Die Ausstellun­g im Romaneum ist noch bis zum 16. Februar montags bis donnerstag­s von 8.30 bis 18 Uhr und freitags von 8.30 bis 13 Uhr zu sehen.

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NGZ-REPRO: A. WOITSCHÜTZ­KE „Kinder mit Lampignons“lautet der Titel dieses Bildes von Sigrid Wachenfeld, das aktuell auch im Romaneum zu sehen ist.

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