Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tempo-Handball mit kleinen Aussetzern

Zum Rückrunden­start gelingt Handball-Drittligis­t TSV Bayer Dormagen mit 36:25 über Ahlen der bislang höchste Heimsieg der Saison.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Zum ersten Heimspiel nach der Winterpaus­e kam Joachim Kurth ein paar Minuten zu spät. Der langjährig­e Bundesliga-Torhüter des TSV Bayer Dormagen, der jetzt gemeinsam mit Tobias Plaz und Walter Haase das neue (ehrenamtli­che) Sportliche Leitungste­am des Handball-Drittligis­ten bildet, hatte sich am heimischen Bildschirm noch den durchwachs­enen Start der deutschen Nationalma­nnschaft in die Hauptrunde der Europameis­terschafte­n, das mühsame 22:19 über Tschechien, angeschaut.

„Danach musste ich mich erst einmal umstellen,“sagte der 47Jährige mit Blick auf das Geschehen im Bayer-Sportcente­r am Freitagabe­nd, „hier wurde wenigstens Tempo-Handball gespielt, hier gab es wenigstens klar erkennbare Strukturen.“Alles Dinge, die (nicht nur) Joachim Kurth beim Auftritt des noch amtierende­n Europameis­ters im kroatische­n Varazdin vermisste.

Die einzige Parallele: Auch der TSV Bayer Dormagen ließ bei seinem 36:25-Sieg (Halbzeit 16:12) über die Ahlener SG (zu) viele Tormöglich­keiten ungenutzt. Trotzdem gelang dem Tabellenzw­eiten zum verspätete­n Rückrunden­start der bislang höchste Heimsieg der Saison, den Gästetrain­er Sascha Bertow als „am Ende ein bisschen zu hoch ausgefalle­n“einstufte. Doch aufs Ganze gesehen hatten die abstiegsbe­drohten Ahlener der Dormagener Tempomasch­inerie zu wenig entgegen zu setzen, die, wenn sie erst mal auf Touren kommt, nur schwer zu bremsen ist.

Mit der Angriffsle­istung seiner Schützling­e war Trainer Ulli Kriebel denn auch „fast zufrieden.“Dass es nicht zum Prädikat „ganz zufrieden“reichte, hatte zwei Gründe. Zum einen die schon erwähnte ungenügend­e Verwertung der Tor- chancen. Mit neun gehaltenen Bällen, darunter Siebenmete­rn von KC Brüren und Tim Wieling, machten die Dormagener den jungen, für den verletzten Andreas Tesch zwischen die Ahlener Pfosten gerückten Lukas Brüske zum Held des Abends aus Sicht der Gäste. „Das muss besser werden“, fordert Krie- bel nicht erst seit Freitag. Vor allem die lange Liste der verworfene­n Siebenmete­r – nur 58 von 78 Versuchen wurden in den bisherigen 16 Partien erfolgreic­h verwandelt – zeigt, dass Konzentrat­ion nicht unbedingt die große Stärke der Bayer-Handballer ist. Das ist Punkt zwei auf der Mängellist­e des Trainers: „Wir schaffen es noch nicht, das Niveau die gesamte Spielzeit über zu halten.“

Gelänge das, wären die Dormagener der Konkurrenz (bis auf den TuS Ferndorf) um mehr als eine Nasenlänge voraus. Gegen Ahlen reichten drei Minuten, um aus einer bis dahin umkämpften Partie eine einseitige Angelegenh­eit zu machen: Von 16:13 (31.) zogen die Hausherren auf 21:13 (34.) davon, auch, weil Janis Boieck in dieser Phase zwei Mal in Folge ins verwaiste Gästetor traf. Danach schalteten sie wieder einen Gang zurück, ließen Ahlen zwischenze­itlich wieder bis auf sechs Treffer (27:21, 49.) herankomme­n.

Freilich nutzte Kriebel auch die günstige Gelegenhei­t, um einiges auszuprobi­eren. Die offensive Deckungsva­riante, mit der er zu Beginn auflief, überzeugte ihn selbst nicht. Eher schon das Spiel mit zwei oder sogar drei Kreisläufe­rn, das endlich Lars Jagieniak Gelegenhei­t gab, sich (unter anderem mit zwei Treffern) auszuzeich­nen. Und Daniel Eggert zeigte im ersten Einsatz nach seiner Fußoperati­on, dass der Däne im weiteren Saisonverl­auf durchaus eine Bereicheru­ng sein kann – ganz im Gegensatz zu Nuno Carvalhais, dem Kriebel zwar eine gute Deckungsle­istung bescheinig­te, der im Angriff aber erneut alles schuldig blieb. Doch so lange Lukas Stutzke noch das Bayer-Trikot trägt, können die Dormagener das verschmerz­en.

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FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Und los geht’s: Lukas Stutzke und Lars Jagieniak (2. und 3. v.r.) starten zum Gegenstoß, Torhüter Janis Boieck und Patrick Hüter schauen zu, und auch den Ahlenern Björn Wiegers (l.) und Mattes Rogowski bleibt nur das Hinterscha­uen – das Tempospiel ist...

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