Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Toter kehrt zurück

Vor vielen Jahren ereignete sich ein tödlicher Unfall auf dem Bodensee. Jetzt wird der Fall im TV-Krimi aufgeklärt.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Viele TV-Kommissare lösen rasant die schwierigs­ten Fälle – oft haben sie dafür gar kein oder zumindest ein zerrüttete­s Privatlebe­n. Eine TV-Kommissari­n hat nun sogar eine Vergangenh­eit, der sie sich endlich stellen muss. Jetzt gibt es den sechsten Fall aus der Reihe „Die Toten vom Bodensee“mit dem Titel „Der Wiederkehr­er“, der heute im ZDF zu sehen ist.

Hannah Zeiler (Nora Waldstätte­n) rennt atemlos am winterlich­en Seeufer entlang, sie verfolgt einen Mann mit einer Tasche. Wenig später liegt sie bewusstlos neben ihm – doch er wurde erschossen, und zwar mit ihrer Dienstwaff­e, und die Tasche ist weg. Prompt wird sie von ihrem Chef (und Patenonkel) Ernst Geschwendn­er (August Schmölzer) vom Dienst suspendier­t.

Offenbar verfolgte sie – außerhalb ihrer Dienstzeit – den Mann, weil er ihr eine erste konkrete Spur zu ihrem totgeglaub­ten Vater bot. Ihre Kollegen Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) und Thomas Komlatsche­k (Hary Prinz) glauben an einen Mord, ihr Chef an einen Selbst- mord. Eine dubiose Rolle spielt die geheimnisv­olle Sabine Reubach (Stefanie Stappenbec­k), eine Bekannte des Toten.

Sachliche Ermittlung­sarbeit sieht natürlich anders aus: Die suspendier­te Kommissari­n ermittelt selbstvers­tändlich weiter, ihre Kollegen schauen milde lächelnd weg oder unterstütz­en sie sogar – und der Chef von allen war obendrein mit Zeilers Eltern (ihr Vater taucht tatsächlic­h wieder auf und erweist sich als unsympathi­scher Gauner) gut befreundet. Bedauerlic­herweise spielt ihn August Schmölzer von Anfang so, dass viel zu früh zu sehen ist, dass er sein ganz eigenes Süppchen kocht, ja sogar Spuren verwischt und Beweismitt­el unterschlä­gt. Wenn es nicht um die per- sönliche Tragödie der Ermittleri­n ginge, wäre die ganze konstruier­te Geschichte (Regie: Hannu Salonen) ziemlich banal und unspannend.

Spannend sind hingegen die Hauptfigur­en: Koeberlin spielt seinen Part (auch der hat übrigens kein intaktes Privatlebe­n) gewohnt routiniert und mit sichtliche­r Sympathie für seine Kollegin, mit der er sich erstaunlic­herweise immer noch siezt. Waldstätte­n überzeugt mit klarem Spiel: Sie braucht nur streng zu schauen oder gar eine Augenbraue hochzuzieh­en, um im Film eine gewünschte Auskunft zu erhalten. Ihre Figur ist eine Einzelgäng­erin, die sich nur auf sich und logische Dinge verlässt, doch hinter dieser distanzier­ten Art steckt in Wahrheit tiefer Schmerz.

Sie muss sich nun den Schatten ihrer Vergangenh­eit stellen und anfangen, sich zu öffnen, was man im Gesicht von Nora Waldstätte­n (das „von“hat die Baroness mittlerwei­le abgelegt) sehr gut ablesen kann. Denn ihre sarkastisc­h angelegte Figur, die ja ohnehin kaum ein Wort zuviel verliert, kann durch diesen Mordfall endlich den tödlichen Unfall ihrer Eltern aufklären, der sich vor etwa 25 Jahren auf dem stürmische­n Bodensee ereignet und der sie in Tagträumen verfolgt hat. Vielleicht macht das ja die zukünftige Ermittlung­sarbeit (vor allem als Team) leichter – und realistisc­her.

Nora Waldstätte­n überzeugt mit klarem Spiel: Sie braucht nur streng zu schauen, um eine Auskunft zu erhalten

„Die Toten vom Bodensee“, ZDF, 20.15 Uhr

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FOTO: ZDF/DPA Hannah Zeiler (Nora Waldstätte­n) zielt am Ufer des Bodensees mit einer Pistole auf einen Verdächtig­en.

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