Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Die Jogginghose ist ein Must-Have“
KRETSCHMER Ich habe mir abgewöhnt, im Winter dort zu sein. Wir haben trotzdem eine Kollektion. Aber der Fokus liegt auf dem Sommer. Für mich ist es jetzt das zweite Jahr, dass ich im Januar keine Show habe, und ich finde es wunderbar, weil es mir mehr Raum gibt. So kann ich ein richtiges Weihnachtsgefühl bekommen und sogar nach Silvester noch ein paar Tage wegfahren – das kenne ich ja so nicht.
Das Fernsehen ist für den 52-Jährigen mittlerweile ebenso wichtig wie Mode. Doch es gibt eine Sendung, in die er sich nicht traut. Welche das ist, verrät er im Interview.
Auf der Fashion Week laufen viele ehemalige Kandidatinnen aus der Sendung „Germany’s Next Topmodel“(GNTM). Was halten Sie davon?
KRETSCHMER Jedes Mädchen, das hübsch ist und modelt, hat die Chance, am Markt etwas zu werden. Und ich passe immer gut auf, dass ich mich nicht davon beeinflussen lasse, ob sie eine Vorgeschichte haben. Ich habe auch schon Mädchen gebucht, die bei der Sendung dabei waren, ohne dass ich davon wusste.
Zum Beispiel?
KRETSCHMER Lena Gercke ist ein gutes Beispiel, Hana Nitsche auch aus den ersten Staffeln. Für manche Mädchen der Show ist es aber sicher schwer, in der Modeszene Fuß zu fassen, weil sie den Stempel von einer Fernsehsendung haben. Ich glaube aber trotzdem, dass ein gutes Mädchen eine solche Plattform nutzen kann, um zu zeigen: Hier bin ich. Öffentlichkeit hilft vielen.
Die neue GNTM-Staffel startet nächste Woche. Werden Sie einschalten?
KRETSCHMER Wenn ich es schaffe, gucke ich mal rein. Aber meine Lieblingssendung ist das nicht, weil ich es nicht so interessant finde, wenn Mädchen sich auf den Weg ins Modelgeschäft machen. Mir gefällt es aber, tolle Gesichter und schöne Shootings zu sehen.
Wo wir gerade beim Fernsehen sind: Das Dschungelcamp bekommt heute einen neuen König. Hat RTL Sie dazu auch schon eingeladen?
KRETSCHMER Nein, nein, nein, die wissen genau, wen man nimmt und wen nicht. Ich habe genug zu tun. Ich könnte vielleicht moderieren, aber auf keinen Fall ins Camp gehen. Vielleicht in 30 Jahren, wenn mich keiner mehr kennt, aber jetzt wäre ich der exakt falsche Kandidat für die Show. Ich habe gar keine Zeit, mich da für mehrere Wochen reinzusetzen, zum anderen bin ich nicht geeignet fürs Camping und schon gar nicht für all die Herausforderungen. Ich bin ein guter Zuschauer, finde es eine tolle Sendung und liebe die beiden Moderatoren. Und ich kenne zum Beispiel Natascha Ochsenknecht gut, die in dieser Staffel dabei ist. Ihr habe ich vorher geschrieben: „Natascha, pass gut auf dich auf, und komm heile wieder.“
In Ihrer Vox-Show „Shopping Queen“suchen fünf Frauen in einer Stadt das perfekte Outfit. Wie wählen Sie die Städte aus?
KRETSCHMER Wir waren schon fast überall. Zurzeit gehen wir auch vermehrt in kleinere Städte, auch Duisburg war schon dabei.
Duisburg ist eine Großstadt.
KRETSCHMER Ok, aber die kleineren Städte funktionieren gut. Wir brauchen natürlich genügend Läden, damit die Kandidaten differenziert einkaufen können. Aber wir waren zum Beispiel auch in Gütersloh, in Bielefeld, in Passau.
Gibt es eine Stadt, an die Sie sich besonders erinnern?
KRETSCHMER Da gibt es viele, aber es gab ja schon über 1300 Sendungen. Ich erinnere mich immer gerne an Wien. Ich fand es in meiner Heimatstadt Münster sehr toll. Freiburg habe ich noch im Kopf, da hatte ich eine ganz lässige Sendung. Es gibt immer wieder Highlights.
Sie bewerten dabei das Outfit der Kandidaten. Können Sie noch durch die Stadt laufen, ohne das zu tun?
KRETSCHMER Das kann ich noch, aber natürlich springen mir Outfits sofort ins Auge, und ich habe einen Kommentar auf den Lippen. Aber man kann nicht jeden Tag perfekt angezogen sein: Scheitern ist auch schön – nicht jeden Tag gelingt die perfekte Kombination. Und wenn man das mit Humor nehmen kann, ist das ein großes Glück. Das gehört für mich zur Mode und zum normalen Leben dazu.
Was ist modisch im Trend?
KRETSCHMER Es gibt Farben, die neu kommen, zum Beispiel einen wunderbaren Lilaton, der sehr knallt und trotzdem warm ist. Außerdem kommen wieder Formen zurück, die etwas gerader geschnitten sind, diese ganz leichte Geometrie ist wieder da. Mäntel sind wichtig, gerade diesen Winter noch. Es kommen auch neue Grün-, Gelb- und Metalltöne, und der Schmuck darf wieder etwas größer werden.
Was sind No-Gos in der Mode?
KRETSCHMER Jeder kann anziehen, was ihm gefällt. Diese Freiheit muss auch bleiben. Ein No-Go ist aber, wenn ein Teil zum Beispiel völlig verschmutzt ist oder es andere provoziert. Es ist nicht schön, mit einem SM-Teil aus Lack und Leder über die Straße zu gehen. Und Trachten müssen auch nicht sein – es sei denn man ist in Bayern zu Hause. Mode sollte immer so sein, dass das Gegenüber nicht durch ein Outfit gestört ist. Ansonsten muss sie Spaß machen und vielfältig sein, denn das macht Freiheit aus.
Sie hatten Ihren Durchbruch als Designer durch Udo Lindenberg – haben Sie noch Kontakt?
KRETSCHMER Ich sehe Udo immer wieder, wir mögen uns sehr. Wir haben schon vieles beruflich gemeinsam gemacht und waren zusammen auf Reisen, beispielsweise in Südamerika. Wenn ich ihn sehe, freue ich mich sehr, er ist ein sehr feiner Mensch. Und ich bewundere Udo total: Er ist nicht nur privat ein toller Mensch, sondern auch ein Ausnahmekünstler.