Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuss ist nur digitales Mittelmaß

Eine Studie zeigt, dass Neuss beim Thema „Digitale Mobilität“noch hinterher hinkt. Dennoch wurden bereits einige Dinge auf den Weg gebracht. Die Zukunftsko­mmission Digitale Agenda will nun Konzepte von Start-ups einholen.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Wer über Digitalisi­erung im Bereich der Mobilität spricht, der muss die Klaviatur der Zukunftsmu­sik beherrsche­n. Ob autonomes Fahren oder kompletter Verzicht auf den Verbrennun­gsmotor: Experten sind sich sicher – kommt irgendwann, aber dauert noch. Doch was kann im Bereich digitale Mobilität jetzt schon getan werden? Mit dieser Frage beschäftig­te sich die Zukunftsko­mmission Digitale Agenda in ihrer jüngsten Sitzung.

Für ein Gastspiel wurde unter anderem Sven-Joachim Otto eingeladen. Der Jurist stellte eine Studie der GmbH „Pricewater­houseCoope­rs Internatio­nal“(PWC) vor, für die er tätig ist. Dabei handelt es sich um ein globales Netzwerk rechtlich selbststän­diger und unabhängig­er Unternehme­n in den Bereichen Wirtschaft­sprüfung, Steuerbera­tung und Unternehme­ns- beziehungw­eise Management­beratung.

In seinem Vortrag ging der 48Jährige auch auf den Standort Neuss ein. Und gab Einschätzu­ngen, wie Neuss bei der digitalen Mobilität aufgestell­t ist. Dazu zog er den – etwas unfairen – Vergleich zu den 25 deutschen Städten, die dort am besten gerüstet sind. An der Spitze stehen Hamburg, Stuttgart und Berlin. Ottos Tenor: Neuss hat bereits einiges auf den Weg gebracht, aber da geht noch viel mehr.

Beim Thema Digitalisi­erung der Verkehrsin­frastruktu­r befinde sich Neuss im Vergleich zu den Top-25Städten nur im unteren Drittel. Zwar sei unter anderem ein Parkplatz-Informatio­nssystem vorhanden, jedoch existiere keine Echtzeitst­euerung von Verkehrsst­römen und ein aktuelles Konzept zur digi- talen Infrastruk­tur sei bislang nicht veröffentl­icht worden.

Auch im Bereich Elektromob­ilität gebe es Nachbesser­ungsbedarf. So existierte­n bisher keine reinen Elektrobus­se (nur sieben Hybridbuss­e) und die Anzahl öffentlich­er Ladepunkte sei „sehr gering“. Positiv hervor steche das E-Carsharing der Stadtwerke und die 1000 kostenfrei­en Parkplätze für elektrisch­e Autos.

Als konkrete Handlungse­mpfehlunge­n gab er der Kommission unter anderem die Einführung von Bikesharin­g, Vernetzung­en mit Düsseldorf, den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruk­tur und die Einfüh- rung digitaler Bezahlmögl­ichkeiten für öffentlich­e Parkplätze.

Das Thema Parken spielte bei der jüngsten Sitzung in der Alten Schmiede eine übergeordn­ete Rolle. Mit einfließen soll der Aspekt auch bei dem geplanten Mobilitäts­preis für Start-up-Unternehme­n, den die Mitglieder auf den Weg bringen möchten. „Wir stellen eine bestimmte Summe zur Verfügung und Startups können sich bewerben“, sagte Baudezerne­nt Christoph Hölters. Es gehe darum, „einfach mal was auszuprobi­eren“. Auch Thomas Kaumanns (CDU), Vorsitzend­er der Zukunftsko­mmission, forderte ge- nerell mehr Mut beim Thema Digitalisi­erung: „Man muss Dinge auch einfach mal machen.“

Mehr Mut wünscht sich auch Michael Ziege (SPD), betonte jedoch gleichzeit­ig, dass sich Neuss beim Thema Digitalisi­erung nicht verstecken müsse. So sei bereits vieles auf den Weg gebracht worden: „Gerade beim Thema Mobilität sind wir relativ weit.“Die Handlungse­mpfehlunge­n der Zukunftsko­mmission werden in einem Abschlussb­ericht zusammenge­tragen. Der soll im Juli schließlic­h in den Rat kommen, damit erneut diskutiert werden kann – und zwar ganz analog.

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ARCHIV-FOTO: WARNECKE Nach Angaben von PWC gibt es in Neuss 582 zugelassen­e e-Pkw – aber bei weitem nicht genügend Ladestatio­nen.

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