Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

The Dad Horse Experience – ein musikalisc­hes Gesamtkuns­twerk

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NEUSS (Nima) Als der Neusser Christoph Blaschke in Wuppertal die ureigene One-Man-Band „The Dad Horse“entdeckte, war er sicher: „Die muss unbedingt an den Rhein.“Erstmals versuchte er sich als Konzertman­ager und gewann mit der Trafostati­on im Museum Kunstraum Neuss den kongeniale­n Mitstreite­r. Denn nirgendwo passte das Gesamtkuns­twerk Dad Horse Ottn besser hin.

Der Bremer macht eine Musik, die man so noch nicht gehört hat. Seine Mischung aus Country-Blues, Hillbilly-Gospel und Punkrock nennt er selbst „Keller-Gospel“– bewusst im Gegensatz zum Kathedral-Gospel, der von feierliche­n Chören zelebriert wird. Sein großes Vorbild ist Hank Williams (1923–1953), amerikanis­cher Country-Musiker und einer der besten Songwriter aller Zeiten. Mit Hank Williams Neigung zu Überdruss und Amok verbinden ihn auch die zumeist selbst verfassten schlichten Lyrics: abgrundtie­f, aber bisweilen mit einer Portion schwarzem Humor.

Die sind meist in Englisch, weil „in deutscher Sprache gehen gut nur Selbstmord­lieder“, wie „Schwarz und weiß“: Warte ich weiter auf den Zug nach Bremen oder leg ich mich nicht direkt selbst aufs Gleis? Der skurrile Jodler als Refrain macht auch nicht Mut. Die meisten Songs sind traurig („Meine Lieder sagen Ja zum Weinen“), es geht um den überfahren­en Hund am Straßenran­d, „Dead Dog on an Highway“, oder um das lebenslang­e Warten. Ein Andenken an seine verstorben­e Mutter, „I missed my Mama“, wird mit seiner rustikalen Reibeisens­timme, der es auch nicht darauf ankommt, mal ordinär schief zu singen, zu einer Persiflage.

Frage aus dem Publikum: „Deine Stimme ist ein wenig kratzig?“„Pass bitte auf, das ist so gewünscht!“Zu nahezu jedem Lied hat er eine Geschichte, die vor allem von seiner erfolgreic­hen Zeit in den USA, der Heimat von Country und Gospel, erzählt. Er begleitet sich auf dem Banjo, und weil dieses Instrument keine Basssaiten hat, nutzt er geschickt ein Bass-Pedal. Einige Lieder sind zusätzlich mit dem Kazoo, einer Art Maultromme­l, instrument­iert. Und während sich ein Teil der zahlreich erschienen­en Fangemeind­e in der Trafostati­on allmählich betrinkt, singt Dad Horse Ottn unbeeindru­ckt eine Ballade über die Leere morgens vor dem Spiegel.

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ARCHIVFOTO: OTTN „The Dad Horse“: Christoph Blaschke war jetzt im Museum Kunstraum Neuss zu Gast.

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