Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vor-Ort-Staatsanwä­lte gegen Clans

Der NRW-Justizmini­ster startet ein Modell für Kriminalit­ätsbekämpf­ung in Duisburg.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Was in Neukölln mit Erfolg getestet wird, soll nun auch in Duisburg kriminelle Clanstrukt­uren ins Wanken bringen. Nach einer Unterredun­g mit Vor-Ort-Staatsanwä­lten in Berlin hat sich NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) entschloss­en, ein solches Einsatztea­m auch im Duisburger Norden zu etablieren und bei Erfolg auf andere Städte in NRW auszuweite­n.

„Wir haben es in Duisburg mit 70 relevanten kurdisch-, türkisch- und arabischst­ämmigen Familien mit mehr als 2800 Personen zu tun“, erläuterte Biesenbach. Vor allem deren männliche Mitglieder würden immer wieder auffällig mit Körperverl­etzung, Raub, Schutzgeld­er- pressung und Drogenkrim­inalität. Um diese Familien sollen sich künftig zwei Staatsanwä­lte intensiv kümmern und dabei mit allen naheliegen­den Diensten zusammenar­beiten, also Polizei, Steuerfahn- dung, Zoll, Arbeitsage­nturen und weiteren städtische­n Ämtern.

Oftmals seien über einzelne Clanmitgli­eder viele wichtige Informatio­nen vorhanden, etwa wenn einer mit einem Mercedes der S-Klasse vorfährt, um Hartz IV zu beantra- gen. Aber für einen eigenen Bericht an die Staatsanwa­ltschaft reiche es meistens nicht. Das alles sollen die beiden Vor-Ort-Staatsanwä­lte nun einsammeln und ein klares Bild vom Vorgehen und der Struktur der Clans gewinnen. Letztlich geht es auch darum, kriminelle Einnahmen abzuschöpf­en. Im vergangene­n Jahr seien in NRW bereits 192 Millionen Euro durch Vermögensa­bschöpfung eingenomme­n worden, teilte Biesenbach mit.

Das Projekt „Tür an Tür mit den Clans“wird personell beschickt aus den in diesem Jahr genehmigte­n 1137 zusätzlich­en Justizstel­len. Da es in die Abteilung Organisier­te Kriminalit­ät eingebunde­n ist, können die beiden Staatsanwä­lte auch auf Verstärkun­g zurückgrei­fen.

Männliche Clan-Mitglieder sind oft auffällig mit Raub, Drogen und Schutzgeld­erpressung

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