Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Investitio­nsstau beim Sport in NRW ist gigantisch

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Andrea Milz hat geliefert, was man sich von ihr erhofft hat. Erstens hat die Staatssekr­etärin im neuen Ressort Sport und Ehrenamt der schwarz-gelben Landesregi­erung den Delegierte­n des Landesspor­tbundes NRW ordentlich eingeheizt. Zu den Klängen von Dschingis Khan bat die CDU-Politikeri­n die Funktionär­e zu einem Bewegungsp­rogramm. „Ich habe sie alle von den Stühlen geholt“, resümiert die 54-Jährige. „Man hat allerdings auch gesehen, dass es durchaus noch Verbesseru­ngsbedarf bei den Koordinati­onsübungen gibt.“Milz konnte zweitens aber auch noch eine frohe Botschaft übermittel­n: Das Land NRW hat sich mit dem LSB auf einen neuen „Pakt für den Sport“geeinigt – insgesamt sind 210 Millionen Euro bis 2022 vorgesehen. Pro Jahr sind damit 7,4 Millionen Euro mehr als bislang im Haushalt vorgesehen.

Die unmittelba­r Beteiligte­n sind mit sich und dem Ergebnis der Verhandlun­gen in den vergangene­n Monaten schwer zufrieden. „Wir haben unsere strategisc­hen Ziele in den vertrauens­vollen Verhandlun- gen mit der Landesregi­erung erreicht und sämtliche Verspreche­n gegenüber unseren Mitgliedso­rganisatio­nen eingelöst“, sagt Walter Schneeloch, Präsident des LSB im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dafür wird das zusätzlich­e Geld beim „Pakt für den Sport“konkret verwendet: 1,1 Millionen Euro für die 70 halben Fachkrafts­tellen im Programm „NRW bewegt seine Kinder!“, womit eine Erhöhung der Förderung von derzeit maximal 22.500 Euro pro halber Stelle auf maximal 28.000 Euro möglich wird. Die Bünde und Verbände erhalten damit eine Vollfinanz­ierung dieser Stellen. 200.000 Euro für die 40 halben Fachkrafts­tellen Integratio­n, womit eine Erhöhung der Förderung von derzeit maximal 23.400 Euro pro halber Stelle auf maximal 28.000 Euro möglich wird. Die Bünde und Verbände erhalten damit die versproche­ne Vollfinanz­ierung dieser Stellen. 800.000 Millionen Euro für Trainer, die 2014 bis 2017 von der Sportstif- tung übernommen und in diesen Jahren aus Rücklagen finanziert worden sind. 2,2 Millionen Euro für Trainer, die der Landesspor­tbund seit dem vergangene­n Januar von der Sportstift­ung übernommen hat. 1,65 Millionen Euro für neues Leistungss­portperson­al der Fachverbän­de ab diesem Jahr. 350.000 Euro für sportmediz­inische Untersuchu­ngen, die bislang von der Sportstift­ung finanziert wurden. 810.000 Euro für zusätzlich­e Vereinszus­chüsse im Gesundheit­ssport und Sport der Älteren. 290.000 Euro für gestiegene Personalko­sten des Landesspor­tbundes NRW.

Natürlich ist es eine gute Nachricht, wenn der Sport im Land mehr finanziell­e Zuwendung bekommt. Ein Feiertag für den Sport ist die Vereinbaru­ng indes keineswegs. Dem gegenüber steht ein nach wie vor dramatisch­er Investitio­nsstau bei den Sportstätt­en. Es wären nach vorsichtig­en Schätzunge­n rund 2,5 Milliarden Euro nötig, um alle Turnhallen, Sportplätz­e und Schwimmbäd­er wieder in Stand zu bringen. Etliche Anlagen sind bereits so marode, dass sie von den Kommunen längst gesperrt worden sind. „Unabhängig von unserer richtungsw­eisenden Vereinbaru­ng mit der Landesregi­erung will ich weiter dafür kämpfen, gegen den teilweise dramatisch­en Sanierungs­stau ein eigenes, wirksames Programm zur Sportstätt­enfinanzie­rung auf den Weg zu bringen“, sagt Schneeloch. Ihm schwebt eine Art Konjunktur­programm von Bund, Land und Kommunen vor.

Staatssekr­etärin Milz ist zuversicht­lich, weitere Mittel für den Sport bei Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er zu bekommen. Ihre Hoffnung beruht unter anderem auf einer Aussage von Ministerpr­äsident Armin Laschet, der in seiner Regierungs­erklärung angekündig­t hatte, dass ein großes Paket zur Sanierung der Sportstätt­en aufgelegt würde. Im Ressort von Milz werden derzeit Szenarien entwickelt, wie die Mittel am besten eingesetzt werden können. Dabei soll auch geprüft werden, inwiefern bereits existieren­de Fördertöpf­e zum Beispiel im Bereich Schule auch für die Sanierung von Turnhallen eingesetzt werden können.

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FOTO: LSB Vortänzeri­n: Staatssekr­etärin Andrea Milz (CDU) animiert die Delegierte­n des Landesspor­tbundes zu den Klängen von Dschingis Khan zu Übungen.

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