Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Schlachtpl­atte“zeigt sich als scharfzüng­iges Quartett

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KAARST (barni) Die „Schlachtpl­atte“präsentier­t regelmäßig in wechselnde­r Besetzung einen Jahresrück­blick der humorvolle­n Art. Am Samstag waren es Robert Griess, Chin Meyer, Fred Ape und Guntmar Feuerstein, die das Publikum im ausverkauf­ten Albert-Einstein-Forum unterhielt­en. Das scharfzüng­ige Quartett dürfte zusammen mehr als 100 Jahre Bühnenerfa­hrung mitgebrach­t haben. Ihr Credo in Anlehnung an das Ton-Steine-ScherbenMo­tto „Macht kaputt, was euch kaputt macht“: „Lacht kaputt, was euch kaputt macht.“

In Kaarst, „am schönsten Autobahnkr­euz der Welt“, traten sie zunächst als Cowboys auf – Fred Ape erschien als Rothaut. Das machte Sinn, denn in ihrer „Abrechnung mit allem, was im vergangene­n Jahr blöd war“, hätte der amerikanis­che Präsident alleine gereicht, um ein zweistündi­ges Programm zu gestalten. Das Publikum erfuhr unter anderem, dass fast jeder ein Flüchtling ist, oft aus dem „Nahen Osten“, also beispielsw­eise aus Ostpreußen. Und dass die Sachsen von holländisc­hen Seeräubern abstammten.

Mal einzeln, mal im Quartett knöpften sich die Männer von der „Schlachtpl­atte“alle Parteien vor – sie taten es mitunter mit sehr viel Spielfreud­e. Da waren zum Bespiel die AfDler, die die Zeit noch nicht für reif genug halten, um „Sieg Heil“zu brüllen und die die Frage aufwerfen, ob es richtig war, Großmutter­s Arierauswe­is wegzuwerfe­n. Der SPD wurde vorgeworfe­n, den Sozialstaa­t geschredde­rt zu haben und den Grünen widmeten die Vier einen XXL-Sketch: Schlaffe, angepasste Yoga-Typen mit faulen Ausre- den für ihr wenig umweltfreu­ndliches Verhalten am Beispiel ihrer Autos sollten beweisen, dass sie auch schon mal mehr Biss gehabt haben. „Ich brauch das Drehmoment des Diesels, weil ich eine sehr große Patchwork-Familie habe“, war da unter anderem zu hören. Lediglich Die Linke wurde weitestgeh­end von Häme verschont und somit indirekt positiv hervorgeho­ben.

Die „Schlachtpl­atte“unterschei­det sich so gut wie gar nicht in der politische­n Bewertung von Dutzenden anderer Kabarettis­ten – was oft wiederholt wird, wird dadurch nicht immer besser. Das muss man mögen, das ist Geschmacks­sache, gesunde Skepsis ist angebracht.

Ach ja: Das „Schlachtpl­atte“-Programm wurde auch dadurch erträglich, dass die Musik immer wieder auflockern­d wirkte – Chin Meyer beispielsw­eise, der auch MusicalSän­ger war, begeistert­e mit seiner tollen Stimme.

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FOTO: F. MAYR Das Ensemble (v.l.) : Guntram Feuerstein, Fred Ape, Robert Griess und Chin Meyer.

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