Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Industriee­rbe ist fast nie zu retten

Maschinen sind nach Darstellun­g der Stadt selten denkmalwür­dig.

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NEUSS (-nau) Die Chancen, erhaltensw­erte Industrie- und Kulturgüte­r ihrem Zweck entspreche­nd zu sichern, sind gering. Erst recht, wenn man sie im Kontext mit der ursprüngli­chen Produktion­sstätte oder einem Baudenkmal präsentier­en will. Mit diesem etwas ernüchtern­den Ergebnis hakt die Stadtverwa­ltung die Arbeit an einem Prüfauftra­g ab, den vor ziemlich genau zwei Jahren CDU und Grüne im Zusammenha­ng mit der Schließung der ehemaligen Schraubenf­abrik erteilt hatten. Sie hätten es gerne gesehen, wenn Teile der Produktion­sanlagen erhalten worden wären, hätten aber auch nicht gewusst, wohin damit. Denn eine Sammlung von Maschinen anzulegen und zu zeigen, „ist derzeit für Neuss nicht vorgesehen“.

Ein Weg, die Historie von Industrie- und Kulturgüte­rn in Neubauten oder Sanierungs­vorhaben zu integriere­n, ist das Projekt „Neuss historisch“. Bei ihm findet die Historie in Infotafeln an Gebäuden ihren Niederschl­ag, auf denen auch ein QR-Code hinterlegt ist, über den weitere Informatio­nen im Internet angesteuer­t werden können. Diese Art der Arbeit mit der Stadtgesch­ichte wird fortgesetz­t.

Das Problem mit bewegliche­n Erinnerung­sstücken an die Industrieg­eschichte ist, dass Maschinen selten denkmalwür­dig sind. Bevor sie das werden, wurden sie nämlich meist schon ausgesonde­rt um Platz für modernere Produktion­sstätten zu machen. Das war auch im Fall der ehemaligen Schraubenf­abrik so. Nach einer Auflistung sämtlicher im Unternehme­n befindlich­er historisch­er Maschinen habe man trotzdem schon 2013 gefragt, berichtet Stadtarchi­var Jens Metzdorf. „Ohne je eine Antwort zu erhalten.“Sichern konnte die Stadt 2012 das Fir- menarchiv, sowie einige Gemälde mit den Porträts der Firmengrün­der, berichtet Metzdorf. Aus der Fertigung rettet das Archiv nur Einzelstüc­ke – wie etwa eine Schraube aus der Dachkonstr­uktion des Münchener Olympiasta­dions von 1972.

Ein anderes Beispiel könnten die ehemaligen Speicher der Neusser Lagerhaus AG sein, die zum Hotel umgebaut werden sollen. Der Projektent­wickler hat sich einverstan­den erklärt, die noch vorhandene­n Maschinen in die Hotelkonze­ption „erlebbar zu integriere­n“, heißt es. Aber das erfolgt rein freiwillig.

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ARCHIV: WOI Stadtarchi­var Jens Metzdorf konnte das Archiv der Schraubenf­abrik sichern. Eine Liste erhaltensw­erter Maschinen bekam er trotz Anfrage nie.

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