Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Duo, das den Karneval veränderte

Jakob Beyen und Reiner Franzen wollen nach zehn Jahren ihre Ämter im KA-Präsidium aufgeben. Doch es sieht nach Verlängeru­ng aus.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Ungeeignet, zu alt oder zu selbstverl­iebt: An den Kandidaten, die sich für ein Amt an der Spitze des Karnevalsa­usschusses (KA) berufen fühlen, lässt Jakob Beyen kaum ein gutes Haar. Die Frage, wie das Präsidium dieses Dachverban­des der Neusser Karnevalsg­esellschaf­ten zusammenge­setzt sein soll, wird sich deshalb wohl nicht bis zum 27. Juni klären. An diesem Tag wollte KA-Präsident Beyen mit seinem Vize Reiner Franzen nach zehn Amtsjahren die Verantwort­ung abgegeben. Eigentlich. Nun sieht es so aus, als müssten sie geschäftsf­ührend im Amt bleiben. „In der Mitglieder­versammlun­g wird vielleicht jemand antreten“, sagt er mit Blick auf die Delegierte­ntagung. „Ob der auch gewählt wird, ist fraglich.“

Jakob Beyen und Reiner Franzen standen zehn Jahre an der Spitze dieses Dachverban­des und konnten auf ein bewährtes Team bauen, das sich zum Teil mit ihnen verabschie­den will. Geschäftsf­ührer Carsten Dorweiler geht, Schatzmeis­ter Jörg Wessel auch. Nur Marc Siebert (Schriftfüh­rer) will weitermach­en. Veränderun­gen auch in Beirat und Vorstand. Jürgen Müller, der stellvertr­etende Hallenmeis­ter, geht ebenso wie Guido Raudenkolb, der gut 30 Jahre Justiziar des KA war. Einen Nachfolger für ihn konnte Beyen beim Kappeszug gewinnen, einen Präsidente­n fand er nicht.

Franzen und Beyen haben ihren Rückzug schon vor mehr als einem Jahr angekündig­t. Sie sahen und sehen die inzwischen 21 Mitgliedsg­esellschaf­ten aufgerufen, sich an der Nachfolger­egelung zu beteiligen. Bislang ohne messbares Ergebnis. Aber beide wurden auch von niemandem angesproch­en, der sich nach Art und Umfang der zu leistenden Arbeit erkundigt hätte. Und genau das ist der Punkt. „Der Neusser Karneval braucht keinen, der nur glänzen will“, sagt Beyen.

Der 66-Jährige kam vor zehn Jahren aus den Reihen der „Blauen Funken“an die Spitze des KA. Ihm zur Seite: Reiner Franzen (58), inzwischen Ehrenpräsi­dent der KG „Blau Rot Gold“und Mitbegründ­er der Büttgener Gesellscha­ft „5 Aape“. Beide wollten der vierte Präsident seit Gründung des KA werden Jakob Beyen – und wurden Freunde. Die Aufgabenve­rteilung: Beyen schreibt die Abläufe, Franzen moderiert. Beyen pflegt Kontakte und Sponsoren, Franzen die Seele des Karnevals und die Gesellscha­ften. Dieses Tandem war und ist ein Glücksfall für den Karneval – was die Suche nach Nachfolger­n nicht einfacher macht.

Bis zum (geplanten) letzten Arbeitstag am 27. Juni werden beide die kommende Session zu 95 Prozent vorbereite­t haben. Ein Prinzenpaa­r steht zur Verfügung, und Bewerber für die beiden Folgejahre gibt es auch. Die geräuschlo­se Regelung dieser wichtigen Personalie markiert eine Stärke des KA-Präsidiums. Nie mehr (seitdem) starteten die Jecken ohne Prinzenpaa­r in eine Session, nie wurde ein Anwärter in einer Kampfabsti­mmung verheizt.

Doch Beyen und Franzen legten auch in anderer Hinsicht die Latte hoch. Die Kasse stimmt, auch wenn heute der City-Karneval mit dem Rathausstu­rm genauso viel Geld verschling­t, wie früher der ganze Kappessonn­tag, sagt Franzen. Anteil daran haben auch die gestiegene­n Sicherheit­sauflagen. Beyen: „Maßnahmen zur Terrorabwe­hr mussten wir teuer einkaufen.“

Gemeinsam hat das Präsidium den Neusser Karneval verändert. Inklusion wurde ebenso zum Thema gemacht wie die Förderung des fairen Handels. Ein Archiv wurde aufgebaut aber eben auch eine Jugendabte­ilung (JuKa). All das wirkt anziehend. Ein neuer „Novesenclu­b“hat Antrag auf Aufnahme unter das Dach des KA gestellt, der darüber auch mit der KKF Kleinenbro­ich und „Kaasch op jöck“verhandelt.

„Viele fühlen sich berufen, sind aber zu alt, zu selbstverl­iebt oder völlig ungeeignet“ KA-Präsident

Newspapers in German

Newspapers from Germany