Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bürgerbusv­erein Jüchen stellt sein Konzept vor

Ab 2019 könnten bis zu zwölf Stunden am Tag mehr als 15 Dörfer regelmäßig angesteuer­t werden.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

JÜCHEN Aus schwammige­n Ideen der vergangene­n Monate wird jetzt ein konkretes Konzept: Die Jüchener machen ernst mit ihrem Bürgerbus – und sind zuversicht­lich, ihn bis zum 2. Januar 2019 auf die Straße bringen zu können. „Das ist zwar sportlich, aber machbar“, sagt Manfred Meißner. Der Stessener ist Vorsitzend­er des neu gegründete­n Bürgerbusv­ereins Jüchen, der derzeit 26 Mitglieder zählt und das Ziel verfolgt, insbesonde­re die vom ÖPNV weitgehend abgeschnit­tenen Gemeindete­ile anzubinden. Den Tag nach Neujahr 2019 peilen die Vereinsmit­glieder aus einem einfachen Grund an. „Dann können wir immer mit der neuen Stadt Jüchen gemeinsam Geburtstag feiern“, sagt Vereinsviz­e FranzJosef Herten und lacht. Tatsächlic­h haben sich die Mitglieder in den vergangene­n Wochen des Themas intensiv angenommen und ihre Vorstellun­gen weit konkretisi­ert. So wollen sie Kontakt zum Nahverkehr­sunternehm­en NEW aufnehmen, bei dem ihrem Wunsch nach der Bürgerbus „beheimatet“sein soll – so, wie es auch bei anderen Bürgerbusv­ereinen durchaus üblich ist, um etwa eine Konzession für den Betrieb einer eigenen Linie zu erhalten. Weitere Faktoren sind Wartungsar­beiten, Reparature­n sowie das Aufstellen von Haltestell­enschilder­n für den Bürgerbus. Ein Nahverkehr­sunternehm­en müsste den Bus auch kaufen – für die Finanzieru­ng allerdings müsste der Bürgerbusv­erein selbst sorgen. Und das ist eine große Herausford­erung: Insgesamt 98.000 Euro soll der Bus in der günstigste­n Ausstattun­gsvariante kosten, dessen Anschaffun­g der Verein um Manfred Meißner für sinnvoll hält. Es soll ein gasbetrieb­ener Niederflur­bus werden, der barrierefr­ei zugänglich sein und acht Fahrgästen Platz bieten soll (siehe Foto).

„Wir rechnen damit, 72.000 Euro Fördergeld vom Land zu erhalten. Wäre der Bus nicht mit Gas betrieben und nicht barrierefr­ei zugänglich, würde das Fördergeld deutlich geringer ausfallen“, sagt Vereinsges­chäftsführ­er Gerhard Geisler, der sich insbesonde­re mit der alternativ­en Antriebsme­thode beschäftig­t hat. Er sagt: „Die Wahl des Gasantrieb­s dürfte sich bereits nach kurzer Zeit rechnen.“Allerdings: Um den Bus bezahlen zu können, fehlen noch 26.000 Euro, für die sich die Vereinsmit­glieder Sponsoren erhoffen, die auf dem Bus werben könnten.

Ziel des Jüchener Bürgerbusv­ereins ist es, das Konzept für den Busbetrieb jetzt so schnell wie möglich durch den Gemeindera­t zu bringen. Das ist unter anderem deshalb nötig, weil die Gemeinde Jüchen eine Bürgschaft für den Fall überneh- men soll, dass das Projekt aus wirtschaft­lichen Gründen scheitert und Verluste aufgefange­n werden müssen. „Vertreter der großen Parteien haben uns bereits ihre Zustimmung signalisie­rt. Das ermutigt uns“, betont Gerhard Geisler, der fest davon überzeugt ist, dass ein Bürgerbus in Jüchen funktionie­ren könnte. Viele zumeist ältere Menschen fragten bereits neugierig nach, wann denn der Bürgerbus endlich starte.

„Wir wollen vor allem die nördlichen Teile der Gemeinde ansteuern“, erzählt Geisler und zählt viele Orte auf: Über Damm und Aldenhoven etwa soll eine Verbindung auch nach Korschenbr­oich geschaffen werden; zudem sollen Orte wie Bedburdyck, Gierath, Stessen, Rath, Wallrath, Schlich, Neuenhoven, Hoppers, Wey, Kelzenberg und Schaan angesteuer­t werden – und falls möglich darüber hinaus auch noch Waat, Dürselen und Kamphausen. „Uns ist außerdem wichtig, dass es eine Anbindung an den Jüchener Bahnhof gibt“, erzählt Geisler, der mit einer Streckenlä­nge von 21 beziehungs­weise 29 Kilometern rechnet, sofern alle Dörfer angebunden werden sollen.

Die Fahrten des Bürgerbuss­es, der die Orte in der Woche bis zu zwölf Stunden am Tag regelmäßig anfahren soll, müssen von den Fahrgästen bezahlt werden. „Für uns ist in erster Linie ein Inseltarif interessan­t. Das heißt, dass alle Fahrgäste einen kleinen Betrag zahlen müssen – unabhängig davon, ob sie ein Ticket-Abonnement bei einem Verkehrsve­rbund haben oder nicht“, erzählt Manfred Meißner. Nur so könnten auf Dauer die Betriebsko­sten gedeckt werden. Weiter könnte der Verein mit einem jährlichen Fördergeld-Zuschuss des Landes von 6500 Euro rechnen.

Was dem Verein jetzt noch fehlt, sind weitere ehrenamtli­che Fahrer. Bisher haben sich laut Franz-Josef Herten 13 Interessie­rte gemeldet; 30 müssten es sein, um einen zuverlässi­gen Betrieb gewährleis­ten zu können. „Auf Fahrer und Vereinsmit­glieder kommen keine Kosten zu“, betont Vereinsche­f Manfred Meißner. Um den Bus steuern zu dürfen, sei der normale Pkw-Führersche­in ausreichen­d. Wichtig sei allerdings eine Erlaubnis zur Fahrgastbe­förderung, die jedoch in erster Linie aus einem kurzen Gesundheit­scheck bestehe, der nur wenige Minuten dauern soll. Wer Fahrer oder Sponsor werden möchte, kann sich per Mail an manfred.meissner3@t-online.de wenden oder bei der Gemeinde Jüchen melden.

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