Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bürgerbusverein Jüchen stellt sein Konzept vor
Ab 2019 könnten bis zu zwölf Stunden am Tag mehr als 15 Dörfer regelmäßig angesteuert werden.
JÜCHEN Aus schwammigen Ideen der vergangenen Monate wird jetzt ein konkretes Konzept: Die Jüchener machen ernst mit ihrem Bürgerbus – und sind zuversichtlich, ihn bis zum 2. Januar 2019 auf die Straße bringen zu können. „Das ist zwar sportlich, aber machbar“, sagt Manfred Meißner. Der Stessener ist Vorsitzender des neu gegründeten Bürgerbusvereins Jüchen, der derzeit 26 Mitglieder zählt und das Ziel verfolgt, insbesondere die vom ÖPNV weitgehend abgeschnittenen Gemeindeteile anzubinden. Den Tag nach Neujahr 2019 peilen die Vereinsmitglieder aus einem einfachen Grund an. „Dann können wir immer mit der neuen Stadt Jüchen gemeinsam Geburtstag feiern“, sagt Vereinsvize FranzJosef Herten und lacht. Tatsächlich haben sich die Mitglieder in den vergangenen Wochen des Themas intensiv angenommen und ihre Vorstellungen weit konkretisiert. So wollen sie Kontakt zum Nahverkehrsunternehmen NEW aufnehmen, bei dem ihrem Wunsch nach der Bürgerbus „beheimatet“sein soll – so, wie es auch bei anderen Bürgerbusvereinen durchaus üblich ist, um etwa eine Konzession für den Betrieb einer eigenen Linie zu erhalten. Weitere Faktoren sind Wartungsarbeiten, Reparaturen sowie das Aufstellen von Haltestellenschildern für den Bürgerbus. Ein Nahverkehrsunternehmen müsste den Bus auch kaufen – für die Finanzierung allerdings müsste der Bürgerbusverein selbst sorgen. Und das ist eine große Herausforderung: Insgesamt 98.000 Euro soll der Bus in der günstigsten Ausstattungsvariante kosten, dessen Anschaffung der Verein um Manfred Meißner für sinnvoll hält. Es soll ein gasbetriebener Niederflurbus werden, der barrierefrei zugänglich sein und acht Fahrgästen Platz bieten soll (siehe Foto).
„Wir rechnen damit, 72.000 Euro Fördergeld vom Land zu erhalten. Wäre der Bus nicht mit Gas betrieben und nicht barrierefrei zugänglich, würde das Fördergeld deutlich geringer ausfallen“, sagt Vereinsgeschäftsführer Gerhard Geisler, der sich insbesondere mit der alternativen Antriebsmethode beschäftigt hat. Er sagt: „Die Wahl des Gasantriebs dürfte sich bereits nach kurzer Zeit rechnen.“Allerdings: Um den Bus bezahlen zu können, fehlen noch 26.000 Euro, für die sich die Vereinsmitglieder Sponsoren erhoffen, die auf dem Bus werben könnten.
Ziel des Jüchener Bürgerbusvereins ist es, das Konzept für den Busbetrieb jetzt so schnell wie möglich durch den Gemeinderat zu bringen. Das ist unter anderem deshalb nötig, weil die Gemeinde Jüchen eine Bürgschaft für den Fall überneh- men soll, dass das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen scheitert und Verluste aufgefangen werden müssen. „Vertreter der großen Parteien haben uns bereits ihre Zustimmung signalisiert. Das ermutigt uns“, betont Gerhard Geisler, der fest davon überzeugt ist, dass ein Bürgerbus in Jüchen funktionieren könnte. Viele zumeist ältere Menschen fragten bereits neugierig nach, wann denn der Bürgerbus endlich starte.
„Wir wollen vor allem die nördlichen Teile der Gemeinde ansteuern“, erzählt Geisler und zählt viele Orte auf: Über Damm und Aldenhoven etwa soll eine Verbindung auch nach Korschenbroich geschaffen werden; zudem sollen Orte wie Bedburdyck, Gierath, Stessen, Rath, Wallrath, Schlich, Neuenhoven, Hoppers, Wey, Kelzenberg und Schaan angesteuert werden – und falls möglich darüber hinaus auch noch Waat, Dürselen und Kamphausen. „Uns ist außerdem wichtig, dass es eine Anbindung an den Jüchener Bahnhof gibt“, erzählt Geisler, der mit einer Streckenlänge von 21 beziehungsweise 29 Kilometern rechnet, sofern alle Dörfer angebunden werden sollen.
Die Fahrten des Bürgerbusses, der die Orte in der Woche bis zu zwölf Stunden am Tag regelmäßig anfahren soll, müssen von den Fahrgästen bezahlt werden. „Für uns ist in erster Linie ein Inseltarif interessant. Das heißt, dass alle Fahrgäste einen kleinen Betrag zahlen müssen – unabhängig davon, ob sie ein Ticket-Abonnement bei einem Verkehrsverbund haben oder nicht“, erzählt Manfred Meißner. Nur so könnten auf Dauer die Betriebskosten gedeckt werden. Weiter könnte der Verein mit einem jährlichen Fördergeld-Zuschuss des Landes von 6500 Euro rechnen.
Was dem Verein jetzt noch fehlt, sind weitere ehrenamtliche Fahrer. Bisher haben sich laut Franz-Josef Herten 13 Interessierte gemeldet; 30 müssten es sein, um einen zuverlässigen Betrieb gewährleisten zu können. „Auf Fahrer und Vereinsmitglieder kommen keine Kosten zu“, betont Vereinschef Manfred Meißner. Um den Bus steuern zu dürfen, sei der normale Pkw-Führerschein ausreichend. Wichtig sei allerdings eine Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung, die jedoch in erster Linie aus einem kurzen Gesundheitscheck bestehe, der nur wenige Minuten dauern soll. Wer Fahrer oder Sponsor werden möchte, kann sich per Mail an manfred.meissner3@t-online.de wenden oder bei der Gemeinde Jüchen melden.