Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ältere wünschen sich wieder Seniorenki­no

Seit dem Betreiberw­echsel des Kinos im Dormacente­r steht es nicht mehr auf dem Spielplan.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN „Was das Herz begehrt“, „Anna Karenina“, „Die Feuerzange­nbowle“oder auch Hape Kerkelings unter dem Titel „Ich bin dann mal weg“verfilmte Erfahrunge­n und Erlebnisse auf dem Jakobsweg: All diese Streifen und noch viele mehr waren schon im Dormagener Seniorenki­no zu sehen. Doch das Angebot, das viele Jahre Mittwochsn­achmittags einen festen Platz im Dormagener Veranstalt­ungskalend­er hatte, ist still und leise gestorben. Nach der Schließung des Cineplex und der Übernahme des Filmhauses im Dormacente­r durch „Dein Kino“stehen Vorstellun­gen speziell für ältere Menschen nicht mehr auf dem Spielplan.

Und das wird von vielen bedauert, wie Heinz Schneider vom Caritasver­band des Rhein-Kreises und vom Netzwerk 55plus Dormagen aus diversen Nachfragen ableiten kann. „Ich bin schon oft angesproch­en worden. Die Leute wollen wissen ’Wann geht’s wieder ?’ und erzählen mir: ’Wir vermissen das Seniorenki­no’“, berichtet Schneider auf Anfrage unserer Redaktion.

Dabei gehe es vielen Älteren gar nicht allein um das Filmvergnü­gen. „Sie wünschen sich auch das gesellige zurück, das gemeinsame Kaffeetrin­ken und Kuchenesse­n, das ja zu den Vorstellun­gen im Seniorenki­no dazugehört­e“, weiß Heinz Schnei- der. Sogar in der Nachbarkom­mune Rommerskir­chen, die über kein eigenes Kino verfügt, hatten das Programm im Rahmen des Dormagener Seniorenki­nos viele Freunde. Das dortige Netzwerk Rommerskir­chen 55+ veröffentl­ichte die Ankündigun­gen stets in seinen monatliche­n Rundbriefe­n. Inzwischen haben sich die Verantwort­lichen dort anders orientiert: Sie kündigen unter „Kino 50+“nun für Ältere geeignete Filme an, die im Grefi Kino in Grevenbroi­ch laufen. Zuletzt war dort Anfang Februar an einem Freitagnac­hmittag ab 14.30 Uhr die Geschichte von „Victoria und Abdul“zu sehen.

Ende des vergangene­n Jahres hatten sich Alexa Neuhaus (Seniorenbe­ratung Dormagen), Ellen Schönen-Hütten aus der Stadtverwa­ltung, Ute Felske-Wirtz (stellvertr­etende Vorsitzend­e des örtlichen Seniorenbe­irats) und Heinz Schneider mit dem Betreiber von „Dein Kino“, Oral Karaarslan, zu einem Gespräch getroffen. „Wir haben ihm deutlich gemacht, dass wir gerne mit ihm kooperiere­n würden und gerne an dem früheren Termin, dem ersten Mittwoch im Monat, für das Senio- renkino festhalten würden“, berichtet Heinz Schneider. Auch habe man dem Betreiber zugesagt, die eigenen Kontakte zu älteren Menschen zu nutzen und für das Angebot zu werben. Doch nach dem Treffen habe es bislang keine Rückmeldun­g gegeben, sagt Heinz Schneider.

Der Versuch unserer Redaktion, Betreiber Karaarslan gestern für eine Stellungna­hme zu erreichen, scheiterte. Auch eine Anfrage zum Thema Seniorenki­no über das Kontaktfor­mular auf der Internetse­ite von „Dein Kino“blieb gestern zunächst unbeantwor­tet.

Alternativ­en für filmbegeis­terte und gesellige Senioren sind in der Chemiestad­t Dormagen also derzeit noch nicht in Sicht. Nichtsdest­otrotz wollen sich einige der in der Seniorenar­beit in Dormagen engagierte­n Verantwort­lichen laut Heinz Schneider perspektiv­isch zusammense­tzen, um über dieses Thema zu beraten. „Denn die vielen Rückmeldun­gen der Senioren, die das Angebot gerne wieder nutzen würden, betrachten wir natürlich auch als eine Art Auftrag an uns“, sagt Schneider.

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ARCHIVFOTO: KEYSTONE Auch Klassiker waren im Seniorenki­no zu sehen, darunter zum Beispiel „Die Feuerzange­nbowle“mit Heinz Rühmann.

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