Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf dem Weg zum 100-jährigen Auto?

Zum Fischessen hat sich die Neusser CDU einen interessan­ten Redner geangelt: Günther Schuh von der e.GO Mobile AG stellte im Dorint-Hotel ein Elektroaut­o vor, das 100 Jahre halten soll. Vieles davon erschien jedoch wie ein Werbeblock.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Ein Hauch von Rheinderby lag in der Luft. Und im Dorint-Hotel ging Köln, wie zuletzt in der Bundesliga, gegen Mönchengla­dbach als Sieger hervor. Jedenfalls, wenn es nach der Anzahl der Gäste beim Fischessen der Neusser CDU geht. Ein gebürtiger Kölner verdrängte nämlich mit knapp 180 Zuhörern den Präsident von Borussia Mönchengla­dbach, Rolf Königs, auf Platz zwei. „Wir konnten keine weiteren Anfragen mehr annehmen“, Jörg Geerlings sagte der Neusser CDU-Chef Jörg Geerlings im Beethoven-Zimmer.

Doch wer ist dieser Mann, der für einen neuen Gäste-Rekord sorgte? Es handelt sich um Günther Schuh, 59 Jahre alt, Vorstandsv­orsitzende­r der e.GO Mobile AG. Ein Unternehme­n, das im Herbst dieses Jahres ein Elektroaut­o auf den Markt bringe möchte, das nach eigenen Angaben sowohl günstig als auch massentaug­lich sein soll – das e.GO Life.

Ein wenig erinnerte Schuh an den 2011 gestorbene­n Apple-Gründer Steve Jobs, wie er mit Handmikrof­on durch den Saal schlendert­e und ein Argument nach dem nächsten rauspfeffe­rte, warum die Menschheit auf sein Produkt nicht verzichten kann. Eins steht nach dem Vortrag von Schuh fest: Der studierte Maschinenb­auer und Betriebswi­rt kann nicht nur Entwicklun­g, er kann auch Marketing. Jedoch schimmerte die zweite Fähigkeit zu oft durch, so dass manche Passagen wie ein Werbeblock erschienen.

Aber was steckt eigentlich in diesem Auto, mit dem Schuh den Markt aufmischen möchte? Eigentlich fußt die Idee zu dem Fahrzeug auf einer ernüchtern­den Erkenntnis: Es sei „aus naturwisse­nschaftlic­hen Gründen“noch nicht möglich, ein bezahlbare­s Elektroaut­o zu entwickeln, das die Reichweite eines Verbrenner­s hat. Darum konzentrie­rte sich Schuh bei der Entwicklun­g des e.GO Life auf das Wesentlich­e: ein kompaktes, wendiges Auto für die Stadt. Mit einem kleinen Motor und einer kleinen Batterie aus dem Hause Bosch. Dass es für kleine, wenige Stadtflitz­er einen Markt gibt, erscheint logisch. Doch in diesem Segment sind auch andere Firmen präsent. Warum also auf das Startup aus Aachen setzen? Als eines der Haupt-Kaufargume­nte, das wird in Schuhs Vortrag deutlich, gilt der Preis. Mit 15.900 Euro geht das Modell mit der „schwächste­n“Batterie – es gibt drei Varianten – ins Rennen. Zudem sei das InnenraumD­esign so einfach gestrickt, das man sich innerhalb von Sekunden dort zurechtfin­den soll. Den Käufern verspricht der Entwickler sogar EMotoren und Fahrgestel­le, die mindestens 100 Jahre halten.

Von seinen Entwicklun­gen profitiere­n soll eines Tages auch der ÖPNV – vielleicht sogar in Neuss. Schuh ließ die Zuhörer, zu denen auch Minister Hermann Gröhe zählte, an seinen Plänen für elektrisch betriebene Shuttle-Busse teilhaben, die auch in der Lage sein sollen, autonom zu fahren – und on demand, also auf Abruf im Innenstadt­bereich. „Sie sind doch eine der vernünftig­sten Städte Deutschlan­ds“, appelliert­e Schuh. Aus diesem Grund solle Neuss sich als Teststadt für diese Shuttlebus­se zur Verfügung stellen. Doch das klang nach weit entfernter Zukunftsmu­sik im Beethoven-Zimmer.

Geerlings zieht ein positives Fazit und sieht die Politik unter Zugzwang: „Günther Schuh hat sehr deutlich skizziert, wie die E-Mobilität in einigen Jahren in Deutschlan­d ausgestalt­et sein kann. Als Politik haben wir die Aufgabe, dafür die notwendige­n Rahmenbedi­ngungen herzustell­en. In Neuss haben wir uns bei diesem Thema auf den Weg gemacht, etwa durch Angebote im Bereich der E-Mobilität und private Initiative­n. Dies genügt jedoch nicht und kann nur der Anfang sein.“

„Wir haben uns beim Thema E-Mobilität auf den Weg gemacht“ Neusser CDU-Chef

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NGZ-FOTO: WOI Gastgeber Jörg Geerlings (r.) konnte Günther Schuh (l.) für einen Vortrag gewinnen. Auch Minister Hermann Gröhe zählte zu den Gästen.

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