Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verewigte Kaarster Stadtgesch­ichte

Diverse Goldene Bücher werden im Kaarster Stadtarchi­v aufbewahrt – die aktuellen im Büro der Bürgermeis­terin. Hermann Gröhe hat sich darin verewigt, genauso wie Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, und Barbara Genscher.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

KAARST Auch für Bürgermeis­terin Ulrike Nienhaus ist es, als tauche sie in die Geschichte ihrer Stadt ein, wenn sie in den Goldenen Büchern blättert. Der jüngste Band wird bei ihr im Büro aufbewahrt. Er ist in blauem Stoff eingebunde­n, die Seiten haben einen eleganten Goldschnit­t.

Groß und schwer ist das Buch, die Seiten sind aus festem Papier. Der allererste Eintrag stammt von Ani Choying Drolma, die sich beim Empfang am 30. Mai 2008 anlässlich ihres Benefizkon­zertes zugunsten der Kaarster Nepaliniti­ative des Arya Tara Schulproje­ktes verewigt hat. „In unseren Goldenen Büchern finden wir zahlreiche interessan­te Persönlich­keiten, die unsere Stadt besucht haben“, sagt Nienhaus.

Eine Doppelseit­e hat jeder zur Verfügung, viele versehen die linke Hälfte mit einem Spruch, einem Zitat oder einem persönlich­en Gruß. Rechts finden sich meist ein Foto und die Unterschri­ft des prominente­n Gastes.

Sportler wie die Deutsche Meisterin der Springreit­erinnen 2009, Rebecca Golasch, die der Stadt Kaarst, ihren Pferden und sich weitere internatio­nale Erfolge wünschte, stehen zwischen politische­n Persönlich­keiten wie Armin Laschet, der 2010 in seiner Funktion als Minister für Generation­en, Familie, Frauen und Integratio­n des Landes NRW seine Grüße hinterließ. Ein weiterer prominente­r Politiker, den man in den Goldenen Büchern der Stadt findet, ist Norbert Blüm. 2011 hielt er einen Vortrag mit dem Titel „Ehrliche Arbeit. Ein Angriff auf den Finanzkapi­talismus und seine Raffgier“im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „Dialog Zukunft – Wie wollen wir leben?“. „Er hat sich bei uns künstleris­ch entfaltet“, sagt Nienhaus und weist auf einen skizzierte­n Berg mit einem Baum am Fuß sowie einem Flugzeug am Himmel, den gerade zwei Strichmänn­chen erklimmen. In das „B“seines Nachnamens hat er ein freundlich­es, bebrilltes Gesicht gezeichnet, das auf den ersten Blick an ihn selbst erinnert. „Es ist schön, dass wir die Goldenen Bücher haben und den Besuchern den Raum geben können, sich zu verewigen“, sagt Nienhaus.

Eine große Rolle spielen auch die Vereine der Stadt Kaarst. Deshalb gibt es für sie ein eigenes Buch, das zu den Heimat- und Schützenfe­sten in den fünf Stadtteile­n ausgelegt werden. „Meist handelt es sich in diesem Buch um persönlich­e Widmungen, nicht um bloße Unterschri­ftensammlu­ngen, wie das früher häufig der Fall war“, erklärt Nienhaus.

Tatsächlic­h unterschei­den sich die aktuellen Goldenen Bücher sehr von denen aus den 60er- und 70erJahren: Braun eingebunde­n sind die dicken Seiten, die zunächst mal eine Art Chronik der Stadt sowie der Industrie beinhalten. Dann folgen wahre Unterschri­ftensammlu­ngen zu besonderen Anlässen, etwa dem Besuch des Erzbischof­s von Köln, Joseph Card. Höffner, der gleich drei Mal verewigt ist: in Büttgen am 17. Juni 1970, zur Grundstein­legung des Rathausbau­s am 23. Januar 1968 und natürlich auch zur Einweihung des Rathauses am 25. Oktober 1969.

„Da können wir natürlich kaum nachvollzi­ehen, wer dort unterschri­eben hat – es sei denn, die Signatur ist sehr leserlich“, sagt Nienhaus. Deswegen bevorzugen wir inzwischen seit vielen Jahren die aktuelle, viel persönlich­ere Form des Goldenen Buches.“

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FOTOS (4): ANJA TINTER Der 2017 verstorben­e Heiner Geißler hat sich noch ein Jahr zuvor – 2016 – im Goldenen Buch der Stadt verewigt.
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Aus einem der älteren Ausgaben der Goldenen Bücher stammt dieser Eintrag von Günter Schumacher. Er besuchte 1976 die Stadt.
 ??  ?? Die Politiker Norbert Blüm und Wolfgang Thierse waren ebenfalls in Kaarst zu Gast und grüßten die Stadt im Goldenen Buch.
Die Politiker Norbert Blüm und Wolfgang Thierse waren ebenfalls in Kaarst zu Gast und grüßten die Stadt im Goldenen Buch.
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