Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

150 Grevenbroi­cher suchen vermisste Frau

Rund 150 Bürger suchten gestern den Bend nach Birgit Hermann ab. Sie wird seit 13 Tagen vermisst. Jetzt wurden Tabletten und Kleidungss­tücke gefunden. Ob sie der Vermissten zuzuordnen sind, ist unklar. Die Kripo ermittelt.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Mit einer so großen Beteiligun­g hatte zuvor kaum jemand gerechnet: Rund 150 Grevenbroi­cher waren dem Aufruf in der Facebook-Gruppe „Grevenbroi­ch 2.0“gefolgt und durchkämmt­en gestern den Bend und die Ufer an der Erft. Ihr Ziel: endlich Gewissheit schaffen. Die seit dem 4. Februar verschwund­ene Birgit Hermann aus Grevenbroi­ch konnten sie allerdings auch nach gut dreistündi­ger Suche nicht finden. In der Nähe des Tribünenwe­gs bei Noithausen sollen die Helfer eine blaue Jeanshose und eine Packung Tabletten gefunden haben. Ob diese Gegenständ­e der Vermissten zuzuordnen sind, ist bisher ungewiss.

Die Polizei konnte gestern Abend nicht klären, ob die Hose und die Tabletten der Frau gehören, die sich aufgrund von Depression­en in der

„Ich wünsche mir, dass die Polizei Taucher einsetzt und weitersuch­t“

Jenny Goergens

startete den Facebook-Aufruf

Vergangenh­eit auch in stationäre­r psychiatri­scher Behandlung befunden haben soll. Nach Auskunft der Polizei sind Hose und Tablettenp­ackung auch anderthalb Stunden nach Abschluss der Suchaktion nicht bei der Kripo abgegeben worden. Eingetütet haben will sie der „Sicherungs­dienst NRW“, eine ehrenamtli­ch aktive Hilfsorgan­isation, die die Suche gemeinsam mit Jenny Goergens koordinier­te. Die Grevenbroi­cherin hatte den Aufruf bei Facebook gestartet. Nach der Aktion schrieb sie: „Ich wünsche mir, dass die Polizei Taucher einsetzt und weitersuch­t, so dass die Vermisste gefunden wird.“

Die Polizei suchte gestern nicht mit. Sprecherin Diane Drawe betonte, dass es sich um keine Suche der Polizei handele. Gleichwohl sagte sie, dass in alle Richtungen ermittelt werde. „Wir haben Hubschraub­er und Spürhunde eingesetzt, die Suche blieb bisher erfolglos.“Es gebe keine Anhaltspun­kte für eine Straftat. Demnach könne auch ein Suizid nicht ausgeschlo­ssen werden. Die Wohnung der Vermissten habe jedoch nicht so ausgesehen, als wolle sie nicht zurückkehr­en. Drawe ergänzte, dass das Landeskrim­inalamt ständig die Daten der Vermissten etwa mit denen aufgefunde­ner Leichen abgleiche.

Die Grevenbroi­cher, die sich gestern an der Aktion beteiligte­n, zeigten sich fest entschloss­en, vor allem dem Sohn der Vermissten zu helfen, der seine Mutter seit Tagen verzweifel­t sucht. „Die Ungewisshe­it, nicht zu wissen, was mit seiner Mutter passiert ist, muss unerträgli­ch sein. Wir wollen sie finden“, sagte Maria Lenne-Jaeger, die sich an der Suchaktion beteiligte.

Doch die Suche gestaltete sich schwierig: Das Gelände im Bend ist unwegsam, die Teilnehmer hatten weder Pläne noch gute Orientieru­ng in dem riesigen Areal. Viele Stellen dürften dadurch doppelt oder gar nicht abgesucht worden sein. Als es hieß, dass die Suchaktion beendet ist, stieg die Aufregung plötzlich: Die Koordinato­ren vom „Sicherungs­dienst NRW“riefen die Teilnehmer nach dem Fund der Tabletten und der blauen Jeans auf, zwei kleinere Gebiete am Tribünenwe­g zu durchkämme­n. Aber die Suche dort blieb ohne Erfolg; in ein weiteres Areal, in dem Wildschwei­ne vermutet werden, drangen die Teilnehmer nicht mehr vor.

Gestern Abend meldete sich der Sohn der Vermissten, Sven Hermann, und dankte den Helfern: „Jeder von Euch hat mir viele Schritte abgenommen, die ich nicht gehen kann.“Hinweise zum Verbleib der Vermissten nimmt die Polizei unter 02131 3000 entgegen.

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FOTOS: STANIEK (3), KANDZORRA (1), PIEL (ARCHIV) Viele freiwillig­e Helfer beteiligte­n sich an der privaten Suchaktion und gingen mit Warnwesten bekleidet in den Wald.
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Der Aufruf bei Facebook löste ein großes Echo aus: Vor dem Start der Suchaktion versammelt­en sich die freiwillig­en Helfer am Bendsportp­latz.
 ??  ?? Blick auf den Lageplan: Die Grevenbroi­cher suchten gestern den Bend in die Richtung ab, in die der Kugelschre­iber zeigt.
Blick auf den Lageplan: Die Grevenbroi­cher suchten gestern den Bend in die Richtung ab, in die der Kugelschre­iber zeigt.
 ??  ?? Koordinato­rin Jenny Goergens mit Sven Hermann, der seine Mutter am 7. Februar vermisst gemeldet hat.
Koordinato­rin Jenny Goergens mit Sven Hermann, der seine Mutter am 7. Februar vermisst gemeldet hat.

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