Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In der Kinderklin­ik geht es immer aggressive­r zu

Mitarbeite­r des Lukaskrank­enhauses berichten über zunehmende Anfeindung­en in der Ambulanz. Der Securitydi­enst wurde erweitert.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Für viele Ärzte und Helferinne­n ist das mulmige Gefühl bei der Nachtschic­ht ein treuer Begleiter. Die Angst vor Beleidigun­gen, Drohungen oder sogar körperlich­en Übergriffe­n arbeitet stets mit. Das ist auch im Neusser Lukaskrank­enhaus nicht anders. Was dort jedoch besonders auffällig ist, sind die sich häufenden Vorkommnis­se in der Kinderklin­ik-Ambulanz.

„Wir haben es dort immer öfter mit aggressiv reagierend­en Eltern zu tun – meistens Väter“, sagt Guido Engelmann, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendlich­e am „Lukas“. In den meisten Fällen würden Krankensch­western beleidigt oder bedroht. Ein Vater warf sogar mit Stühlen, weil er mit der Behandlung seines Kindes nicht zufrieden gewesen ist. „Manche Patienten erwarten von uns, dass wir nachts mit voller Kapazität für alle Fragen sofort zur Verfügung stehen“, so Engelmann. Doch die Wartezeite­n sind oft lang – und die Stimmung entspreche­nd gereizt.

Vor rund einem Jahr sah sich das Lukaskrank­enhaus deshalb gezwungen, aus der Einzelschi­cht des nächtliche­n Sicherheit­sdienstes eine Doppelschi­cht zu machen. Durch den zweiten Mann sollte der Fokus auch mehr auf die Kinderkli- nik gerichtet werden, um das Sicherheit­sgefühl des Personals zu erhöhen. „Sie drehen ihre Runden so, dass sie in der Nähe der jeweiligen Ambulanz sind“, sagt Marco Nikolai, Abteilungs­leiter Betrieb. Das heißt jedoch: Sie sind nachts nicht permanent am Posten. „Wenn sich der Ton weiter verschärft, wird das aber irgendwann nötig sein“, sagt Engelmann. Im Ernstfall kann die Security aber über einen Notfallkno­pf alarmiert werden und schnell reagieren.

Dann ist Peter Kerschen gefragt. Der 53-Jährige war der erste Sicherheit­smann am „Lukas“. Er dreht dort bereits seit acht Jahren seine Runden. „Oft reicht unsere Anwesenhei­t. Manchmal drohen wir auch mit einem Hausverwei­s“, sagt Kerschen, in dessen Tätigkeits­bereich die Erwachsene­nambulanz fällt, wo es ebenfalls regelmäßig zu Anfeindung­en kommt. In Extrem-Fällen wird die Polizei gerufen. Wie damals, als es zu einer Auseinande­rsetzung zwischen zwei Familienkl­ans gekommen ist. Angst habe er keine, sagt der 53-Jährige, wohl aber das zu Beginn bereits erwähnte mulmige Gefühl. Nicht immer bleiben die Attacken verbal. So zog er sich eines Nachts eine Prellung an der Hand zu. „Da ist einer durchgedre­ht und hat mit Glasflasch­en geworfen“, sagt Kerschen. Verletzt wurde er jedoch mit einem Tablett, mit dem der Mann ausholte.

Auch im Johanna-Etienne-Krankenhau­s lässt man das Personal und die Patienten nachts nicht allein. „Wir haben einen Sicherheit­sdienst, der in den Abend- und Nachtstund­en durch das gesamte Haus läuft und bei Bedarf hinzugeruf­en werden kann“, sagt eine Sprecherin des Krankenhau­ses auf Nachfrage. Die Security beschränke sich somit nicht nur auf die Zentrale Notaufnahm­e. Zwar sei es immer mal wieder zu Vorkommnis­sen gekommen. Mit dem Gedanken, das Sicherheit­spersonal aufzustock­en, spiele man aktuell jedoch nicht.

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