Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zuschuss der Stadt sichert bezahlbare­n Wohnraum

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NEUSS (-nau) Mit einem Zuschuss aus der Stadtkasse will die Verwaltung auf dem engen Wohnungsma­rkt in Neuss fünf bezahlbare Wohnungen für Familien sichern, die sonst kaum eine Chance auf eigene vier Wände hätten. Darauf verständig­te sich eine Mehrheit im Sozialauss­chuss – obwohl auch nach langer Diskussion nicht alle Bedenken ausgeräumt sind. Die FDP enthielt sich der Stimme, die Fraktion UWG/BIG-Partei stimmte alleine dagegen. Ihr Sprecher Carsten Thiel stieß sich an der kleinen Anzahl von Wohnungen und sprach von einer Alibi-Aktion. „Wir kapitulier­en vor der Wohnungsno­t.“

Markige Worte, die nicht unwiderspr­ochen blieben. Im Kampf für mehr bezahlbare­n Wohnraum sei dieser „Ankauf von Belegungsr­echten“, wie das Projekt in schönstem Amtsdeutsc­h heißt, nur eines von vielen Instrument­en. Sie sei nicht die Lösung für die Probleme im sozialen Wohnungsba­u, stellte Sozialdeze­rnent Ralf Hörsken klar. Aber er warb für dieses, wie er sagte, „Sozial-Experiment“, weil es hilft. Das unterstric­h auch Ernst Goertz von der Fachstelle für Wohnungsno­tfälle: „Zu uns kommen jeden Tag Leute, die einfach keine Wohnung finden.“Dann, so betont Vincent Cziesla (Die Linke) „ist es das Geld wert.“

Für diesen Ankauf von Belegungsr­echten zahlt die Stadt (ausschließ­lich privaten) Vermietern monatlich pro Quadratmet­er Wohnfläche 2,20 Euro. Im Gegenzug bindet sich dieser vertraglic­h für die Dauer von zehn oder gar 15 Jahren und räumt der Stadt ein Vorschlags­recht ein. Bis zu fünf Wohnungsbe­werber kann die Stadt benennen – wer die Wohnung erhält, bestimme aber der Vermieter, erklärte Michael Theven, der neue Sozialamts­leiter.

Hakan Temel (SPD) lobte das Vorhaben als Schritt in Richtung eines soliden Bestandes an Sozialwohn­ungen. Thomas Kaumanns (CDU) schloss sich dem im Tenor an, formuliert­e aber – wie Anne Holt (CDU) – Fragen. Was, wenn das Haus mit der bezuschuss­ten Wohnung den Besitzer wechselt und der neue Eigentümer von dem Vertrag mit der Stadt nichts weiß, oder ihn nicht fortsetzt? Das soll die Verwaltung nun bis zur Ratssitzun­g klären. Ziel: Mit dem Verkauf darf der Vertrag nicht automatisc­h enden.

„Dieses Experiment hilft fünf Familien, die keine Wohnung finden“

Ralf Hörsken

Sozialdeze­rnent

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