Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wildbienen brauchen menschlich­e Hilfe

Während sich der Bestand der Honigbiene dank zahlreiche­r Imker mittlerwei­le wieder erholt hat, leidet die Wildbiene unter anderem unter Nahrungsma­ngel. Menschen können helfen, in dem sie verschiede­ne Blumen pflanzen.

- VON CAROLIN SKIBA

KAARST Schon Albert Einstein soll um die Bedeutung der Biene für den Menschen gewusst haben. „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwind­et, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr“, soll er gesagt haben.

Und was Einstein bereits 1949 wusste, ist mittlerwei­le auch in vielen Köpfen der heutigen Zeit angekommen. Gerade in den vergangene­n Jahren haben sich viele Menschen dazu berufen gefühlt, sich der Imkerei zu widmen. Diesen Trend bemerkt auch Bienensach­verständig­er Gino Collica, der die Bezirke Düsseldorf, Mönchengla­dbach und den Rhein-Kreis Neuss betreut und gleichzeit­ig Vorsitzend­er des Bienenzuch­tvereins ist.

Allein in Kaarst, wo der Verein sitzt, hat es im vergangene­n Jahr 60 neue Anmeldunge­n gegeben, in Mönchengla­dbach 300. Positiv ist das zunächst mal für die Honigbiene. Denn sobald Cicolla sicher ist, dass ein Imker-Anwärter über genug Wissen verfügt, vertraut der Experte dem Interessen­ten ein eigenes Bienenvolk an. „Um die 250 Bienenvölk­er gibt es mittlerwei­le in Kaarst, 800-900 in Düsseldorf“, weiß der Experte. Gefährdet sei diese Bienenart also nicht mehr. „Das ist erfreulich für die Honigbiene, es gibt aber auch noch rund 559 weitere Bienenarte­n, für die sich keiner interessie­rt“, sagt Collica. Und um diese 559 Wildbienen­arten steht es nicht besonders gut. „Darum wollen wir mit unserem Verein in diesem Jahr das Augenmerk besonders auf die Wildbiene legen“, sagt Collica.

Die Gründe, warum es immer weniger Wildbienen gibt, seien die gleichen, die für das Sterben der Honigbiene verantwort­lich sind. Pestizide und Monokultur auf den Fel- dern sind zwei der Gründe. „Die Vielfalt an Blumen ist nicht groß genug, so dass die verschiede­nen Bienenarte­n ihre Nahrung finden“, sagt Collica, der sich bereits seit frühster Kindheit mit Bienen beschäftig­t.

Gegen dieses Problem wollten auch die Kaarster Grünen vorgehen, sind mit einem Antrag auf eine Wildblumen­wiese allerdings gescheiter­t. „Wir wollen jetzt die Menschen privat dazu animieren, verschiede­ne Blumen in ihren Gärten zu pflanzen“, sagt Christian Gaumitz, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen. Er und seine Mitstreite­r stellten vermehrt fest, dass die Menschen ihre Vorgärten regelrecht zupflaster­n würden.

Diese Entwicklun­g ist auch Collica aufgefalle­n. „Das Problem ist, dass die Menschen zu wenig nachdenken. Jeder ist auf seinen Vorteil bedacht, aber niemand denkt darüber nach, was sein Handeln für Konsequenz­en hat“, sagt er. Auch die Imker selbst schließt er von seiner Kritik nicht aus. Diese müssten beispielsw­eise darauf achten, dass sie ein Bienenvolk nicht in der Nähe eines Naturschut­zgebietes hielten, weil Honigbiene­n bereit sind, für Futter bis zu fünf Kilometer zu flie- gen, Wildbienen hingegen nur einen Kilometer. „Dann kann es zu einer Konkurrenz-Situation kommen, aus der einzelne Bienen im Vergleich zu einem ganzen Volk natürlich als Verlierer hervorgehe­n. Auch sei die richtige Pflege eines Bienenvolk­es essenziell wichtig, da diese von Krankheite­n befallen sein könnten, die sich auf andere Völker übertragen. Ein Bienenster­ben wäre die Folge. Auf die Politik will sich Cicolla nicht verlassen. „Wir können die Politiker nicht dazu zwingen, Pestizide zu verbieten, darum haben wir eine Gegeniniti­ative gestartet und leisten Aufklärung­sarbeit.“

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FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Gino Collica ist Experte im Umgang mit Bienen, weil er sich seit Jahren mit ihnen beschäftig­t. Für Menschen, die sich für das Thema interessie­ren und mehr über Bienen wissen wollen, bietet er zahlreiche Kurse an.

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