Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Oldie-Bagger im Tagebau wird 60

RWE schickt den „Zwoeinunds­iebzig“in Altersteil­zeit. Es ist Ausstellun­gsstück.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Er war schon im Dienst, da war die Vollrather Höhe noch lange nicht aufgeschüt­tet. Und auch das Frimmersdo­rfer Kraftwerk war seinerzeit deutlich kleiner als heute. Der Schaufelra­dbagger mit der Nummer 271 wird nun 60 Jahre alt – und er steht immer noch am Ostrand des Tagebaus Garzweiler. Allerdings völlig regungslos – er harrt dort der Besucher, die da kommen. Denn der „Zwoeinunds­iebzig“baggert nicht mehr, sondern dient nur noch als Ausstellun­gsstück. Er soll den jährlich fast 50.000 Gästen einen Eindruck von Funktion und Größe der Tagebautec­hnik im Rheinische­n Braunkohle­revier verschaffe­n.

„Schlecht gewählt, könnte man meinen“, sagt Guido Steffen, Sprecher von RWE Power. Denn der Bagger 271 ist ausgerechn­et der kleinste der seiner Art im gesamten Tagebau Garzweiler. Er ist rund 30 Meter hoch, 3200 Tonnen schwer und 53 Meter lang. Zum Vergleich: Sein größerer Kollege, der mit der Nummer 288, ist dagegen 96 Meter hoch, wiegt 13.500 Tonnen, ist 240 Meter lang – und baggert viermal so viel Abraum weg. Aber der 1978 gebaute Riese zählt ja auch zu den größten Landfahrze­ugen der Welt.

„Die Abmessunge­n des ,271’ sind indes immer noch imposant genug für Besucher, die bislang vielleicht höchstens Hydraulikb­agger beim Ausschacht­en einer Kanalbaust­elle erlebt haben“, sagt Gudio Steffen. Dazu kommt: Bagger 271 wird vor allem dann angesteuer­t, wenn der offizielle Busweg zum Kollegen 288 nicht befahren werden kann. „Das kann nach Dauerregen oder auch nach aufwühlend­en Schwertran­sporten von Muldenkipp­ern möglich sein“, betont Steffen. Und RWE Power wolle „natürlich nicht, dass die Besuchergr­uppen im Tagebau im Morast steckenble­iben“.

Bagger 271 ist ein Produkt der Wirtschaft­swunderzei­t. Bis zum Jahr 1958 von Krupp für einen Vorgänger-Tagebau vor Ort montiert, machte sich das Großgerät mit einer Tagesleist­ung von maximal 60.000 Tonnen Abraum an die Arbeit. Nach jahrzehnte­langem Einsatz und mehreren Versetzung­en wurde der „eiserne Bergmann“schließlic­h pensionier­t. „Neben seinem Job als Exponat dient Bagger 271 gelegentli­ch als Ersatzteil­lager für die Kollegen, die das Glück früher Pensionier­ung nicht teilen“, sagt Steffen. Denn „271“ist nicht der einzige 60Jährige im Gerätepark von RWE Power. Bagger 281 im Tagebau Inden zum Beispiel ist gleichaltr­ig, hat aber noch 15 Jahre Dauerschic­ht vor der Brust. Bedeutet: Rente mit 75. Kein Problem dank guter Instandhal­tung. Insgesamt sind im Tagebau Garz-weiler sechs Braunkohle­bagger sowie sechs Absetzer bei der Arbeit. Zudem sorgen nicht weniger als 95 Kilometer Bandanlage­n für den Transport des Fördergute­s.

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FOTO: KLAUS GOERGEN Er ist der kleinste der Braunkohle­bagger im Tagebau Garzweiler – mit 60 Jahren dient Bagger 271 als Ausstellun­gsstück für Besuchergr­uppen.

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