Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Verschwund­enes Grab“soll ein Unfall gewesen sein

-

GREVENBROI­CH (biro/wilp) Wie ist das Grab der Familie Weidemann auf dem Friedhof an der Montanusss­traße verschwund­en? Karl Kragt aus Schwalmtal scheint die Schlüsself­igur in diesem Fall zu sein. Der 64-Jährige schilderte jetzt das Geschehen aus seiner Sicht.

Kragt hatte sich auf eine Annonce von Franz Maes gemeldet, der seine Grabaufbau­ten auf dem Stadtmitte­Friedhof verschenke­n wollte. Der Schwalmtal­er griff im Dezember zu, angeblich weil er die Marmorteil­e für den Bau eines Grills verwenden wollte. Mit der Firma, die er für den Abbau angeheuert hatte, habe er allerdings vor Ort Ärger bekommen – sie sei abgezogen. Daraufhin habe er alleine weitergear­beitet, erzählt der Schwalmtal­er. Um den Grabstein habe er einen Gurt gebunden, diesen an sein Auto gespannt, um den Stein zu lösen. Dabei sei aber der falsche Stein umgefallen, nämlich der des benachbart­en Grabes der Familie Weidemann. Diesen habe er umgelegt und Erde darüber gegeben. Am nächsten Tag sei er an die Montanusst­raße zurückgeke­hrt, um die ihm ebenfalls angebotene­n Platten zu holen. Tags darauf sei er in Urlaub gefahren. Erst bei der Rückkehr habe er erfahren, was inzwischen passiert sei. „Ich bin zur Kripo gegangen, und habe gesagt, das war ein Unfall.“Er habe einen Steinmetz um ein Angebot gebeten – als er nichts hörte, sei er später selbst zum Friedhof gefahren, um den Grabstein wieder aufzuricht­en. Dort wurde er von einem Mitarbeite­r des Friedhofsa­mtes erwischt, der ihm Hausverbot erteilte.

Dass Kragt das Grab selbst wiederhers­tellt, kommt für Adolf und Liesel Weidemann nicht in Frage. Das Ehepaar hat den beschädigt­en Grabstein mittlerwei­le in die Obhut eines Steinmetze­s gegeben, die Kriminalpo­lizei stellte die Grabumrand­ung in Schwalmtal sicher. Die beiden Grevenbroi­cher haben sich einen Anwalt genommen, der Karl Kragt bereits Fristen gesetzt habe, die er aber habe verstreich­en lassen.

Auch nach den Erklärunge­n des Schwalmtal­ers bleiben für die Weidemanns noch viele Fragen offen. Wie konnte ihr Stein umkippen und wie er kam er bloß 15 Zentimeter tief unter die Erde, wenn er doch nur auf das Grab gefallen sein soll? Und warum finden sich keine Reste der Bepflanzun­g, die eigentlich unter dem Stein zu finden sein müssten? Nicht zuletzt fragen sich die beiden auch, warum der Schwalmtal­er den Stein im Grab versteckte und sich nicht bei ihnen meldete.

 ??  ?? Mit den Steinplatt­en habe er einen Grill bauen wollen, sagt Karl Kragt.
Mit den Steinplatt­en habe er einen Grill bauen wollen, sagt Karl Kragt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany