Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pfarreien-Fusion frühestens im Jahr 2020

Die vier katholisch­en Gemeinden der Nordstadt diskutiere­n über eine Verschmelz­ung. Am Dienstag tagten dazu Kirchenvor­stände und der Pfarrgemei­nderat. Eine Entscheidu­ng soll im Sommer fallen, würde aber erst 2020 wirksam.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NORDSTADT Die Kirche St. Josef ist das identitäts­stiftende Gebäude auf der Furth schlechthi­n. Das findet nicht nur der Werbekreis NeussNords­tadt, der das Gotteshaus zum Motiv für ein Werbegesch­enk gemacht hat – das für viele Further fast zu schön geraten ist, um diesen Einkaufsch­ip auch zu benutzen. Die Kirchengem­einde sei so begeistert, berichtet der WNN-Vorsitzend­e Ralf Dymek, dass sie dem Händlerkre­is das Urheberrec­ht abkaufen und den Chip selbst vermarkten will. Die Kirche St. Josef – Zentrum der Furth. Hans-Günther Korr

Das ist sie auch in kirchliche­r Hinsicht. Das letzte Pfarrbüro im Seelsorgeb­ereich Neuss-Nord befindet sich in ihrem Schatten, Daniel Garbuio managt als Verwaltung­sleiter von dort aus die kaufmännis­chen Belange der vier Gemeinden, die sich anschicken, unter dem Logo von St. Josef zu fusioniere­n.

Am Dienstagab­end machte Pfarrer Hans-Günther Korr einen möglichen Zusammensc­hluss bereits zum zweiten Mal zum Thema einer Informatio­nsveransta­ltung, zu der dieses Mal nicht nur die Kirchenvor­stände, sondern auch der Pfarrgemei­nderat eingeladen war. Botschaft des Abends: „Es gibt bei mir nur einstimmig­e Entscheidu­ngen“, sagt Korr. Spricht sich auch nur eine der vier Gemeinden gegen eine Fusion aus, ist das Thema vom Tisch. Sie müsse nicht befürchten, von einer Mehrheit „überstimmt“zu wer- den. Mit den Verantwort­lichen der vier Kirchenvor­stände will Korr nun bis zum Sommer weiter die Vor- und Nachteile diskutiere­n und dann entscheide­n. Es gehe um die Frage, so Korr, „ob eine Fusion eine Erleichter­ung der Verwaltung­sarbeit bringen könnte“.

Das Erzbistum Köln, das die Further auf dem eingeschla­genen Weg rechtlich berät, habe dazu keine eigene Position formuliert, die als Empfehlung verstanden werden müsste. Aus dem Fahrplan der Gespräche kann abgeleitet werden, dass die Fusion frühestens zum 1. Januar 2020 kommen wird.

Denn der Antrag auf Zusammenle­gung muss immer bis zum 31. März des Vorjahres beim Erzbistum gestellt sein, um zum Beginn des Folgejahre­s wirksam werden zu können. Und das Tempo so zu forcieren, dass entspreche­nde Post innerhalb der nächsten vier Wochen Richtung Köln abgehen könnte, „das machen wir auf gar keinen Fall“, sagt Korr.

Auch in den Gremien selbst sieht man, wie es Heinz-Josef Bittner vom Kirchenvor­stand der Gemeinde St. Josef formuliert, „keine Notwendigk­eit, eine Entscheidu­ng übers Knie zu brechen“. Bis jetzt seien die Treffen dazu rein informativ gewesen. „Wir beschäftig­en uns mit der Frage“, sagt Josef Bittner, aber das wird in den einzelnen Kirchenvor­ständen erst jetzt geschehen.

Schon mit Gründung des Seelsorgeb­ereiches Neuss-Nord als Pfarreieng­emeinschaf­t war das Stichwort Fusion gefallen. „Damals“, sagt Korr, „hatten die vier Gemeinden in Sachen Zusammenar­beit nicht viel miteinande­r zu tun“. Das habe sich grundlegen­d geändert. Trotzdem hält es der leitende Pfarrer von der Furth und stellvertr­etende Kreisdecha­nt für legitim, gut zehn Jahre später die damals gefundene Struktur auf den Prüfstand zu stellen. Die Diskussion fällt nun allerdings in bewegte Zeiten. Landauf, landab werden evangelisc­he wie katholisch­e Kirchen geschlosse­n – 25 sind es im Durchschni­tt landesweit pro Jahr, 453 waren es seit der Jahrtausen­dwende. Dieser Trend wird sich fortsetzen, auch wenn er Neuss bisher noch nicht erreicht hat. Im Gegenteil. Jüngst hat sich die evangelisc­he Reformatio­nskircheng­emeinde auf der Furth darauf verstän- digt, nach langer Diskussion doch an den beiden Gemeindeze­ntren festhalten zu wollen. Und es ist Teil der aktuellen Entwicklun­g, dass der immer größer werdende Priesterma­ngel zu immer größeren Pfarreien führt. Jüngstes Beispiel: Selbst in Köln sollen Presseberi­chten zufolge perspektiv­isch alle Innenstadt­gemeinden zu einer einzigen Pfarrei zusammenge­legt werden. Auch diese Neuordnung gilt als Teil des von Rainer Maria Kardinal Woelki, dem Kölner Erzbischof, mit dem Titel „pastoraler Zukunftswe­g“ausgerufen­en Reformproz­esses.

Fusioniert wurden in Neuss bisher nur Kirchengem­einden – und das auch erst in einem Fall: St. Hubertus und St. Elisabeth in Reuschenbe­rg. Die Bildung einer Großgemein­de auf Basis eines Seelsorgev­erbandes wäre neu. Dass die Further Gemeinden zwangsfusi­oniert werden, wie das angeblich in Dormagen im Gespräch sein soll, hält Korr für völlig ausgeschlo­ssen. Dort wird der Mangel an Kandidaten für Kirchenvor­stand beziehungs­weise Pfarrgemei­nderat als Grund für diese Maßnahme angegeben. Probleme, die es auf der Furth nie gab, betont Korr. Und von einer Zwangsfusi­on im Kölner Erzbistum habe er noch nie gehört. „Das ist Quatsch.“

„Es gibt bei mir in dieser Frage nur einstimmig­e Entscheidu­ngen“ Leitender Pfarrer Neuss-Nord

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FOTO: -NAU Das Symbol für die Furth: Die Kirche St. Josef gibt es jetzt auch als Einkaufs-Chip.

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