Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stickoxid: Neuss hält Grenzwerte fast ein

Stadt will Fahrverbot­e für Diesel-Fahrzeuge verhindern. Sorgen macht vor allem die Luftreinhe­it in der Batteriest­raße.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig hat gestern keine Entscheidu­ng über Fahrverbot­e von Diesel-Fahrzeugen in Städten gefällt und sich auf kommenden Mittwoch vertagt. Im Hauptaussc­huss war das Thema trotzdem auf der Tagesordnu­ng, denn die Stadt gehört zu den 66 Kommunen bundesweit, die nach Angaben des Umwelt-Bundesamte­s in ihrer Innenstadt die Grenzwerte für Stickstoff­dioxid (NO2) – 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Jahresmitt­el – mehr oder weniger deutlich nicht einhalten. Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) hat Neuss deshalb bereits mit einer Klage zur Durchsetzu­ng eines Fahrverbot­es gedroht.

Das mit der Grenzwertü­berschreit­ung stimme, berichtet Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann – noch. Er legte den Politikern allerdings einen Bericht zur Lufthygien­e vor, aus dem Jörg Geerlings (CDU) nichts ableiten konnte, was ein Fahrverbot zwingend nötig erscheinen ließe. Zumindest was Friedrichs­traße und Krefelder Straße angeht. Das Sorgenkind sei aber – und bleibe es wohl auch – die Batteriest­raße, so Welpmann. Wenn eine Sperrung, dann wohl nur da, skizzierte er den aus seiner Sicht schlimmste­n Fall. Darüber werde mit der Bezirksreg­ierung zu sprechen sein, die aber angekündig­t hat, sich frühestens im dritten Quartal mit der Luftreinhe­it in Neuss beschäftig­en zu können.

Die jüngsten, allerdings vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (LANUV) noch nicht bestätigte­n Werte von den Messstelle­n in Friedrich-, Batterieun­d Krefelder Straße weisen für 2017 eine insgesamt positive Ent- wicklung aus. Mit 41 Mikrogramm liegen die Werte, die mit sogenannte­n Passivsamm­lern in der besonders dicht bebauten und bewohnten Friedrichs­traße ermittelt wurden, fast im grünen Bereich. Ein Jahr zuvor waren noch 44 Mikrogramm festgestel­lt worden – 55 waren es sogar, als 2010 erstmals der Effekt des Luftreinha­lteplans gemessen wurde. Bei Bewertung der jüngsten Zahl müsste berücksich­tigt werden, so Ingrid Schäfer (CDU), dass die Baustelle mit Sperrung der Nordkanala­llee seit dem Juli 2017 der Friedrichs­traße viel zusätzlich­en Verkehr aufgebürde­t hat.

Die Werte der Krefelder Straße haben sich seit 2010 fast linear nach unten bewegt – von 53 auf zuletzt 42 Mikrogramm. Auch dort werde der Grenzwert wohl bald eingehalte­n, sagt Welpmann. Er setzt dabei auf den Effekt, den die Umstellung der Busflotte auf schadstoff­reduzierte beziehungs­weise schadstoff­freie Motoren haben muss. Busse, so Welpmann, sind in der Krefelder Straße noch der Hauptemitt­ent.

Die Schadstoff­werte in der Batteriest­raße, die 2017 mit 45 Mikrogramm die schlechtes­ten im Stadtgebie­t waren, seien dagegen auch auf Sicht nicht ohne weiteres unter den Grenzwert zu drücken, sagte der Umweltdeze­rnent. Es gäbe das Problem aber gar nicht, ergänzte Bürgermeis­ter Breuer, wenn die Automobili­ndustrie ihrerseits ihrer Pflicht zur Einhaltung der Grenzwerte nachkommen würde.

Breuer hält an seinem Ziel fest: „Wir wollen verhindern, dass Fahrverbot­e ausgesproc­hen werden.“Deshalb hat die Stadt – unabhängig vom weiteren Vorgehen der Bezirksreg­ierung und der Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichtes – das 60 Maßnahmen umfassende Luftreinha­ltekonzept aus dem Jahr 2013 um weitere Elemente ergänzt. Zusätzlich kündigte der Bürgermeis­ter an, die Frage, wie Nahmobilit­ät umweltfreu­ndlich organisier­t werden kann, weiter zu forcieren. Radfahrer und Fußgänger bleiben eine wichtige Zielgruppe dabei.

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FOTO: C. KLEINAU Die Umweltzone wurde 2013 auf das Dreikönige­nviertel ausgedehnt. Diese und weitere Maßnahmen aus dem Luftreinha­lteplan zeigen offenbar Wirkung. An zwei von drei Messstelle­n werden die Grenzwerte in Kürze eingehalte­n.

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