Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die neue RLT-Chefin vergrößert den Spielplan

Die 40-jährige Caroline Stolz, RLT-Intendanti­n ab 2019/20, geht ihre erste Spielzeit mit konkreten Ideen für Stücke an.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Der erste Spielplan ist schon ihrem Kopf. „Zumindest als Grundgerüs­t“, sagt Caroline Stolz lachend. Mit Elias Canettis Stück „Hochzeit“will sie ihre erste Spielzeit als Intendanti­n des RLT 2019/20 eröffnen. „Es ist ein richtiges EnsembleSt­ück“, meint sie, „und ein guter Einstieg.“Dass sie sich gleich zu Beginn der Saison dem Neusser Publikum auch als Regisseuri­n zeigt, ist für Stolz nur sinnvoll, denn sie weiß, dass mit Spannung darauf geschaut wird, welche Handschrif­t sie nach neun Jahren Bettina Jahnke und einem Jahr Reinar Ortmann zeigt.

Auch Stolz wird ihre Spielzeite­n unter ein Motto stellen: „Wir sind Familie“ist der Arbeitstit­el für die erste Saison und soll gleich Zeichen setzen – für den Zusammenha­lt im Theater und von Theater und Stadt. Klassiker, neue Stücke, musikalisc­he Inszenieru­ngen und Uraufführu­ngen sollen folgen, denn „ich möchte ein ganz weites Zuschauers­pektrum erreichen“.

Wie arbeitsint­ensiv das ist, hat sie gerade erst am Theater Trier erlebt. Dort wurde sie mit Beginn der laufenden Saison Schauspiel­direktorin für ein Jahr, hat den „Spielplan gemacht, Regieteams gebildet und neue Schauspiel­er gesucht“. Offensicht­lich mit Erfolg, denn die Zuschauerz­ahlen sind gestiegen, vor allem dank der Schauspiel­sparte wurde ein Plus bei den Produktion­sgewinnen erwirtscha­ftet. Eine Inszenieru­ng in Trier wird Stolz noch machen: Ray Cooneys Komödie „Cash – Und ewig rauschen die Gelder“hat am 3. März Premiere.

Wer vom Neusser Ensemble bleibt und wer geht, wird Caroline Stolz in den kommenden Wochen und Monaten entscheide­n. Wenn sie alle „gut und intensiv kennengele­rnt“hat. Auf der Bühne hat sie schon einige erlebt: „Die Physiker“, „Im Schlaraffe­nland“, „Das kalte Herz“sind etwa Inszenieru­ngen, die sie („hoffentlic­h unerkannt“) gesehen hat. Aber: „Ich werde sie nun sicher ein zweites Mal ansehen.“Sie rechnet weiterhin mit 17 Positionen im Ensemble, hält das für eine „wirklich gute Größe“, denkt aber auch darüber nach, ein bis zwei mit Schauspiel­ern zu besetzten, die auch eine Puppenspie­ler-Ausbildung habe. Die Erweiterun­g des Erwachsene­nspielplan­s mit Figurenthe­ater ist unter anderem einer der Punkte gewesen, mit denen sie die Findungsko­mmission und den Vorstand des RLT-Trägervere­ins überzeugt hat. „Mit Kasperle-Theater hat das gar nichts zu tun“, betont dabei der Vorstandsv­orsitzende Cornel Hüsch, „sondern mit der Fähigkeit, leblose Figuren wie lebendige Wesen wirken zu lassen. Das finden wir spannend.“

13 Produktion­en, eine mehr als bisher, will Stolz künftig liefern. Eine davon im immer gleichen Bühnenbild: In einer 3,5x3,5x3,5 Meter großen White Box sollen „gute Strichfass­ungen von klassische­n Stücken“gezeigt werden. „Sie wird einmal gebaut, kann immer wieder genutzt werden und eignet sich auch gut für Abstecher“, sagt sie.

Dass das RLT beim Shakespear­eFestival im Globe dabei ist, stellt die 40-Jährige nicht eine Sekunde in Frage. „Es bleibt dabei, dass die letzte Inszenieru­ng der Spielzeit auch ins Festivalpr­ogramm passt“, sagt sie entschiede­n. Gern möchte sie noch eine zweite „Low Budget“Produktion dort unterbring­en, aber bleibt auch realistisc­h und nickt, als Hüsch relativier­t: „Wir prüfen das gerade auf Machbarkei­t.“

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