Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neuss Tigers müssen ihr Herz sprechen lassen
Nach dem Aussetzer im Topduell erwartet Trainerin Janina Pils im Heimspiel gegen Recklinghausen Sieg von ihren Basketballerinnen.
NEUSS Auch wenn der Play-off-Platz sicher ist, den schwachen Auftritt am vergangenen Sonntag im Spitzenspiel bei den GiroLive Panthers Osnabrück (57:84) lässt Janina Pils ihren Mädels nicht so ohne weiteres durchgehen. Und darum spricht die Trainerin des Basketball-Zweitligisten TG Neuss Tigers vor dem Heimspiel morgen Abend (17.30 Uhr, Elmar-Frings-Sporthalle an der Bergheimer Straße) gegen den Tabellenvorletzten Citybasket Recklinghausen Klartext: „Müdigkeit hin, Müdigkeit her, dicker Fuß oder sonst was – ich erwarte einfach, dass wir dieses Spiel gewinnen!“
Natürlich hat sie Verständnis für die Nöte ihrer Schützlinge. „Ein mit sechs Profis besetztes Team wie Osnabrück kann die Belastung ganz anders steuern. Bei uns steht eine Franzi Worthmann am nächsten Morgen um 5 Uhr auf, um zur Arbeit zu fahren.“Aber das könne nicht als Ausrede für diese blutleere Vorstellung herhalten, stellt sie klar: „In Osnabrück hat das Herz gefehlt – so etwas will ich nie wieder sehen.“Weil sie ihre Mannschaft jedoch als extrem einsichtig erlebt hat, „alle wissen, dass wir am Sonntag einfach richtig schlecht waren“, geht sie davon aus, „dass dies unser erster und einziger Aussetzer bleibt.“Ein anderer Kontrahent als die gerade im Topspiel mächtig heißen Panthers hätte die Tigers sicher nicht so gnadenlos abgefertigt, doch das interessiert Janina Pils überhaupt nicht: „Klar, dass uns das gerade in Osnabrück passiert, ist blöd, aber umso mehr erwarte ich eine 180-GradWende. Wir haben gegen Recklinghausen einen Job zu erledigen. Da nehme ich alle in die Pflicht.“
Allerdings sieht die Aufgabe auf dem Papier leichter aus als sie tatsächlich ist. Pils: „Gemeinsam mit Braunschweig und Bensberg zählt Recklinghausen wahrscheinlich zu den unbequemsten Gegnern, denn das sind im Moment die einzigen Mannschaften, für die es noch um etwas geht.“Eine Einschätzung, die ihre Kollege Peer Reckinger bestätigt. Er fordert: „Wir müssen jetzt jedes Spiel als Do-or-Die-Spiel se- hen.“Das für eine Überraschung nötige Personal hat er: Die erfahrene Lejla Bejtic (Bosnien-Herzegowina) findet auch die Neusser Trainerin „wirklich gut. Sie ist sehr abgezockt.“Mit 12,7 Punkten im Schnitt ist die 32-Jährige die beste Scorerin des Neulings, der in Britta Worms, im Vorjahr noch Deutsche Meisterin mit dem TSV Wasserburg, Leonie Bleker, Pia und Jule Kassack sowie der zum Jahreswechsel verpflichteten Chantal Neuwald weitere hochgeschätzte Spielerinnen beschäftigt. Zusammen mit US-Profi Kiki Robertson (9,9 Punkte) ergibt das einen durchaus interessanten Mix, „und eigentlich genug individuelle Möglichkeiten“, mahnt Janina Pils, deren Tigers im Hinspiel nach einem mit 23:8 gewonnenen dritten Viertel recht unspektakulär mit 79:57 triumphiert hatten.
Die Neusser Pleite in Osnabrück beeindruckt Reckinger darum auch nur mäßig. „Davon lassen wir uns nicht blenden. Neuss verfügt über eines der besten und ausgeglichensten Teams der Liga, bei dem nicht nur die beiden US-Spielerinnen hervorstechen. Alle sind gefährlich.“Und genau das will Janina Pils morgen Abend sehen, „auch wenn wir nicht bei 100 Prozent sind. Aber das ist Ende Februar außer Osnabrück wahrscheinlich keine Mannschaft. Die Play-offs erfordern nun von mir eine ganz andere Trainingssteuerung und -planung.“