Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Virtuoser Auftakt der 41. Internatio­nalen Orgelwoche­n

Paolo Oreni zelebriert­e seine Kunst an Werken von Mozart, Bach, Liszt und Widor.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Mit italienisc­her Grandezza legte Paolo Oreni die Hand aufs Herz und zeigte auf die Orgel an St. Andreas. Da hatte der Künstler im virtuosen Spiel die 41. Internatio­nalen Orgelwoche­n gerade glanzvoll eröffnet und die Worte von Bürgermeis­ter Marc Venten bestätigt. Denn das Stadtoberh­aupt betonte in der Begrüßung, dass es zum Erleben des Weltkultur­erbes Orgelmusik keiner weiten Reisen bedürfe. Das sei auch in der Kirche St. Andreas möglich.

Oreni zelebriert­e seine Kunst an Werken von Mozart, Bach, Liszt und Widor sowie in der Improvisat­ion über Themen aus dem Publikum. Dabei verwies er mit Jean Guillous Bearbeitun­gen von Liszts „Prometheus“und Widors Allegro aus der 6. Symphonie auf einen seiner prägenden Lehrmeiste­r und verneigte sich zugleich vor der Historie der Internatio­nalen Orgelwoche­n. Denn hier reiht sich der französisc­he Organist und Komponist Guillou ein in die Liste großer Gast-Interprete­n.

Zu Mozarts Fantasie und Fuga fMoll ließ Oreni die Königin der Instrument­e kraftvoll, weich singend und feierlich besonnen klingen. In souveräner Interpreta­tion entfaltete er ein farbiges Spektrum, während sein Spiel auf Manualen und Pedalwerk über eine Live-Aufzeichnu­ng im Chorraum sichtbar war. Zu Bachs Konzert D-Dur nach Antonio Vivaldi fügte er in das herrlich klar strukturie­rte Spiel Momente ein von berührende­r Sanftmut, einfühlsam kontrastie­rt mit strahlend bewegten Partien. Geradezu diabolisch entfachte Oreni zu Liszts Werk das Leben des Feuerbring­ers Prometheus. Hier inszeniert­e er dunkle Momente, aber auch das Klangspekt­rum der befreiend anmutenden Trompete sowie eine Klangmaler­ei von flirrender Elektrizit­ät.

Üblicherwe­ise heben sich die Orgelfreun­de den Beifall für das Finale auf. Doch darauf mochten sie nicht warten. So betonten die Zuhörer die Zäsur zwischen Orenis Auftritt als Interpret und seiner Improvisat­ion. Vorgeschla­gen wurden die Kirchenlie­der „Sonne der Gerechtigk­eit“ und passend zur Passionsze­it „O Haupt voll Blut und Wunden“. Im schlichten Spiel erinnerte der Gast an beide Melodien, um in der Improvisat­ion den Bogen zu schlagen von der Fastenzeit zum Licht. Anfangs dräuende Klangbilde­r wichen helleren Sphären, die an gleißendes Licht denken ließen. Fragmente der Sonnen-Melodie wirkten wie hingetupft, während sich Sequenzen des Passionsli­edes noch einmal andeuteten, ehe Oreni energiegel­aden ins Finale führte. Gerne gewährte er eine Zugabe, die im ruhig fließenden Duktus zur inneren Gelassenhe­it einlud. Info Nächstes Konzert: Sonntag, 4. März, 17 Uhr, mit Matthias Giesen.

 ?? FOTO: O. HENNIG ?? Paolo Oreni spielte zum Auftakt der 41. Orgelwoche.
FOTO: O. HENNIG Paolo Oreni spielte zum Auftakt der 41. Orgelwoche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany