Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Staus am Handweiser – Fahrverbot­e in Neuss?

Das Urteil des Bundesverw­altungsger­ichtes zu Diesel-Fahrzeugen lässt Neuss nicht unberührt. Stadt verstärkt Anstrengun­gen zur Luftreinhe­it.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Das Bundesverw­altungsger­icht hat den Weg für die Städte frei gemacht, auch ohne eine bundesweit einheitlic­he Regelung wie die Einführung einer Blauen Umweltplak­ette Fahrverbot­e für DieselFahr­zeuge anordnen zu können. „Die Entscheidu­ng auf die Kommunen abgewälzt“, kommentier­t der Umweltauss­chuss-Vorsitzend­e Michael Klinkicht dieses von Experten fast schon erwartete Urteil, das Neuss nicht direkt trifft – am Ende aber doch.

„Nach dem Urteil besteht vor allem für Verbindung­en zwischen Neuss und Düsseldorf die Gefahr, dass Fahrverbot­e erlassen werden“, erklärte der Landtagsab­geordnete Jörg Geerlings (CDU) in einer ersten Stellungna­hme. Neusser Unternehme­r hatten sich an ihn gewandt, weil mit dem neuen Luftreinha­lteplan für die Landeshaup­tstadt, der aufgrund des Urteils nun geändert werden muss, eine Sperrung der Burgunders­traße zwischen dem Hafen und Düsseldorf-Heerdt für den LKW-Verkehr droht. Grund dafür seien luftbelast­ende Staus am Handweiser, so Geerlings, der erhebliche Auswirkung­en auf viele Neusser Betriebe befürchtet.

Während Geerlings schon mit der Bezirksreg­ierung darüber verhan- delt, wie Fahrverbot­e durch verkehrsle­nkende Maßnahmen im Autobahnne­tz verhindert werden könnten, glaubt die Stadt zuversicht­lich, dass ein Fahrverbot in Neuss nicht nötig werden wird. Weil an zwei von drei Messstelle­n die Grenzwerte für die Stickstoff­dioxidBela­stung (NO2) inzwischen fast wieder eingehalte­n werden, würde eine Sperrung dem Prinzip der Verhältnis­mäßigkeit, das die Leipziger Richter gestern noch einmal unterstric­hen haben, widersprec­hen, erklärt Stadtpress­esprecher Peter Fischer. Einzige Baustelle in Sachen Luftreinhe­it sei noch die Batteriest­raße. Was dort zu tun ist, soll mit der Bezirksreg­ierung erörtert werden. Termin: zweite Jahreshälf­te.

„Die Belastung ist gering, aber vorhanden – deshalb nehmen wir sie ernst“, betont Bürgermeis­ter Reiner Breuer. Für ihn ist das Thema Luftreinhe­it eine Daueraufga­be – an die sich auch andere gebunden fühlen sollen. An die Busverkehr Rheinland (BVR), ein Tochterunt­ernehmen der Bahn, erging deshalb die klare Ansage: Eine Vertragsve­rlängerung für Buslinien in Neuss über das Jahr 2019 hinaus gibt es nur, wenn Fahrzeuge eingesetzt werden, die über die „höchste am Markt verfügbare Technologi­e zur Stickstoff­dioxid-Reduzierun­g“verfügen.

Der Umbau der Stadtwerke-Flotte läuft längst, zudem beteiligt sich die Stadt jetzt an Förderprog­rammen zum Aufbau einer Infrastruk­tur für die Elektro-Mobilität, oder die Programmie­rung von Navigation­sgeräten, um vor allem Lastwagen aus den Innenstädt­en herauszuha­lten.

Die Stadt selbst achtet bei Neuanschaf­fungen von Autos ebenfalls darauf, Diesel-Fahrzeuge wo möglich auszurangi­eren. Aktuell wird nach Fischers Angaben am Aufbau eines Pools an Elektroaut­os gearbeitet. Sie sollen Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung zur Verfügung stehen, die ihre (diesel-betriebene­n) Privatauto­s zu Dienstfahr­ten nutzen – und diese künftig stehen lassen.

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