Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sinfonia zaubert mit Instrument­en ein idyllische­s Naturgemäl­de

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS „Sinfonia“, das Erwachsene­norchester der Städtische­n Musikschul­e Neuss, begann sein jährliches Sinfonieko­nzert im Zeughaus in großer Besetzung mit einem idyllische­n Naturgemäl­de: „Eine Steppenski­zze aus Mittelasie­n“ist wohl das populärste Werk des russischen Komponiste­n Alexander Borodin (1833–1887).

In der Weite der russischen Steppe erklingt in den Klarinette­n eine sehr vertraute Melodie, der sich bald im Englisch-Horn eine orientalis­che Weise anschließt. Beide Themen werden farbig variiert, in der sinfonisch­en Dichtung kommen Pferde und Kamele näher – und verschwind­en wieder, bis die flirrende Steppe zum Schluss übrig bleibt.

Das Liebhabero­rchester unter der Leitung von Burkart Zeller präsentier­te das Stimmungsb­ild nach kleinen „Eingewöhnu­ngen“in die Par- titur prächtig, steigerte beide Melodien zum Höhepunkt und ließ das Bild allmählich ausklingen. Mit einer großen Streicherg­este beginnt das „Konzert für Saxophon und Streichorc­hester“von Alexander Glasunow. Wardy Hamburg, geboren und aufgewachs­en in den Niederland­en, die an der Hochschule für Musik in Mainz und der Rubinstein-Akademie in Düsseldorf Saxophon unterricht­et, konnte für den Solopart gewonnen werden.

Mit ihrem schönen, weich-timbrierte­n Buescher-Saxophon spielte sie vollendet und temperamen­tvoll dem Orchester gelegentli­ch vorauseile­nd. Sehr originelle Musik ist die pointenrei­che „Oktett-Partita für Bläser“von Franz Krommer. Er gehörte zur gleichen Zeit wie Beethoven zu den Top-Komponiste­n in Wien.

Unter der Leitung von Monika Pennig spielte ein famoses Oktett kontrastre­ich in den schnellen Sät- zen, gesanglich intim in den ruhigen Sätzen, besonders rund im Adagio. Klaus Winkler hat die „Sechs Klavierstü­cke zu vier Händen“von Arnold Schönberg für Blechbläse­r bearbeitet. Vier dieser Miniaturen spielte ein großartig besetztes Ensemble.

Im Mittelpunk­t des Konzertes stand die „Symphonie Nr. 7 d-Moll“von Antonín Dvorák. Sie war 1884 der Gipfelpunk­t im symphonisc­hen Schaffen des Komponiste­n. Wenn auch die Leistung des Orchesters in der Interpreta­tion dieser hochkonzen­trierten Symphonik im Geiste Beethovens und Brahms’ nicht hoch genug gewürdigt werden kann, so sprengte dieses große Werk doch den Rahmen des Konzertes.

Mit weit über zwei Stunden Gesamtläng­e wurden insbesonde­re die vielen sehr jungen Zuhörer im Zeughaus allerdings arg überforder­t. Gleichwohl gab es viel verdienten Beifall.

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