Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Uraufführung von Kleists „Der zerbrochne Krug“
Nicht ein einziges seiner Theaterstücke soll Heinrich von Kleist bei der Uraufführung angesehen haben – auch bei der Premiere von „Der zerbrochne Krug“am 2. März 1808 war er nicht anwesend. Es fehlte dem Autor wohl an Selbstbewusstsein. Und das, obwohl die Bedingungen für die Uraufführung in Weimar gut waren: Kein geringer als Johann Wolfgang von Goethe hatte die Leitung am Hoftheater. Da dieser bereits befürchtet hatte, der Abend könne dem Publikum zu lang werden, hatte er manchen Dialog in Kleists Lustspiel gekürzt und Teile der Handlung gestrafft. Doch vergebens: „Langweilig“, lautete am Abend das nahezu einhellige Urteil. Obwohl „Der zerbrochne Krug“heute das meistgespielte und bekannteste Stück des Dramatikers ist, war es beim Publikum seiner Zeit durchgefallen. Die Handlung um Dorfrichter Adam, der beim Versuch, ein junges Mädchen zu verführen, einen Krug zerbrochen hatte, konnte niemanden so recht begeistern. Adam ist gezwungen, sein eigenes Verbrechen aufzuklären – denn die Mutter des Mädchens will wissen, wer denn nun ihren schönen Krug zerbrochen hat. Nach und nach enthüllt sich die Täterschaft des Richters selbst, er wird aus dem Amt gejagt. „Der zerbrochene Krug“gehört heute zum deutschen Literaturkanon. Im 20. Jahrhundert wurde die Handlung gleich mehrfach verfilmt, außerdem entstanden mehrere Überarbeitungen für die Oper.