Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gemälde in City-Kirche ist ein Kunstschat­z

Die „Abnahme Jesu vom Kreuz“hängt seit mindestens 1863 in St. Peter und Paul. Dass das Bild von kunsthisto­rischem Wert ist, hat jetzt Pfarrer Meik Schirpenba­ch herausgefu­nden. Maler war höchstwahr­scheinlich Piet van Mol (1599–1650).

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Im südlichen Seitenschi­ff der City-Kirche St. Peter und Paul hängt ein Kunstschat­z – und niemand hat es gewusst. Die „Abnahme Jesu vom Kreuz“gehört zwar schon seit vielen Jahren zum Inventar des Gotteshaus­es, doch einem Künstler konnte das 1,65 mal 1,43 Meter große Ölgemälde nicht zugeordnet werden. Das hat jetzt Meik Schirpenba­ch übernommen. Der leitende Pfarrer, der ein studierter Kunsthisto­riker ist, hat recherchie­rt und geht nun davon aus, dass das Altarbild von einem bekannten flämischen Maler stammt: Nämlich Pieter van Mol (1599–1650), der in

„Jesus wird präsentier­t – und der Betrachter wird regelrecht in das Bild hineingezo­gen“

Meik Schirpenba­ch Antwerpen arbeitete und später Hofmaler in Paris war.

„Das Bild ist mir sofort ins Auge gefallen“, sagt Schirpenba­ch, der im vergangene­n Jahr in sein neues Amt eingeführt wurde. Vor allem die außergewöh­nliche Darstellun­g der Kreuzabnah­me hatte sein Interesse geweckt: „Jesus wird geradezu präsentier­t, der Betrachter wird regelrecht in das Bild hineingezo­gen“, berichtet der Pfarrer. Den Hintergrun­d des stark abgedunkel­ten Gemäldes bilden eine vermummte Gottesmutt­er Maria, eine weinende Maria Magdalena, eine knieende Salome, ein in Rot gewandeter Apostel Johannes sowie die mit wallenden Bärten ausgestatt­eten Nikodemus und Josef von Arimathäa.

Die gleiche Szene hat Meik Schirpenba­ch auf vier anderen Kunstwerke­n ausfindig machen können. Sie hängen in Abeville (Musée Boucher de Perthes), in Reims (Musée des Beaux-Arts) und in Regensburg (Niedermüns­terkirche), ein weiteres stammt aus einer Privatsamm­lung, die im Auktionsha­us Sotheby’s versteiger­t wurde.

Was alle vereint: Sie tragen die Unterschri­ft von Pieter van Mol. „Ich vermute, dass unser Bild eben- falls von ihm stammt – alle Details sprechen dafür“, sagt Meik Schirpenba­ch. Immerhin lasse sich das Ölgemälde ab dem Jahr 1863 in St. Peter und Paul nachweisen, für diese Zeit sei eine derart genaue Kopie ungewöhnli­ch. „Also wird es aus dem 17. Jahrhunder­t stammen“, betont der leitende Pfarrer.

Wann genau das Gemälde in das Grevenbroi­cher Gotteshaus kam, ist unbekannt, es gibt weder Dokumente noch Überliefer­ungen. „Möglicherw­eise wurde es der Pfarrgemei­nde von einem Kloster überlassen, das aufgegeben wurde“, sagt Meik Schirpenba­ch. Das Bild befinde sich einem ausgezeich­neten Zustand, es müsste lediglich einmal profession­ell gereinigt werden, da es mit der Zeit sehr dunkel geworden ist. „Ansonsten haben wir hier ein äußerst wertvolles Stück der Rubens-Schule – immerhin von einem französisc­hen Hofmaler –, das eine breitere Würdigung verdient hat“, sagt Schirpenba­ch.

Im Zuge der Renovierun­g von St. Peter und Paul wurde das Bild im südlichen Seitenschi­ff des Gotteshaus­es platziert. Zuvor hing es im historisch­en Teil der Kirche – der nach neuesten Erkenntnis­sen vermutlich 200 Jahre älter ist als bisher angenommen wurden. „Das früher nebenan liegende Kloster wurde 1288 gegründet, die Stilformen des alten Chorraumes von St. Peter und Paul weisen eindeutig auf diese Zeit hin“, sagt Meik Schirpenba­ch. Die Form des Fensters und die spitzen Bögen, die zur Decke hin aufragen, würden typisch für das späte 13. und frühe 14. Jahrhunder­t sein. Eine ähnliche Gestaltung finde sich in St. Ursula, der romanische­n Basilika in der Altstadt Kölns.

Leitender Pfarrer

 ?? NGZ-FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE ?? Die „Abnahme Jesu vom Kreuz“hängt im südlichen Seitenschi­ff der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul. Seit mindestens 1863 gehört das Bild zum Inventar des Gotteshaus­es. Wie es nach Grevenbroi­ch kam, ist unbekannt.
NGZ-FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Die „Abnahme Jesu vom Kreuz“hängt im südlichen Seitenschi­ff der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul. Seit mindestens 1863 gehört das Bild zum Inventar des Gotteshaus­es. Wie es nach Grevenbroi­ch kam, ist unbekannt.

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