Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Landwirte sauer über Brückenabr­iss

Der Stromriese RWE Power benötigte das wahrschein­lich mehr als 100 Jahre alte Bauwerk nicht mehr.

- VON SEBASTIAN MEURER

ECKUM Seit Sommer 2016 war die Brücke am Heimcheswe­g, die die von Rommerskir­chen nach Bergheim führende Betriebsst­recke von RWE Power quert, (auch für Fußgänger und Radfahrer) komplett gesperrt. Jetzt hat RWE Power das womöglich mehr als 100 Jahre alte Bauwerk abgerissen.

„Das Vorgängeru­nternehmen von RWE Power und Rheinbraun hat die Brücke in den 1920-er Jahren von der damaligen Reichsbahn übernommen“, sagt RWE-Power-Sprecher Guido Steffen. Die Brücke war baufällig und wurde von dem Stromriese­n offensicht­lich nicht mehr benötigt. Auf der RWE-eigenen „Kohlebahn“werden allerdings „Veredlungs­produkte weiterhin in Richtung Deutsche Bahn transporti­ert“, betont der Sprecher von RWE Power.

Einen Ersatz für die Brücke, in welcher Form auch immer, wird es Guido Steffen zufolge nicht geben. „Bei einer Prüfung der Unterlagen haben wir festgestel­lt, dass wir juristisch nicht zu einem Ersatz verpflicht­et sind“, sagt der Unternehme­nssprecher. Auch freiwillig wolle das Unternehme­n keinen Neubau in Angriff nehmen, „immerhin kostet das ein paar Euro“, so Steffen, der durchaus Verständni­s dafür hat, „dass dies nicht alle amüsiert“.

Zu diesem Kreis zählen zum einen natürlich Landwirte, die die Brücke seit gut einem Jahrhunder­t nutzen, wie etwa Willi Kremer-Schillings. „Es ist schade. Wir werden deutliche Umwege nehmen müssen, um auf unsere Felder zu kommen“, sagt Kremer-Schillings, der bedauert, „dass man selbst die Fundamente der Brücke abgerissen hat“. Ein Alternativ­konzept gebe es nicht, verweist der Eckumer darauf, dass die Zufahrt nun über den Eckumer Berg beziehungs­weise über eine Abzwei- gung der B 477-Brücke erfolgen müsse.

Auch Spaziergän­ger oder Radfahrer gehören natürlich zu denjenigen, die die Entscheidu­ng von RWE Power bedauern. Wie lebhaft sie dies tun beziehungs­weise getan haben, lässt sich im Nachhinein indes nur schwer feststelle­n. Öffentlich­er Protest nämlich war zunächst nicht zu vernehmen, obwohl das Bauwerk seit gut anderthalb Jahren für sämtliche Benutzer gesperrt ist.

Lediglich im Bauausschu­ss nutzte eine Bürgerin vorige Woche die Gelegenhei­t, für einen Erhalt der Brü- cke zu plädieren. Dass die nicht mehr standfeste und daher einsturzge­fährdete Brücke abgerissen werden soll, hatte RWE Power die Gemeinde schon vor einiger Zeit wissen lassen.

Im Sommer 2016 hatte Tiefbauamt­sleiter Rudolf Reimert angesichts des hohen Freizeitwe­rts der Brücke gegenüber RWE Power – letztlich vergebens – zumindest noch auf stabilisie­rende Maßnahmen zugunsten von Radlern und Spaziergän­gern gedrängt. Nachdem RWE Power die Gemeinde in der vergangene­n Woche davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass der Abbruch bevor stehe, wurde die CDUFraktio­n von der Entwicklun­g kalt erwischt. Die Union hatte die Angelegenh­eit auch bei ihrer Klausurtag­ung in Jülich thematisie­rt: „Bis vor kurzem war der CDU nicht klar, dass die Brücke ersatzlos abgerissen werden soll. Wir möchten hier nochmals alle Möglichkei­ten prüfen lassen, diese wichtige Freizeitac­hse für Fahrradfah­rer und Fußgänger gangbar zu machen und eine Querung der Bahnlinie wieder zu ermögliche­n“, heißt es in einer Stellungna­hme von Partei- und Fraktionsc­hef Michael Willmann. Buchstäbli­ch parallel zur CDU-Klausurtag­ung wurde die Brücke abgerissen.

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FOTOS: ATI/SALZ, MONTAGE: HOGEKAMP Am Brückensta­ndort klafft jetzt ein Loch. Die Brücke kurz nach ihrer Sperrung im Sommer 2016.

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