Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bilder aus dem Eröffnungs­jahr kehren ins Edith-Stein-Haus zurück

Ein Schöpfungs­zyklus aus den Gründerjah­ren des Familienfo­rums geriet in Vergessenh­eit. Jetzt feiert die Arbeit ein starkes Comeback.

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Die Bibel beschreibt sieben Schöpfungs­tage; auf neun Blättern interpreti­ert Ursula Küppers kurze Textpassag­en aus dem Buch Genesis – eine eindrucksv­olle Arbeit, die den Betrachter zum Entdecken und Meditieren einlädt. Die Neusser Künstlerin hat ihren neunteilig­en Zyklus, der durch seine schlichte Schönheit und die sanften Pastellfar­ben besticht, bereits 1962 geschaffen. Jetzt ist er auf dem Flur der ersten Etage im neuen Edith-SteinHaus (wieder) zu sehen.

Hausherr Joachim Braun präsentier­te als Geschäftsf­ührer des Familienfo­rum Edith Stein den kleinen Kunstschat­z der inzwischen 76 Jah- re alten Künstlerin, die in Begleitung ihres Mannes Dietrich (81) gekommen war. Auch Harald Müller, der Leiter des städtische­n Kulturamte­s, lobte das Projekt: „Bilder leben mit Menschen. Menschen leben mit Bildern.“Daher kaufe die Stadt seit 1949 regelmäßig Arbeiten aus Neusser Werkstätte­n, meist zeitgenöss­ische Kunst. Auch Braun sieht in der Kunst keinen Selbstzwec­k: „Wir sind kein Museum.“Er achte darauf, dass im Neubau nur Kunst gezeigt werde, „wenn sie einen Bezug zu uns hat“.

Die neun Lithograph­ien von Ursula Küppers haben diesen Bezug. Bereits zur Eröffnung des ersten Edith-Stein-Haus, das an der selben Stelle stand, gehörten sie zum In- ventar. Irgendwann wurden sie abgehängt: „Möglicherw­eise haben die Werke nicht mehr gefallen.“Sie kamen auf den Speicher und gerieten in Vergessenh­eit. Erst als der Chef im Edith-Stein-Haus vor dem Abriss zu Aufräumarb­eiten den Dachboden betrat, machte er die Entdeckung. Das war Ende 2016. Die Lithograph­ien hatten gelitten, waren verblasst, von Feuchtigke­it gezeichnet. Außerdem fehlte ein Blatt – aber das wusste Braun damals noch nicht.

Die Idee, den Überraschu­ngsfund restaurier­en zu lassen, um ihn im neuen Edith-Stein-Haus in Szene zu setzen, erwies sich als schwierig. Doch Müller wusste Rat. Der Kulturamts­leiter erinnerte sich, dass ein komplettes, gut erhaltenes ZyklusExem­plar zur Sammlung „Kunst aus Neuss“gehört. Das Original mit den 63 mal 25 Zentimeter großen Darstellun­gen wurde aufgearbei­tet, kunstvoll gerahmt und als Dauerleihg­abe zur Verfügung gestellt.

Das Schöpfungs­thema passt in ein Haus der katholisch­en Familienbi­ldung. „Ein elementare­s Thema des menschlich­en Daseins“, sagt Müller. Der Theologe Braun formuliert das so: „Die Schöpfungs­geschichte ist eine Antwort auf den damaligen Glauben. Nicht die Sonne ist Gott, sondern Gott hat sie geschaffen.“Die Arbeiten der Ursula Küppers setzen etwas in Gang, das schon bald an einem Gesprächsa­bend vertieft werden soll.

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FOTO: WOI Ursula Küppers freut sich über die Aufmerksam­keit, die Harald Müller und Joachim Braun (r.) ihren Lithograph­ien im Neubau Schwannstr­aße schenken.

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