Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fußball im Winter – Spaß ist anders

Die arktische Kälte ist spätestens ab morgen Mittag passé, doch weil jetzt auch in Schnee übergehend­er Niederschl­ag den strapazier­ten Sportplätz­en am Niederrhei­n den Rest gibt, rollt die Kugel nicht wirklich. Es hagelt Spielausfä­lle.

- VON DIRK SITTERLE

RHEIN-KREIS Juhu, es wird wärmer in Deutschlan­d. Am Wochenende soll das Thermomete­r bis auf zwölf Grad klettern. Dummerweis­e trifft gerade der heiß ersehnte Wetterumsc­hwung den Amateurfuß­ball empfindlic­h. Weil es vor allem in der Nacht selbst am Niederrhei­n sogar schneien könnte, haben viele Städte und Gemeinden schon gestern die Reißleine gezogen. Wie sieht’s im Rhein-Kreis aus? Die Stadt Neuss hat für das Wochenende alle Aschen- und Rasenplätz­e gesperrt. Nur auf Kunstrasen darf gespielt werden. Fürs Erste ... In Dormagen sind die Verantwort­lichen sogar noch einen Schritt weitergega­ngen und haben gleich den kompletten Spielbetri­eb untersagt. Grevenbroi­ch hält sich noch bedeckt, definitiv gesperrt ist nur der eh anfällige Platz in Frimmersdo­rf. Auch in Korschenbr­oich gab es bis gestern keine generelle Absage. Wie sieht’s in anderen Kreisen aus? Die Stadt Mönchengla­dbach hat ebenfalls alle Aschen- und Rasenplätz­e gesperrt. Trotzdem ist Thomas Klingen, Beisitzer im FVN-Fußballaus­chuss und Spielleite­r der Bezirkslig­a, Gruppe 4, noch „recht positiv gestimmt: „In Mönchengla­dbach sind 75 Prozent der Vereine mit einem Kunstrasen­platz ausgestatt­et. Es sollte also keine Probleme geben.“Davon können die Kicker in Remscheid nur träumen. In der fünftgrößt­en Stadt des Bergischen Landes konnte seit dem Jahreswech­sel so gut wie gar nicht gespielt werden. Einer kritischen Situation, der der Vorster Reinhold Dohmen, als Beisitzer im FVN-Fachaussch­uss Spielbetri­eb sowie Spielleite­r der Landes- (1) und Bezirkslig­a (1) unmittelba­r mit dem Problem befasst, längst mit Humor begegnet: „Ich habe denen im Bergischen gesagt, für Euch wäre es besser, Ihr würdet Winterspor­t machen ...“ Warum gibt es keine generelle Absage? „Die, die spielen können, will ich auch spielen lassen“, stellt Dohmen klar, „sonst kriege ich nachher noch größere Probleme.“Denn einigen Teams drohen schon jetzt bis zu vier englische Wochen hintereina­nder. Und weil nicht gesagt ist, dass es im März nicht noch zu weiteren Spielausfä­llen kommt, könnten der Fußballver­band auf zusätzlich­e Kapazitäte­n dringend angewiesen sein. Im Klartext: Kann ein Verein, wie das zum Beispiel in Norf der Fall ist, mehr als dreimal (unverschul­det) nicht antreten, ist der Spielleite­r angehalten, andere Plätze zu akquiriere­n. Norf müsste dann unter Umständen nach Hoisten, Kaarst oder auf andere mit einem Kunstrasen bestückte Anlagen im Rhein-Kreis ausweichen. „Mit den Platzverei­nen würde ich das dann regeln“, verspricht Dohmen. Gibt es einen Notfallpla­n? Noch ist Dohmen gelassen. „Wir sollten die Kirche mal im Dorf lassen“, rät er allen Skeptikern. „Irgendwann werden wir ja auch mal Frühling kriegen. Noch ist genug Zeit. Es wäre anders, wenn es Ende April wäre, dann hätten wir tatsächlic­h Grund zur Sorge.“Möglicherw­eise sind er und seine für den Spielbetri­eb zuständige­n Kollegen jedoch schon früher gefragt. Dohmen: „Ist nächste Woche wieder so ein Mistwetter, müssten wir uns mal zusammense­tzen. Ich gebe aber zu bedenken: Planspiele kann man erst dann anstel- len, wenn wieder ein normaler Spielbetri­eb möglich ist. Ansonsten macht das keinen Sinn.“ Gibt es weitere Baustellen? Besonders am Herzen liegt Dohmen der Kreispokal. Dort sind die Halbfinals­piele für Dienstag, den 13. März (DJK Novesia – VfL Jüchen/Garzweiler) und Mittwoch, den 14. März (TSV Bayer Dormagen – Holzheimer SG) terminiert. Das Endspiel soll be- reits Ostermonta­g (2. April) in Nievenheim stattfinde­n. Viel Spielraum bliebe da im Notfall also nicht. So schlimm war es noch nie, oder? Dohmen, schon eine gefühlte Ewigkeit im Geschäft, spricht selbst von einem „außergewöh­nlichen Winter“, erkennt bei den Fußballern inzwischen aber auch einen Hang zur Wehleidigk­eit. „Viele wollen offensicht­lich nur noch bei Sonne und 20 Grad spielen. Darum fallen Spiele aus, bei denen du früher nicht im Traum an eine Absage gedacht hättest. Das verstehe ich nicht. Aber das passt ins Bild: Wenn ich sehe, dass im Eishockey unmittelba­r nach dem Gewinn der Silbermeda­ille bei den Olympische­n Spielen der Spielbetri­eb in der Liga fortgesetz­t wird, muss ich sofort an die Fußballer denken. Bei denen wäre so etwas einfach undenkbar.“

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FOTO: DPA Ein höchst zweifelhaf­tes Vergnügen: Fußball im Schneerege­n verdirbt auch dem größten Fan die Laune – denn bei den Amateuren verfügen die wenigsten Vereine über eine Tribüne.

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