Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

E-Mobilität: Kritik an fehlender Infrastruk­tur

Der Neusser CDU-Chef Jörg Geerlings fordert mehr Engagement beim Bau von Ladesäulen für Elektromob­ile. Doch die Planungen laufen.

- VON ANDREAS BUCHBAUER UND SIMON JANSSEN

NEUSS Die Stadt Neuss soll den Ausbau der Infrastruk­tur für E-Mobilität intensivie­ren. Das jetzige Tempo sei einfach nicht schnell genug, kritisiert der Landtagsab­geordnete Jörg Geerlings (CDU). Er fordert mehr Anstrengun­gen zum Bau von Ladesäulen und weist darauf hin, dass es inzwischen mehrere Landesprog­ramme gibt, die den Ausbau mit beträchtli­chen Summen fördern. „Fünf Jahre, nachdem der Rat der Stadt einstimmig einen Maßnahmenp­lan zur Förderung der Elektromob­ilität bis zum Jahr 2020 auf den Weg gebracht hat, fällt die Zwischenbi­lanz in Neuss nicht zufriedens­tellend aus“, erklärt Geerlings. Das liege nicht an der Bereitscha­ft zur Anschaffun­g eines Elektrofah­rzeugs. „Diese steigt immens“, betont Geerlings.

Zahlen des Straßenver­kehrsamtes, das beim Rhein-Kreis angesiedel­t ist, stützen diese These. Zwar sind Elektroaut­os im Kreisgebie­t noch deutlich in der Minderheit und beinahe eine Rarität. Aber die Zahlen steigen: 2017 waren insgesamt 328Elektro­autos im RheinKreis zugelassen, ein Plus von 42,6 Prozent. Im Jahr zuvor waren es noch 230 E-Autos.

Die Ladeinfras­truktur in Neuss findet Geerlings äußerst unbefriedi­gend. Das müsse sich ändern. Zum einen müsse der Bau privater Lade- stationen gefördert und nicht mit bürokratis­chen Maßnahmen verhindert werden, zum anderen müsse die Stadt den Bau eines öffentlich­en Ladenetzes in den Wohngebiet­en in den Blick nehmen. „In Neuss gibt es nur eine Handvoll öffentlich zugänglich­e Ladepunkte, das ist viel zu wenig. Der Bau von Ladesäulen in neuen Baugebiete­n wie dem Alexianer-Gelände oder dem Bauer&Schaurte-Gebiet muss Standard werden, in bestehende­n Wohnquarti­eren können beispielsw­eise Laternen zu Ladestatio­nen umgerüstet werden“, so Geerlings. Letztlich müssten vorhandene Ladesäulen auch gut auffindbar sein, dafür könne etwa eine Smartphone­App programmie­rt werden. In ei- nem Antrag für die nächste Stadtratss­itzung macht die schwarz-grüne Koalition den Netzausbau zum Thema.

Michael Ziege (SPD), Mitglied in der Zukunftsko­mmission digitale Agenda, ist verwundert über die Forderunge­n von Geerlings. „Er ist wie ich im Aufsichtsr­at der Stadtwerke. Von daher sollte er wissen, dass die Stadtwerke in dem Bereich sehr fleißig sind, zusammen mit der Stadt Neuss entspreche­nde Infrastruk­tur einzusetze­n.“Dies sei jedoch ein schwierige­s Unterfange­n. „Dass die Stadt die ersten E-Fahrzeuge gekauft hat, zeigt, dass ein Umdenken stattfinde­t“, sagt Ziege.

Die Stadtwerke sprechen von „ehrgeizige­n Zielen“, die sie sich beim Thema E-Mobilität setzen. So solle sichergest­ellt sein, dass die Ladesäule stets auf dem aktuellen Stand sind. Auch der strategisc­he Ausbau beschäftig­t die Planer. „Wir denken nicht nur über Standorte im öffentlich­en Bereich nach. Unsere Betrachtun­g bezieht mittlerwei­le auch die Ausrüstung von Tiefgarage­n und Parkhäuser­n mit Ladeinfras­truktur ein“, sagt Stadtwerke­Geschäftsf­ührer Ekkehard Boden.

Auch Baudezerne­nt Christoph Hölters bestätigt intensive Bemühungen. So warte man die derzeitige Frostperio­de ab, bevor man in der Innenstadt zwei neue Ladesäulen installier­t. Wenig später soll unter anderem kostenfrei­es Parken für E-Autos gelten.

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