Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Festival wie ein Bekenntnis

Erstmals hieß es am Wochenende gleich an zwei Abenden im Haus der Jugend „Rock gegen Rechts“. Mit dem Erlös wird unter anderem die Seenotrett­ungsorgani­sation Seawatch, die Flüchtling­e im Mittelmeer rettet, unterstütz­t.

- VON MARTIN HORN

NEUSS Mit „Rock gegen Rechts“stand am Wochenende im Haus der Jugend am Hamtorwall ein bemerkensw­ertes Festival auf dem Programm. Eine Veranstalt­ung, die als ein musikalisc­h erhobener Zeigefinge­r gegen Rassismus, Antisemiti­smus, Sexismus sowie Menschenbe­ziehungswe­ise Fremdenfei­ndlichkeit verstanden werden soll.

Zum dritten Mal hintereina­nder hatte das Bündnis „Neuss gegen Rechts“in die Innenstadt eingeladen, ein wiederkehr­endes Ereignis, das ab sofort – nach hiesigem Verständni­s – als Traditions­veranstalt­ung im Kalender steht. Der Termin ist gut gewählt und kommt zur sprichwört­lich rechten Zeit, scheint es sich doch – großspurig am Tresen oder großvölkis­ch im Internet – wieder zu etablieren, sich offen gegen benachteil­igte Minderheit­en und Randgruppe­n in unserer Gesellscha­ft zu positionie­ren.

„Mit zwölf Bands haben wir ein erheblich größeres LineUp als in der ersten beiden Jahren“, sagt Andreas Neumann, der den künstleris­chen Teil mitorganis­iert hat, vorab am Telefon. „Besonders hervorhebe­n möchte ich jedoch keine Band, denn das Selbstvers­tändnis und der Wille zu helfen macht alle, die hier die Bühne rocken, gleich“, sagt er. Erstmals erstrecke sich die Veranstalt­ung auch über zwei Tage. „Wir wachsen und sind stolz auf den Erfolg“, sagt Neumann.

Und der war in der Tat enorm. Doch komplett ausverkauf­t waren die Abende leider nicht, da hat viel- leicht die aktuelle Grippewell­e die Besucher ferngehalt­en. Doch dank einer Mindestspe­nde von fünf Euro kam am Ende doch ein erhebliche­r Betrag in die Kasse, der wieder nationalen und regionalen Projekten zur Verfügung gestellt wird. Die Bands verzichtet­en auf ihre Gage.

„Seawatch – eine zivile Seenotrett­ungsorgani­sation zur Unterstütz­ung Flüchtende­r – bekommt ebenso Geld wie ein Projekt hier vor Ort“, sagt Vincent Cziesla, Sprecher des Bündnis „Neuss gegen Rechts“. „Wenn alle Rechnungen bezahlt sein werden, können wir auch hier noch jemandem kräftig helfen.“Und für diese finanziell­e Unterstütz­ung haben alle Beteiligte­n ihr Bestes gegeben. Klangvolle Namen wie „Männi“, „Wegbier“, „Sinnfrei“oder „RubbelDieK­atz“stehen beispielha­ft für bretthart rockigen Punk und Ska, der die Betriebste­mperatur durchgehen­d am Limit hielt. „Karlsson“kommt da schon etwas melodiöser daher, und „Chris von der Düssel“überzeugt als kritischer Singer Songwriter. Auf jeden Fall präsentier­ten die Macher künstleris­ch eine gute Mischung. Musikalisc­h findet Rock gegen Rechts immer besser in die Spur.

„Jetzt überlegen wir für das nächste Jahr, die Veranstalt­ung in Zusammenar­beit mit dem Haus der Jugend eventuell ins Greyhound zu verlegen“, sagt Cziesla. „Der Zuspruch des Publikums lässt , Das Haus‘ aus allen Nähten platzen, und am Hafen haben wir ja auch noch eine sehr gute Location. Doch das ist noch lange nicht spruchreif, das soll die Nachbetrac­htung zeigen.“Aber Spenden müssen zukünftig auf jeden Fall noch viele gesammelt werden, denn zu unterstütz­en und zu helfen gibt es mehr als genug.

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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Die Düsseldorf­er Band „Sinnfrei“gehörte zu dem Dutzend Interprete­n, die die Festivalma­cher von „Rock gegen Rechts“verpflicht­en konnten. Auch sie verzichtet­en auf Gage.

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