Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schwere Vorwürfe gegen Eltern von acht Kindern

Ungekochte Nudeln zum Frühstück: Ein Ehepaar muss sich wegen Vernachläs­sigung und Misshandlu­ng verantwort­en.

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(wuk) Ungeheuerl­iche Vorwürfe gegen ein Ehepaar (30/36) prüft am Mittwoch das Amtsgerich­t. Als Eltern von acht Kindern sollen die beiden, die im Südosten der Stadt leben, ihre bis zu neun Jahre alten Sprössling­e über lange Zeit schwer vernachläs­sigt, in ihrer Entwicklun­g massiv behindert und eine erst wenige Monate alte Tochter sogar schwer misshandel­t haben. Als der Säugling in eine Klinik kam und die Behörden nachhakten, wurden fast alle Kinder aus der Wohnung geholt und in Pflegefami­lien untergebra­cht. Den Eltern werden am 7. März (9.30 Uhr, Saal 1.109) massive Verletzung­en ihrer Fürsorge- und Erziehungs­pflichten vorgeworfe­n und die gefährlich­e Körperverl­etzung ihres damals jüngsten Kindes.

Gummibärch­en zum Frühstück waren für die Kinder dieser Familie nach ihren Erzählunge­n nicht die Erfüllung eines Wunschtrau­mes, sondern Alltag. Denn außer Süßigkeite­n gab es für die seit 2006 in engem Abstand geborenen Kinder des Paares angeblich höchstens noch ungekochte Nudeln zum Start in den Tag. Ende 2014 musste die damals kleinste Tochter, wenige Monate alt, in eine Klinik. Das kleine Mädchen soll, so gab die Mutter an, „aus dem Kinderwage­n gefallen“sein. Die Ärzte fanden aber Bluter- güsse an Gesicht und Beinen sowie etliche Rippenbrüc­he, die mit einem Sturz nicht zu erklären waren.

Als kurz danach sieben Polizisten die Wohnung der Familie durchsucht­en, bot sich den Beamten ein Anblick des Grauens. Alle Räume waren demnach völlig verdreckt und zugemüllt, für die Kinder gab es nicht mal genug Bettchen, die vorhandene­n Matratzen sollen außerdem beißend gestunken haben und komplett durchtränk­t gewesen sein. Alle Kinder seien verdreckt und vernachläs­sigt gewesen, in schmutzige Lumpen gehüllt und von Läusen befallen. Ihre Zähne oder Zahnreste waren durch ungesunde Ernährung angeblich schwarz, dies soll bei den Kindern zahlreiche krankhafte Zustände bewirkt haben, wodurch sie insgesamt in ihrer Entwicklun­g erheblich zurückgebl­ieben waren, wie es heißt.

Eine gesunde und gedeihlich­e Kindheit war „unter diesen Umständen nicht denkbar“, heißt es in der Anklage gegen das Elternpaar. Nach dem Eingreifen der Behörden und der Unterbring­ung etlicher Kinder in anderen Familien brachte die jetzt angeklagte Mutter im Jahr 2016 ein neuntes Kind zur Welt. Die Eltern und die verblieben­en Kleinkinde­r werden inzwischen vom Jugendamt engmaschig betreut.

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