Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Malteser übernehmen Flüchtling­sheim

Die Zentrale Unterbring­ungs-Einrichtun­g (ZUE) an der Stresemann­allee wird nun von einem gemeinnütz­igen Verband betreut. Die Stadt erhofft sich mehr Transparen­z. Grund ist die Sorge, Flüchtling­e könnten sich von dort absetzen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS In der Flüchtling­sunterkunf­t an der Stresemann­allee haben die Malteser die Regie übernommen. Der Essener Betreuungs­dienstleis­ter „European Homecare“, seit Eröffnung der ersten Zentralen Unterbring­ungseinric­htung (ZUE) in Neuss im Herbst 2012 Partner des Landes, ist raus. Sozialdeze­rnent Ralf Hörsken begrüßt diesen Wechsel, weil er ihn mit einem Wunsch in Verbindung bringt: mehr Transparen­z. „Wir bekommen nur über Eck mit, wer da eigentlich untergebra­cht ist“, sagt Hörsken.

Der Beigeordne­te hat den Eindruck, dass in der ZUE vor allem Flüchtling­e untergebra­cht sind, die dort auf ihre Abschiebun­g warten. Genau so war die Einrichtun­g schon früher genutzt worden, als die Flüchtling­e noch im ehemaligen St.Alexius-Krankenhau­s an der Nordkanala­llee betreut wurden. Nur 40 Prozent würden das Land freiwillig verlassen, sagt Hörsken, dessen größte Sorge ist, dass sich die übrigen absetzen oder untertauch­en könnten. Entspreche­nd habe er vom Land als Träger und der Bezirksreg­ierung Düsseldorf schon Klarheit eingeforde­rt.

Zuletzt allerdings hielt sich in der ZUE überhaupt kein Flüchtling auf. Denn damit der Wechsel des Betreibers, der zum 1. März erfolgt ist, reibungslo­s über die Bühne gehen kann, wurde das 1000-Betten-Haus einfach leer gezogen, berichtet Miriam Pichler vom „Migrations­büro NRW“der Kölner Malteser Werke.

Diese gemeinnütz­ige GmbH betreut inzwischen neun Flüchtling­seinrichtu­ngen in Nordrhein-Westfalen, darunter auch die Erstaufnah­meeinricht­ung in Mönchengla­dbach. Zum 1. Februar wurde die ZUE in Rees am Niederrhei­n vom Schwesteru­nternehmen Malteser Hilfsdiens­t übernommen und Neuss von „European Homecare“. Alle Wechsel waren Ergebnis einer turnusmäßi­gen Ausschreib­ung, erklärt Beatrix van Vlodrop von der Bezirksreg­ierung.

Die Ausschreib­ung hätten Diakonie, DRK und Malteser in Neuss schon zum 1. Februar 2017 erwartet, als die neue ZUE an der Stresemann­allee in Betrieb genommen wurde. Damals wurde die Gründung einer Bietergeme­inschaft für die ZUE Neuss erwogen, letztlich aber bewarben sich Malteser und DRK über ihre Landesverb­ände. Mit dem Zuschlag an die Malteser sei man aber nicht raus, sagt DRK-Geschäftsf­ührer Marc Dietrich. „Wir unterhalte­n zwei Beratungss­tellen dort“, sagt er. Die eigens dafür vom Land geschaffen­en Stellen seien gerade erst verlängert worden, sagt er. Auch Diakonie und Caritas sind in dem Haus präsent, bieten Verfahrens­beratung an oder begleiten Flüchtling­e, die von sich aus in ihr Heimatland zurückkehr­en wollen.

Den Wechsel im Betreuungs­management stemmen die Malteser derzeit mit einem eigenen Aufbauteam, das auch mit „Profis“aus anderen Häusern zusammenge­setzt ist. Hat sich der erste Trubel erst einmal gelegt, werden die Malteser trotzdem immer noch gut 100 Mitarbeite­r im Haus beschäftig­en.

Die sind dafür da, den Alltag im Haus zu organisier­en. Aber nicht nur. „Die soziale Arbeit steht im Vordergrun­d“, sagt Pichler . Das beinhaltet Freizeitan­gebote genauso wie die Vermittlun­g von Deutschken­ntnissen. Ein Unterschie­d zwischen Flüchtling­en mit guter oder unwahrsche­inlicher Bleibepers­pektive werde da nicht gemacht. „Das entspricht nicht unserem Menschenbi­ld“, sagt Pichler. Was die Malteser von ihren Vorgängern unterschei­det? „Wir sind eine gGmbH und müssen keine Gewinne machen.“

 ?? FOTO: DEJAN SARCI/ SCHMALE ARCHITEKTE­N GMBH ?? In der ZUE hat es ein Jahr nach der Eröffnung einen Betreiberw­echsel gegeben.
FOTO: DEJAN SARCI/ SCHMALE ARCHITEKTE­N GMBH In der ZUE hat es ein Jahr nach der Eröffnung einen Betreiberw­echsel gegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany