Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sextett fängt Stimmungen in der Natur ein

Die Künstlergr­uppe Photo5plus zeigt im Museum Kunstraum unterschie­dliche Blicke auf die Natur. Inhaltlich reichen die Fotos von Beobachtun­gen im Wald bis hin zu abstrakten Verfremdun­gen von Pflanzen.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

NEUSS Die Ausstellun­g „Botanique“im Museum Kunstraum Neuss bündelt in einer anregenden Mischung sechs gegensätzl­iche Sichtweise­n zu Pflanzen und Natur. Seit 2014 präsentier­t die Künstlergr­uppe Photo5plus immer wieder Arbeiten zu einem gemeinsame­n Thema. „Nicht jedes liegt allen gleich gut, wir befinden uns dabei immer in einem konstrukti­ven Prozess“, erzählt Stefanie Minzenmay. „Aber jeder nimmt die Herausford­erung an.“

Tilman Neubert begab sich dafür an seinen Lieblingso­rt, den Wald. Die grüne Abgeschied­enheit bietet ihm weit mehr als Erholung. Mit der Kamera spürt er Stimmungen und Strukturen nach, entdeckt geheimnisv­olle Motive, die seiner Neigung für mystische Märchen entspreche­n. Stefanie Minzenmay kann sich für Naturgewal­ten begeistern, je heftiger, umso besser. „Ich setze mich gern den Elementen aus und bin dankbar, dass wir das Wetter nicht steuern können“, sagt sie, „dadurch ergeben sich überwältig­ende Schauspiel­e.“So erlebte und fotografie­rte sie es auch bei einem Unwetter in Italien im vorigen Sommer: „Die Bäume wirkten nach dem prasselnde­n Regen wie Fabelwesen.“Noch einen Schritt weiter in surreale Welten wagt sich Susanne Hartmann. Als ihr an einem Straßenran­d in Südfrankre­ich eine wundersame winzige Frucht ins Auge fiel, fühlte sie sich inspiriert zu weiterer Suche. Beim Fotografie­ren verfremdet­e sie ihre Fundstücke. Vor tiefschwar­zem Hintergrun­d entstanden daraus seltsame Gebilde, die wie Marsmännch­en oder fragile Tiefseebew­ohner anmuten.

Bei der Vernissage zu „Botanique“hob Gonne Kühl vom Verein der Freunde und Förderer des Museums das Novum dieser Ausstellun­g hervor: Nie zuvor wurden in der einstigen Trafostati­on am Alten Stadtgarte­n Fotos gezeigt. Dahinter steckte aber kein Konzept, es habe sich bisher bloß nicht ergeben, erklärte Organisato­rin Gerhild Faymonvill­e.

Für ihre Arbeiten setzten die Künstler digitale und analoge Techniken ein, fotografie­rten mit Lochkamera oder Smartphone. Genauso unterschie­dlich geriet auch die Wahl ihrer Objekte. Frank Szafanski konzentrie­rte sich bei seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf Kak- teen. „Sie erschienen mir durch ihr abweisende­s und stachelige­s Wesen am weitesten von floraler Romantik und Gefälligem entfernt“, begründet er. Witzig, wie er zwischen die borstigen Pflanzen die Stoppeln auf einem männlichen Haupt schmuggelt.

Dagegen trumpft das Tableau von Juliane Wende in jedem der zwölf Bilder mit großer Farbenprac­ht auf. Das Thema „Botanique“weckte in ihr Assoziatio­nen an duftende Blüten, pralles Blattwerk, den Geruch von Torf und die mit Feuchtigke­it geschwänge­rte Luft in Gewächshäu­ern. Ihre Motive fand sie in Karlsruhe und Kaliningra­d, im Aostatal und im Schwarzwal­d.

„Keinen tieferen Sinn, nur Spaß“schreibt Stefan Kögel seiner achtteilig­en Bilderseri­e zu. Er erkor einen roten Weihnachts­stern zum Star, platzierte ihn auf weichen Teppichbod­en, den rauen Belag neben einer Zapfsäule oder in eine antike Nische. Als Stadtmensc­h sei er eher mit Zimmerpfla­nzen sozialisie­rt worden, merkt er an. So kam er auf den Weihnachts­stern, gut transporti­erbar, flexibel einzusetze­n – und aus unverwüstl­ichem Plastik. „Er begleitete mich im Auto bis nach Rom und war immer top in Form.“

 ?? FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Bildaussch­nitt aus einem Foto von Stefan Kögel: Der Künstler hat eine achtteilig­e Bilderseri­e zur Ausstellun­g beigesteue­rt. Insgesamt sechs Künstler zeigen ihre Annäherung­en an die Natur und die Auseinande­rsetzung mit ihr.
FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Bildaussch­nitt aus einem Foto von Stefan Kögel: Der Künstler hat eine achtteilig­e Bilderseri­e zur Ausstellun­g beigesteue­rt. Insgesamt sechs Künstler zeigen ihre Annäherung­en an die Natur und die Auseinande­rsetzung mit ihr.

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